Experten warnen: Polio-Impfschutz bei Kindern dringend überprüfen
PZ/NAS | 17.12.2024
Seit September häufen sich die Berichte positiver Nachweise von Poliovirus in Abwasserproben - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien, Polen und dem Vereinigten Königreich. Dabei handelt es sich um sogenannte zirkulierende Impfstoff-abgeleitete Polioviren (cVDPV) vom Typ 2. Diese stammen von den abgeschwächten Impfviren des oralen Lebendimpfstoffs ab. Der Nachweis dieser Viren im Abwasser weist darauf hin, dass Menschen in Deutschland die Viren ausscheiden.
„Ungeimpfte oder nicht vollständig geimpfte Personen können sich bei mit cVDPV2-infizierten Menschen anstecken und an Poliomyelitis erkranken“, schreibt die STIKO. Die Experten rufen daher alle Eltern auf, den Impfstatus ihrer Kinder selbst zu checken oder von medizinischem Personal in der Kinder- oder Hausarztpraxis überprüfen zu lassen und fehlende Impfungen schnellstmöglich nachzuholen. Das Virus kann die gefürchtete Kinderlähmung hervorrufen: eine hochansteckende Infektionskrankheit, die vor allem Kinder unter fünf Jahren trifft.
Polio-Impfquoten sind unzureichend
In Deutschland gilt Polio als ausgerottet. Um dies beizubehalten, empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung im Säuglingsalter, bestehend aus drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Im Alter von neun bis 16 Jahren wird eine Auffrischimpfung empfohlen.
Die STIKO hat die aktuell bestehenden Impfquoten in Deutschland im Journal Epidemiologisches Bulletin (50/2024) veröffentlicht. Bei den Polioimpfquoten besteht bundesweit noch Luft nach oben. Daten des RKI-Impfquotenmonitorings zeigten, dass mehr als eine halbe Million Kinder eines Geburtsjahrgangs zum ersten Geburtstag noch keinen vollständigen Polioimpfschutz aufweisen – das sind 79 Prozent. Mit zwei Jahren sind es immer noch mehr als 180.000 Kinder pro Jahrgang (23 Prozent).
„Um Fälle von Kinderlähmung zu verhindern, müssen Impfserien möglichst zeitnah abgeschlossen und bestehende Impflücken dringend geschlossen werden“, mahnt die STIKO. Das Ziel sei eine Impfquote von mindestens 95 Prozent mit drei Impfstoffdosen bis zum Ende des ersten Lebensjahres.