Was ist das? - Definition
Bei der akuten Mittelohrentzündung handelt es sich um eine vorwiegend eitrige,schmerzhafte Entzündung der Schleimhaut des Mittelohrs. Sie wird von schlechtem Allgemeinbefinden und, besonders bei Kindern, oft von hohem Fieber begleitet. Sie kann in jedem Lebensalter auftreten, Kinder im Alter von drei Monaten bis drei Jahren sind jedoch besonders häufig betroffen.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Das Mittelohr ist über eine Röhre, genannt "Eustachische Röhre" oder auch "Ohrtrompete" oder "Tube", mit dem Rachenraum verbunden. Krankheitserreger können über diese Röhre in das Mittelohr gelangen und dort eine Entzündung hervorrufen. Aus diesem Grund tritt die akute Mittelohrentzündung oft im Zusammenhang mit einem Schnupfen oder einer Erkältung auf. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sind hierfür sehr anfällig, da bei ihnen diese Röhren noch kurz und weit sind und gerade verlaufen. In den meisten Fällen verursachen Bakterien die Erkrankung.
Seltener sind Viren wie das Grippevirus ("Grippeotitis") oder Herpesvirus die Verursacher.
Infektionen über den Blutweg im Rahmen einer Blutvergiftung oder als Komplikation von Infektionskrankheiten wie Masern ("Masernotitis") oder Scharlach ("Scharlachotitis") sind ebenfalls selten. Sie können bevorzugt bei Kindern auftreten.
Bei einem beschädigten Trommelfell ist es möglich, dass Erreger von außen ins Mittelohr gelangen, z.B. durch Eindringen von Badewasser oder bei unsachgemäßer Reinigung des äußeren Gehörgangs.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die akute Mittelohrentzündung äußert sich durch heftige pulsierende Schmerzen, die oft nachts stärker werden, Klopfen im Ohr, Schwerhörigkeit, herabgesetztes Allgemeinbefinden, Kopfschmerzen und Fieber bis 39-40°C. Der Bereich hinter dem Ohr ist besonders zu Beginn der Erkrankung druckempfindlich, weil die Schleimhaut des Warzenfortsatzes mit entzündet ist. Der Warzenfortsatz ("Mastoid") liegt hinter dem knöchernen Teil des Gehörgangs (als knöcherner Knubbel hinter dem Ohrläppchen tastbar). Er enthält lufthaltige Hohlräume, so genannte Warzenfortsatzzellen, die mit dem Mittelohr in Verbindung stehen.
Säuglinge mit einer Mittelohrentzündung greifen sich oft ans Ohr (Ohrzwang) und reagieren sehr empfindlich auf die Berührung der Ohrmuschel. Außerdem bestehen bei Säuglingen neben hohem Fieber oft ausgeprägte allgemeine Veränderungen wie Störungen der Ernährung und der Verdauung. Je jünger das Kind ist, desto weniger eindeutig sind die Beschwerden, und allgemeine Symptome stehen im Vordergrund.
Bei älteren Personen tritt häufig kein Fieber auf.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Zu Beginn der Erkrankung produzieren die entzündeten Schleimhäute Flüssigkeit, die sich im Mittelohr sammelt. In dieser Phase sind die Beschwerden am stärksten. Häufig kommt es nach 1-2 Tagen zu einem kleinen Einriss im Trommelfell. Die Flüssigkeit kann abfließen und Schmerzen und Fieber lassen nach. Anschließend klingt der Ohrfluss ab, der Trommelfelldefekt verschließt sich und das Gehör normalisiert sich wieder. Bei unkompliziertem Verlauf ist die Entzündung nach 2-4 Wochen abgeheilt.
Durch Resistenz der Erreger oder ungenügende Dosierung des Antibiotikums kann sich eine "latente Otitis media" entwickeln. Die Beschwerden klingen schnell ab und es entsteht der Eindruck, die Erkrankung sei vollständig abgeheilt. Nach 2-3 Wochen flackert die Entzündung wieder verstärkt auf.
