Duftstoffe in Pflegeprodukten könnten eine frühe Pubertät auslösen

ZOU | 18.09.2024

Auf der Suche nach Chemikalien, die ein frühes Einsetzen der Monatsblutung bei Mädchen bewirken könnten, wurde ein moschusartiger Duftstoff identifiziert. Er wurde früher häufig in Herrenparfums verwendet und ist in der Europäischen Union verboten, findet sich möglicherweise aber immer noch in der Umwelt und in Pflegeprodukten.
Ein spezieller Duftstoff könnte ein frühes Einsetzen der Pubertät triggern. image.originalResource.properties.copyright

Die Forschungsgruppe hat nach Stoffen gesucht, die ein Netzwerk von Nervenzellen in einem Bereich des Gehirns beeinflussen, von dem bekannt ist, dass es eine Rolle für den Beginn der Pubertät spielt (der Hypothalamus). Es steuert über ein Hormon (das Gonadotropin-Releasing-Hormon, GnRH) einen Regelkreis, der die Eierstöcke zur Östrogen- und die Hoden zur Testosteron-Produktion anregt. Daran ist vermutlich auch das Neuropeptid Kisspeptin beteiligt.

Moschus-Duftstoff beeinflusst Hormone

Im Labor testeten die Forschenden die Auswirkungen von rund 10.000 verschiedenen Substanzen auf die GnRH- und Kisspeptin-Aktivität der Zellen. Einige Dutzend von ihnen störte einen oder beide der Wege. Eine Verbindung stach dabei besonders hervor: Moschus-Ambrette. Sie hat eine ähnliche Wirkung wie Kisspeptin.

Weitere Tests mit Moschus-Ambrette an Hypothalamus-Zellen von Menschen und Mäusen sowie an jungen lebenden Zebrafischen zeigten, dass der Duft Gehirnzellen zu Signalen anregt, die eine frühe Pubertät auslösen könnten.

Duftstoff in der EU verboten

Der Duftstoff wurde früher in Kosmetika und Herrenparfums verwendet. Nachdem sich herausstellte, dass er Nervenzellen von Ratten schädigte, wurde er in den 1990er Jahren in der EU verboten. In Indien und China wird er aber weiterhin produziert. Zudem ist die Substanz abbauresistent und findet sich weiterhin in der Umwelt.

Im letzten Jahrhundert ist das durchschnittliche Alter bei der ersten Monatsblutung deutlich gesunken, und auch die Brustentwicklung beginnt eher. Dieser Trend hat Auswirkungen auf die Gesundheit, da mit einer frühen Pubertät das Risiko für psychische Probleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs steigt.

Quelle: DOI 10.1210/endocr/bqae103