Blindheit lässt sich nicht simulieren
16.01.2015
Nachdem Studienteilnehmer mit verbundenen Augen selbst erfahren hatten, wie es sich anfühlt, nichts sehen zu können, glaubten sie eher, dass Blinde weniger dazu in der Lage sind, zu arbeiten und ein selbstständiges Leben zu führen. Anders war dies bei Studienteilnehmern ohne eine Behinderung oder solchen, bei denen eine andere Behinderung simuliert worden war, zum Beispiel eine Amputation. In einem anderen Experiment sagten Teilnehmer mit verbundenen Augen, dass sie, sollten sie erblinden, vermutlich weniger leistungsfähig seien und weniger schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen könnten als Teilnehmer, deren Augen nicht verbunden worden waren. Dies demonstriere zum einen, wie selbstzentriert Menschen seien, wenn sie die Situation anderer beurteilen, sagt die Wissenschaftlerin Arielle Silverman von der University of Colorado Boulder, die selbst blind ist. Zum anderen zeige es, dass das Simulieren von Blindheit, das eigentlich Brücken bilden soll, manchmal mehr schaden kann als nützen.
Für die Versuche hatten mehr als 100 Studenten verschiedene Aufgaben absolviert. Einem Teil der Studenten waren dabei die Augen verbunden worden, anderen nicht. Zu den Aufgaben gehörte, einen Raum zu durchqueren, einen Flur entlang zu laufen oder Münzen richtig zu sortieren und Haufen zu bilden. Bei einer anderen Aufgabe mussten die Teilnehmer erst herausfinden, dass eine Kanne geschlossen ist, dann den Deckel öffnen und so viel Wasser wie möglich in ein Glas füllen, ohne dass es überlief. Damit Menschen ihre Einstellung gegenüber blinden Personen ändern, seien Simulationen nötig, die über typische Alltagsaktivitäten hinausgehen und Strategien vermitteln, wie man sich an das Blindsein anpassen kann, so Silverman.
HH