Allergie gegen rotes Fleisch nach Zeckenstich

NAS | 09.11.2024

Allergische Reaktionen nach dem Verzehr von Rind, Schwein oder Lamm: Solche Fälle treten in den vergangenen Jahren häufiger auf, berichtet die Krankenkasse Barmer. Die seltene Allergie könnte auf den Stich einer bestimmten Zeckenart zurückzuführen sein.
Die Lone-Star-Zecke ist vor allem im Süden und Osten der USA verbreitet. image.originalResource.properties.copyright

Zecken können nicht nur Krankheitserreger übertragen, sondern offenbar auch eine schwerwiegende Allergie auslösen, berichtet die Krankenkasse Barmer in einer Pressemeldung. In den vergangenen Jahren haben Mediziner laut Barmer eine zunehmende Anzahl von Fällen des sogenannten Alpha-Gal-Syndroms beobachtet, insbesondere in den USA: Diese seltene Allergie führt dazu, dass Betroffene plötzlich kein rotes Fleisch mehr vertragen. „Überraschenderweise wurde festgestellt, dass diese Allergien häufig auf den Stich einer bestimmten Zeckenart, der sogenannten Lone-Star-Zecke, zurückzuführen sind“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Diese Zeckenart ist in den südlichen und östlichen Teilen der USA heimisch, breitet sich jedoch zunehmend auch in andere Regionen aus. Mit ihnen steige auch die Zahl der Menschen, die nach einem Stich die beschriebene Fleischallergie entwickeln.

Was ist das Alpha-Gal-Syndrom?

Die durch den Zeckenstich ausgelöste Nahrungsmittelallergie wird als Alpha-Gal-Syndrom bezeichnet. Der Name stammt von einem speziellen Zuckermolekül, das in den Zellen von nicht-menschlichen Säugetieren, also in der Regel in rotem Fleisch, vorkommt. „Bei einem Stich der Lone-Star-Zecke überträgt diese das Alpha-Gal-Molekül direkt über die Haut auf den Menschen, was das Immunsystem dazu veranlasst, Antikörper dagegen zu bilden. Diese können dann später nach dem Verzehr von rotem Fleisch eine allergische Reaktion auslösen“, erklärt Petzold.

Die Symptome treten etwa zwei und sechs Stunden nach dem Konsum von rotem Fleisch auftreten. Typisch sind Hautausschläge, Juckreiz und Schwellungen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In schwereren Fällen können Atemnot, Schwindel oder gar ein anaphylaktischer Schock auftreten, der lebensbedrohlich sein kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Lebensmittelallergien tritt die Reaktion nicht sofort nach dem Verzehr auf, sondern verzögert. „Das macht die Diagnose oft schwierig, da Betroffene die Symptome zunächst nicht mit dem Fleischkonsum in Verbindung bringen“, erläutert Petzold.

Rotes Fleisch vermeiden

„Eine Heilung ist aktuell nicht möglich. Die wichtigste Maßnahme für Menschen, die am Alpha-Gal-Syndrom leiden, besteht darin, den Konsum von rotem Fleisch strikt zu vermeiden“, sagt Petzold. Im Falle einer allergischen Reaktion können verschiedene Antihistaminika oder Kortikosteroide verschrieben werden, um die Symptome zu lindern. Menschen, die besonders schwere Reaktionen erleiden, sollten zudem immer ein Notfallset mit Adrenalin, Kortison, Antihistaminikum und Asthmaspray bei sich tragen, um im Falle eines anaphylaktischen Schocks schnell reagieren zu können.

Vor Zecken schützen

Um sich vor einem Zeckenstich zu schützen, trägt man beim Aufenthalt in waldigen oder grasbewachsenen Gebieten am besten lange, helle Kleidung. Auch Zeckenabwehrmittel, die es in der Apotheke gibt und auf die Haut aufgetragen werden, sind empfehlenswert. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper gründlich auf Zecken abgesucht werden. Wird dabei eine Zecke entdeckt, sollte diese so schnell wie möglich entfernt werden. Mit Hilfe einer speziellen Zeckenkarte oder Pinzette wird das Tier möglichst nah an der Haut gegriffen und langsam herausgezogen, ohne es dabei zu quetschen oder zu drehen. Je schneller eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden.