Warum man gegen Grippe häufiger impft als gegen Masern
22.05.2015
Die alljährliche Grippeimpfung, die dann eventuell nur bis zu einem gewissen Prozentsatz vor der Erkrankung schützt, erscheint vielen mühsam. Allerdings ist sie zur Vorbeugung unumgänglich, da die Grippeviren sich ständig verändern, die Krankheit sich quasi jede Saison neu erfindet. Masernviren sind dagegen recht unkompliziert in Schach zu halten: Bei ihnen reicht in der Regel eine Zweifach-Impfung im Kindesalter für einen Komplettschutz aus. Offenbar vertragen diese Erreger keine Veränderungen, fachsprachlich Mutationen, sagen Forscher von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York. Wie sie in der Fachzeitschrift Cell Reports berichten, werden bestimmte Eiweißstoffe auf der Oberfläche, die die Masernviren dazu benötigen, in Zellen einzudringen, bei fast jeglicher Art von Mutation unbrauchbar. Dies könne daran liegen, dass sich die Veränderungen im Erbgut auf die Stabilität, die Struktur oder die Funktion dieser Proteine auswirkt, so die Forscher.
Welchen Vorteil es für Masernerreger im Laufe ihrer evolutionären Entwicklung gehabt hat, so wenig flexibel zu sein, können die Forscher bisher nur vermuten. Eine Hypothese lautet, dass die Strategie, wie Masernviren in eine menschliche Zelle eindringen, viel komplexer ist als die von Grippeviren. So müssten die Grippeerreger, um ins Innere einer Zelle zu gelangen, lediglich an eines der verschiedenen Zuckermoleküle binden, die auf dem Äußeren von Zellen vorkommen. Masernviren benötigten dagegen eine speziell auf ihre Eigenschaften zugeschnittene Eintrittspforte, erklären die Forscher.
HH