Borreliose

Katrin Faßnacht-Lee | 02.12.2024

Die Borreliose ist in Europa mit Abstand die am häufigsten von Zecken (Holzbock) übertragene bakterielle Erkrankung. Im Krankheitsverlauf können die Erreger grippeähnliche Symptome auslösen, aber auch Haut, Gelenke, Nervengewebe oder das Herz angreifen. Je früher Zeckenstich oder Symptome erkannt werden, desto besser der Verlauf.
Bei einer Borreliose zeigt sich in vielen Fällen eine sich ausbreitende Rötung rund um die Einstichstelle zeigt. Diese sogenannte Wanderröte kann jedoch auch ausbleiben. image.originalResource.properties.copyright

1. Überblick

Die Lyme-Borreliose bekam ihren Namen von der amerikanischen Kleinstadt Lyme, wo in den 1970er Jahren besonders viele Infektionsfälle durch Borrelien-Bakterien auftraten. Die Erreger werden von Zecken auf den Menschen übertragen. Etwa einer von 100 Zeckenstichen verursacht eine Infektion mit entsprechenden Symptomen. Je schneller man die Zecke entfernt, desto unwahrscheinlicher ein Krankheitsausbruch. Bleibt die Zecke länger als 12 bis 24 Stunden in der Haut, steigt die Übertragungs-Wahrscheinlichkeit stark an. Als erstes Symptom zeigt sich bei vielen Betroffenen die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans): eine kreisförmige, sich langsam ausdehnende Hautentzündung rund um die Einstichstelle. In den verschiedenen Stadien der Erkrankung kann es zu einer Vielzahl unterschiedlicher Symptome kommen. Behandelbar ist die Lyme-Borreliose in der Regel durch Antibiotika.

2. Symptome

Neben der Wanderröte kommt es anfangs oft zu grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt oder heilt nicht von allein ab, kann sie im weiteren Verlauf verschiedene Stadien durchlaufen, in denen die Bakterien unterschiedliche Körperregionen angreifen. Das kann zu Symptomen an Haut, Nerven, Gelenken sowie am Herzen führen.

3. Verlauf

Je nach Stadium treten bei der Lyme-Borreliose verschiedene Beschwerden auf. Nicht jeder Mensch durchläuft alle Stadien. Die Erkrankung kann mitunter auch erst asymptomatisch verlaufen und im Spätstadium zu Problemen führen. 

Stadium 1: Die Zeit, bis erste Erkrankungssymptome auftreten, beträgt etwa drei bis 30 Tage. Bei 89 Prozent der Infizierten entzündet sich die Einstichstelle, was sich durch eine sich ausbreitende Rötung rund um die Einstichstelle zeigt (Wanderröte). Da diese sogenannte Erythema migrans sehr unterschiedlich aussehen kann, empfiehlt sich im Zweifel, einen Arzt aufzusuchen. Oft bleiben die Hautrötungen jedoch auch unbemerkt. Bei Kindern treten häufiger auch kleine Schwellungen im Bereich des Ohres, der Brustwarzen oder der Genitalien auf (Borrelien Lymphozytome). Auch grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen gehören zu den möglichen Symptomen.

Stadium 2: Nach einigen Wochen bis Monaten treten bei manchen Menschen weitere Symptome auf. Auf der Haut erscheinen mitunter Rötungen verschiedener Größe an unterschiedlichen Stellen. Befallen Borrelien die Nerven (Neuroborreliose) kommt es – vor allem nachts – mitunter zu starken ausstrahlenden Schmerzen sowie zu Gesichtslähmungen. Auch Gelenkschmerzen (Lyme-Arthritis) an Knien, Sprung- oder Ellenbogengelenk kommen vor. In seltenen Fällen wirkt sich die Infektion auch auf das Herz aus (Lyme-Karditis). Folge sind mitunter schwere Herzrhythmus-Störungen.

Stadium 3: Noch Monate bis Jahre nach einem Zeckenstich bekommen Betroffene zum Teil chronische Spätsymptome – manchmal ohne die Krankheit vorher bemerkt zu haben. Auch im Spätstadium sind Haut (blaurote Verfärbungen, Schwellungen, dünne Haut), Nerven (Entzündungen im Zentralnervensystem, Gangstörung, Blasenstörung) oder Gelenke (Schwellungen und Schmerzen) betroffen.

4. Ursachen 

Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion durch sogenannte Borrelien. Übertragen werden die Bakterien von Zecken (Holzbock). Etwa 10 bis 35 Prozent der Zecken tragen Erreger in sich. Zecken sind ab einer Temperatur von 6 bis 8 Grad Celsius aktiv und halten sich im hohen Gras, am Waldrand oder im Unterholz auf. Sie „stechen“ Mensch und Tier, um Blut zu saugen, das ihnen als Nahrung dient. Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke, sodass es einige Stunden dauert, bis die Erreger nach dem Stich auf den Menschen übergehen. Daher gilt: Je eher die Zecken entfernt werden, desto geringer ist die Gefahr, sich zu infizieren. 