Komplikationen entstehen, wenn sich die Entzündung weiter ausbreitet. Häufig entsteht eine Mastoiditis (Entzündung des Warzenfortsatzes). Auch eine Beteiligung des Innenohrs oder die Entwicklung einer Hirnhautentzündung sind möglich.
Der Arzt sollte auf jeden Fall aufgesucht werden, damit der auslösende Erreger und mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden und eine optimale Behandlung möglich ist.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Die Sonderformen der akuten Mittelohrentzündung wie Masern oder Scharlach sind von den gleichen Symptomen wie die akute Mittelohrentzündung begleitet. Sie nehmen häufig einen schweren Verlauf. Durch bleibende Trommelfelldefekte kann eine chronische Mittelohrentzündung entstehen.
Problematisch ist auch eine Infektion mit dem Herpes-Virus, die durch spezielle Medikamente behandelt werden muss.
Bei einer Entzündung des äußeren Gehörgangs treten ebenfalls starke Ohrenschmerzen und Fieber auf.
Die genaue Diagnose und Festlegung der Therapie kann nur durch den Arzt erfolgen
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
- Bettruhe
- Wärmebehandlung durch Wärmelampe, Wärmekissen (mit Dinkel oder Kirschkernen gefüllt) oder Zwiebelsäckchen. Für ein Zwiebelsäckchen werden Zwiebeln kleingehackt, ohne Öl erwärmt und die Zwiebelstückchen in ein Tuch eingeschlagen, das auf das Ohr aufgelegt wird. Die Zwiebeldämpfe wirken zusätzlich entzündungshemmend. Achtung:. Die Wärmebehandlung ist in der akuten ersten Phase und bei Komplikationen nicht geeignet, da sich durch die vermehrte Durchblutung die Beschwerden verstärken können.
- Den Gehörgang nicht mit Watte verschließen. Durch den Verschluss entsteht eine feuchte Kammer, in der sich Keime und Pilze vermehrt ansiedeln können.
- Tritt die Otitis media im Zusammenhang mit einem Schnupfen auf, verschaffen abschwellende Nasentropfen Linderung.
Bearbeitungsstand: 21.11.2011
Quellenangaben:
Thews, Mutschler, Vaupel, Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen, WVG, (2007), 5. Aufl. - Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Nagel, Gürkov, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2009), 2. Auflage - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Mittelohrentzündung: Behandlung
Eine Mittelohrentzündung klingt fast immer innerhalb weniger Tage von selbst wieder ab. Die meist kleinen Patienten haben jedoch häufig starke Schmerzen. Daher ist ein wichtiges Ziel der Behandlung, die Beschwerden rasch zu lindern. In manchen Fällen kann es zudem sinnvoll sein, auf Antibiotika zurückzugreifen.
Was Sie selbst tun können
Eine Mittelohrentzündung kann vor allem für kleine Kindern mit belastenden Symptomen verbunden sein. Was tun, wenn die Kleinen – oder auch Erwachsene – unter Schmerzen, Fieber, Erbrechen & Co. leiden?
- Gegen die Ohrenschmerzen hilft meist eine Behandlung mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen. Diese Medikamente erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Darüber hinaus können Ohrentropfen mit Wirkstoffen wie Procain und Phenazon die Schmerzen möglicherweise etwas mildern. Fragen Sie vor der Anwendung Ihren Arzt, ob Ohrentropfen bei Ihrem Kind infrage kommen.
- Paracetamol und Ibuprofen können zudem das Fieber senken.
- Bei einer verstopften Nase verschaffen abschwellende Nasentropfen oder -sprays Linderung. Dass diese Präparate auch den Verlauf der Mittelohrentzündung positiv beeinflussen, indem sie die Belüftung des Mittelohrs verbessern, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Nasentropfen oder -sprays sollten Sie nicht länger als wenige Tage verwenden, da sonst die Nasenschleimhaut dauerhaft beschädigt werden kann. Halten Sie sich zudem an die für die Altersgruppe empfohlene Dosis.
