Einsam? Damit sind Sie nicht allein

18.09.2017

Wer hat nicht schon einmal bewusst oder unbewusst auf andere geschielt und überlegt, wie viele Freunde man selbst hat und wie viele die anderen? Einer neuen Studie zufolge plagen solche Gefühle fast jeden zweiten jungen Menschen. Und: Offenbar kann allein der Glaube, alle anderen hätten mehr soziale Kontakte als man selbst, das Wohlbefinden beeinträchtigen.
Fast jeder zweite junge Mensch glaubt, dass alle anderen mehr Freunde hätten als er selbst. image.originalResource.properties.copyright

Wie Forscher aus Kanada und den USA feststellten, dachten etwa die Hälfte der befragten Studienanfänger, ihre Kommilitonen hätten mehr Freunde und würden mehr Zeit mit anderen verbringen als sie selbst. Selbst wenn das nicht stimmte, wirkte sich allein diese Annahme auf das Wohlbefinden und das Zugehörigkeitsgefühl aus, so das Ergebnis, das im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin veröffentlicht wurde. „Wir wissen, dass die Größe der sozialen Netzwerke einen signifikanten Effekt auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden hat“, sagt Studienautorin Ashley Whillans von der Harvard Business School. Ihre Arbeit belege nun jedoch, dass schon Annahmen darüber die Zufriedenheit beeinflussen können.

Gerade während des Studiums finden Aktivitäten mit anderen häufig an Plätzen statt, wo sie leicht für andere zu sehen sind, etwa in Cafés, der Mensa oder Bibliotheken. In der Folge könnte es sein, dass Studierende überschätzten, wie viele soziale Kontakte andere haben, sagt Senior-Autorin Frances Chen von der University of British Columbia. Es müsse nun weiter untersucht werden, ob ähnliche Muster auch bei Migranten oder Menschen, die umziehen oder einen neuen Job annehmen, auftreten. Solche Wahrnehmungen seien wahrscheinlich am stärksten, wenn Menschen in ein neues soziales Umfeld eintreten, so die Wissenschaftlerin.

HH