Lassen sich Rückenmarksverletzungen mit einem Medikament heilen?
05.12.2019
60 Prozent der Mäuse, die nach einer Rückenmarksverletzung mit Gabapentin behandelt wurden, konnten ihre Vorderbeine wieder gut nutzen. Tiere, die nur ein Placebo erhalten hatten, erholten sich dagegen nur in 30 Prozent aller Fälle. „Unbehandelte Mäuse erholten sich spontan, aber es kam nie zu einer vollständigen Genesung. Die behandelten Mäuse wiesen noch Defizite auf, aber sie erholten sich deutlich besser“, sagte der Neurowissenschaftler Prof. Andrea Tedeschi, von der Ohio State University.
Langzeittherapie mit Gabapentin
Dafür war eine Langzeitbehandlung notwendig, denn die Mäuse erlangten die Funktion ihrer Vorderbeine erst nach einer etwa viermonatigen Behandlung wieder: Nach dieser Zeit konnten sie sich besser über eine horizontale Leiter bewegen und ihre Vorderzehen weiter ausbreiten als unbehandelte Mäuse. Beim erwachsenen Menschen würde diese Zeit etwa neun Jahren entsprechen.
Gabapentin beeinflusst die Aktivität eines Proteins, das das Wachstum von Nervenzellen hemmt. Indem das Medikament die Bremse löst, können die Zellen nach einer Verletzung besser wachsen. Schon 2017 hatte eine Analyse von Patientendaten ergeben, dass Personen, die Gabapentin oder ein ähnliches Medikament erhalten hatten, die Motorik nach einer Rückenmarksverletzung früh wiedererlangten und ein Zusammenhang zwischen der Einnahme und der Wiederherstellung der Muskelkraft bestand. Wie Gabapentin in solchen Fällen am besten eingesetzt wird, soll nun in größeren Tierstudien getestet werden.
ZOU