- Wer eine Mittelohrentzündung hat, sollte sich körperlich schonen und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
Ebenso wichtig wie eine Behandlung mit Medikamenten: Ein krankes Kind braucht während der Erkrankung viel Zuwendung!
Wann Antibiotika?
In der Regel klingt eine Mittelohrentzündung nach zwei bis sieben Tagen ohne Komplikationen ab. Daher ist es in den meisten Fällen sinnvoll, zunächst ein bis zwei Tage abzuwarten, wie die Erkrankung verläuft, und erst dann zu entscheiden, ob eine Behandlung mit Antibiotika infrage kommt. Risikopatienten, zum Beispiel Personen, deren Immunsystem geschwächt ist, erhalten gegebenenfalls auch direkt nach der Diagnose Antibiotika. Zu möglichen Nebenwirkungen von Antibiotika zählen Durchfall, Übelkeit und Hautausschlag.
Antibiotika sind sinnvoll, wenn die Mittelohrentzündung durch Bakterien hervorgerufen wurde. Sind dagegen Viren die Ursache, bleiben Antibiotika wirkungslos. Eine bakterielle Infektion geht oft mit eitrigem Ausfluss aus dem Ohr einher. Auch eine beidseitige Mittelohrentzündung bei Kindern unter zwei Jahren kann ein Anzeichen für Bakterien sein.
Der Arzt wird eine Behandlung mit Antibiotika (z.B. mit dem Wirkstoff Amoxicillin) nur dann vorschlagen, wenn dies wirklich nötig ist.
Trommelfellschnitt und Paukenröhrchen
Wenn die Schmerzen trotz Medikamenten nicht nachlassen oder die Beschwerden anhalten, wird der Arzt möglicherweise auf eine andere Behandlung zurückgreifen.
Wenn entzündliches Sekret in den hinter dem Trommelfell befindlichen Hohlraum des Mittelohrs gelangt – in die Paukenhöhle –, spricht man von einem Paukenerguss. Meist bildet sich ein Paukenerguss nach einer Mittelohrentzündung nach einiger Zeit von selbst zurück. In manchen Fällen geschieht dies jedoch nicht. Die Kinder können unter Umständen nicht mehr richtig hören.
Beim Trommelfellschnitt, auch Parazentese genannt, setzt der Arzt einen kleinen Schnitt in das Trommelfell. So kann Flüssigkeit, die sich durch die Entzündung im Ohr angesammelt hat, nach außen fließen oder abgesaugt werden.
Bleiben die Beschwerden weiterhin bestehen oder leidet das Kind immer wieder unter einer Mittelohrentzündung, kann es notwendig sein, dass der Arzt ein sogenanntes Paukenröhrchen einsetzt. Bei diesem Eingriff wird unter Narkose ein kleines Metall- oder Kunststoffröhrchen im Trommelfell platziert. So wird das Mittelohr besser belüftet. Nach einigen Monaten fällt das Paukenröhrchen wieder von selbst raus oder der Arzt entfernt es.
Was kann man tun, um einer Mittelohrentzündung bei Kindern vorzubeugen?
Zu hundert Prozent verhindern lässt sich eine Mittelohrentzündung nicht, aber Sie können das Risiko ein wenig senken. Untersuchungen haben ergeben, dass bestimmte Faktoren die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung erhöhen. Kinder, die als Passivraucher häufig Tabakrauch einatmen müssen, bekommen häufiger eine Mittelohrentzündung als andere. Achten Sie daher darauf, Ihr Kind von Rauch fernzuhalten. Und auch Kinder, die sehr häufig einen Schnuller bekommen, erkranken öfter an einer Mittelohrentzündung.
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Letzte Aktualisierung: März 2017