Grippeimpfung: Risiken häufig falsch eingeschätzt
25.10.2016
Zwischen 50 und 60 Prozent der über 65-Jährigen lassen sich jedes Jahr gegen Influenza impfen, bei den chronisch kranken Menschen lag die Zahl in den vergangenen Jahren bei 40 bis 60 Prozent. „Das sind besorgniserregend schlechte Quoten, wenn man bedenkt, dass gerade diese Gruppen durch Influenza besonders gefährdet sind“, sagt Professor Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg und Vorstandsmitglied der DGI. In der gesamten Bevölkerung liegt die Impfrate für Grippe bei etwa 30 Prozent. Eine Umfrage des Robert Koch-Instituts ermittelte im Jahr 2015 die Gründe dafür: So war die Hälfte der älteren und chronisch kranken Menschen der Ansicht, die Impfung könne eine Grippe selbst auslösen. „Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Tatsächlich ist dies aber nahezu ausgeschlossen, denn die Impfung enthält Proteine aus abgetöteten Erregern, also keine vermehrungsfähigen Erreger“, so Salzberger. Richtig sei, dass die Impfung manchmal Symptome einer Erkältung nach sich ziehen kann. Schwere Nebenwirkungen seien extrem selten. Auch die Einschätzung, Influenza sei keine gefährliche Erkrankung, zeige, dass vielfach nicht klar unterschieden werde. „Influenza ist kein grippaler Infekt, sondern eine Infektionskrankheit, die mit hohem Fieber einhergeht – gerade für ältere Menschen und solche mit geschwächtem Immunsystem ist sie also durchaus gefährlich“, so Salzberger weiter.
Ein Nachteil der Influenza-Impfung ist, dass sie keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion bietet. „Die Impfung kann theoretisch zwischen 70 und 80 Prozent der Infektionen verhindern. Allerdings nur, wenn der jährlich neu zusammengesetzte Impfstoff auch jene Virenstämme enthält, die später dann tatsächlich zirkulieren“, erklärt Salzberger. Influenzaviren mutieren jedoch sehr rasch. Deshalb kann es vorkommen, dass während der Grippewelle Viren im Umlauf sind, die der mit Vorlauf hergestellte Impfstoff nicht abdeckt. „Vakzine, die zusätzliche Virenstämme enthalten erreichen hier einen deutlich besseren Impfschutz“, sagt Salzberger. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen allerdings nicht regelhaft übernommen. „Für ältere Menschen, bei denen die Impfantwort – also das Ansprechen auf die Impfung – oft schwächer ausfällt, gibt es jedoch gute Strategien, um die Wirksamkeit der Impfung zu erhöhen“, sagt Salzberger. Dazu zähle etwa die Verabreichung einer höheren Impfdosis. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) empfiehlt vor allem älteren und chronisch kranken Menschen, sich beim Hausarzt zur Influenza-Impfung beraten und impfen zu lassen. Oktober und November seien die ideale Zeit für die Impfung.
DGI/NK