5. Diagnose 

Bei Verdacht auf Borreliose klärt der Arzt zunächst ab, ob ein Zeckenstich (auch in fernerer Vergangenheit) bekannt ist. Ein typisches Symptom im Frühstadium der Erkrankung ist die sogenannte Wanderröte – eine Rötung rund um die Einstichstelle. Bei länger zurückliegenden Zeckenstichen können auch andere klinische Symptome wie Hautveränderungen, Nervenschmerzen, Herzrhythmus-Störungen oder Gelenkschmerzen auf eine Lyme-Borreliose hinweisen. Besteht der Verdacht auf eine Infektion, kann der Arzt durch verschiedene Labortests auf Antikörper in Blut oder Liquor untersuchen.

6. Behandlung

Da die Lyme-Borreliose durch Bakterien verursacht wird, lässt sie sich mit Antibiotika behandeln. Im Frühstadium schlagen die Medikamente in der Regel besser an als im Spätstadium.

Kommt es zu Hautproblemen infolge der Infektion verschreiben Ärzte vor allem Doxycyclin und Amoxicillin. Die Behandlungsdauer richtet sich nach Schwere der Symptome und Stadium der Erkrankung. Sind die Nerven betroffen, empfiehlt die aktuelle Leitlinie zur Neuroborreliose die Antibiotika Doxycyclin, Ceftriaxon, Cefotaxim, Penicillin G. – im frühen Stadium über 14 Tage, im Spätstadium über zwei bis drei Wochen. Bei Gelenkbeschwerden wird die Behandlung mit Doxycyclin oder Amoxicillin über 30 Tage empfohlen. Gerade im Spätstadium verschwinden die Gelenksymptome teilweise nicht ganz. Eine intravenöse Antibiotikabehandlung kann dann empfohlen werden. Nicht immer lassen sich alle Beschwerden durch die Therapie mit Antibiotika heilen. Aktuelle Leitlinien raten dennoch von länger anhaltenden sowie auch vorsorglichen Antibiotika-Gaben ab.

7. Was die Apotheke rät

Der beste Schutz vor der Lyme-Borreliose ist die Vorbeugung. Dazu gehören:

  • Bei Wald- und Wiesen-Spaziergängen lange Hose, ein Oberteil mit langen Ärmeln und festes Schuhwerk tragen. Die Socken am besten über die Hose ziehen.
  • Helle Kleidung macht es leichter, Zecken darauf zu sehen, sodass man sie frühzeitig entfernen kann.
  • Anti-Zecken-Mittel, sogenannte Repellenzien, können helfen, die Blutsauger fernzuhalten.
  • Nach einem Aufenthalt im Freien den Körper nach Zecken absuchen. Zecken bevorzugen Orte wie Kniekehlen, Achselhöhlen oder den Genitalbereich. Weitere beliebte Stichstellen sind Haaransatz und Ohren, der Hals oder der Bauchnabel. Sachgerecht entfernen.

Für Zeckenschutz ist die Apotheke der richtige Anlaufpunkt. Hier bekommt man insektenabwehrende Mittel, sogenannte Repellentien, die einige Stunden wirken. Das Team vor Ort berät zu Anwendung und Wirksamkeit. 

Wer bereits eine Zecke an sich entdeckt hat, sollte diese am besten sofort sachgerecht entfernen. Eine Zeckenkarte, -zange, -schlinge oder eine Pinzette aus der Apotheke erleichtern dies. Wichtig bei jeder Methode: Die Zecke senkrecht entfernen und das Tier dabei nicht quetschen. Ebenso nicht herausdrehen.

8. Borreliose kurz zusammengefasst

  • Die Lyme-Borreliose ist eine von Zecken übertragene bakterielle Erkrankung.
  • Um eine Infektion zu vermeiden, ist Vorbeugung durch Repellenzien und angemessene Kleidung beziehungsweise ein Entfernen der Zecke in den ersten Stunden nach dem Stich wichtig.
  • Das auffälligste Anzeichen einer Borrelien-Infektion ist die sogenannte Wanderröte, die innerhalb von wenigen Tagen bis zu vier Wochen auftritt.
  • Wer die Wanderröte oder andere Anzeichen einer Borreliose bei sich oder Angehörigen erkennt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen. Je früher eine Behandlung mit Antibiotika erfolgt, desto besser.
  • Bei einer Borreliose können neben der Haut auch Nerven, Gelenke und das Gehirn betroffen sein. Manchmal treten die Symptome erst Wochen bis Jahre nach einem Zeckenstich auf. Auch dann kann eine Behandlung mit Antibiotika noch helfen.

Zuletzt aktualisiert: 14. November 2024

Quellen