Antikörper statt Kortison: Asthma-Symptome langfristig lindern

NAS | 12.10.2024

Asthma wird heutzutage anders behandelt als noch vor wenigen Jahren. Im Interview erklärt ein Experte mehr über den Wandel in der Asthma-Behandlung und wie Betroffene davon profitieren können.
Bei leichtem Asthma reicht eine inhalative Therapie mit Kortison und Medikamenten, die die Bronchien erweitern. Für schwere Fälle gibt es seit einigen Jahren neue Medikamente, sogenannte Biologika. image.originalResource.properties.copyright

Was hat sich bei der Therapie von Asthma geändert?

Prof. Dr. Christian Taube: Früher wurde schweres Asthma ausschließlich mit inhalativer Therapie und Kortison in Tablettenform behandelt. Die Gabe von Kortison in Tablettenform über einen längeren Zeitraum kann jedoch zu erheblichen Nebenwirkungen führen. Das können Hautveränderungen und Gewichtszunahme sein, aber auch schwerwiegendere Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes, grüner und grauer Star. Schon seit einigen Jahren stehen auch neu entwickelte Antikörper, auch Biologika genannt, zur Asthma-Behandlung zur Verfügung. Sie sind sehr nebenwirkungsarm und hochwirksam. Nicht zuletzt dank dieser Antikörper können wir in der Therapie mittlerweile sowohl eine Kontrolle der Asthma-Symptome als auch eine langfristige Abschwächung bis hin zur Freiheit von Symptomen anstreben. Wir sprechen hier von einer Remission.

Was versteht man genau unter einer Remission von Asthma?

Prof. Dr. Christian Taube: Remission heißt, dass sich die Beschwerden einer Erkrankung komplett zurückbilden. Dabei wird zwischen einer spontanen Remission ohne Behandlung unterschieden, wie sie bei Asthma im Kindes- und Jugendalter vorkommen kann, und einer Remission unter medikamentöser Therapie. Wir verfolgen in der Therapie mittlerweile das Ziel, dass sich die Symptome nicht mehr akut verschlechtern und keine Atemnot auftritt, auch bei Patienten mit schwerem Asthma.

Welche Patienten profitieren von der neuen Antikörper-Therapie?

Prof. Dr. Christian Taube: Asthma ist gekennzeichnet durch Entzündungsreaktionen und eine Verengung der Atemwege. Bei leichtem Asthma reicht eine inhalative Therapie mit Kortison und Medikamenten, die die Bronchien erweitern. Bei der rein inhalativen Gabe von Kortison sind keine Nebenwirkungen auf den gesamten Körper zu erwarten. Bei akuten Anfällen, sogenannten Exazerbationen, muss dann gegebenenfalls auch Kortison in Tablettenform gegeben werden. Über einen kurzen Zeitraum ist gegen eine solche Kortison-Behandlung in Tablettenform nichts einzuwenden, sie ist in einigen Situationen auch absolut notwendig. Die langfristige Einnahme, über Wochen, Monate oder gar Jahre kann dank der Antikörper bei einem großen Anteil der Patienten vermieden werden. Die Biologika greifen ganz gezielt in die Entzündungsreaktionen ein und schalten bestimmte Botenstoffe aus, die diese Reaktionen hervorrufen.

Welche Vorteile hat die neue Therapieform für Betroffene?

Prof. Dr. Christian Taube: Wir wollen eine langfristige Stabilität erreichen. Das wünschen sich Patienten. Sie möchten durch ihre Erkrankung nicht mehr eingeschränkt werden und so wenig Beschwerden wie möglich haben. Die Antikörper haben nur in vereinzelten Fällen Nebenwirkungen. In ganz seltenen Fällen können zum Beispiel allergische Reaktionen der Haut auftreten, die nach Absetzen der Medikamente aber wieder abklingen. Das ist aber wirklich rar. Ansonsten geben auch Langzeitstudien keinerlei Hinweise auf schwere Nebenwirkungen wie Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder gar Tumorbildung. Die Behandlung mit Antikörpern ist also eine sehr wirksame und sichere Therapieoption.

Ich nehme schon seit Jahrzehnten ein- und dieselben Medikamente gegen Asthma. Sollte ich nun meinen Arzt auf einen Wechsel der Medikation ansprechen?

Prof. Dr. Christian Taube: Das hängt maßgeblich davon ab, wie es Ihnen grundsätzlich mit der Erkrankung geht. Wenn es Ihnen recht gut geht und sie kaum Beschwerden haben, sollte vielleicht eher die Dosierung der aktuellen Medikamente reduziert werden. Wenn Sie durch die Erkrankung hingegen eingeschränkt werden und es häufiger zu akuten Verschlechterungen der Symptome kommt, so dass eine stärkere Therapie notwendig wäre oder wenn sie bereits eine hoch inhalative Therapie erhalten, dann sollte vielleicht besser eine Antikörper-Therapie in Betracht gezogen werden.