Heilpflanzen entdecken
24.03.2015
Im Frühjahr erwachen viele Heilpflanzen aus ihrem Winterschlaf. Sie erfreuen unter anderem auch Barbara Neumann, eine Expertin für Heilpflanzen und passionierte Wanderin im Westerwald-Verein, die sich besonders für die im Frühling wunderbar violett blühenden, angenehm duftenden Veilchen begeistert: "Tee aus deren Blättern ist gut, zum Beispiel gegen Husten."
Wie im Westerwald können Wanderer in vielen Regionen Heilpflanzen finden. Einige Wege sind sogar darauf spezialisiert. So setzten im jetzigen Naturpark Steigerwald – im Aischgrund – die Menschen schon im Mittelalter auf die heilende Wirkung der Natur. Seit jeher wachsen hier Meerrettich, Hopfen und Pfefferminze. Heute führt ein Kräuterrundweg durch ein 200 Hektar großes Areal mit vielen weiteren Heilpflanzen. Unterwegs erweitern Infotafeln das botanische Wissen von Wanderern, welches sie im Kräutergarten Martin Brauer – Start und Ziel der 24 Kilometer langen Tour – unter Beweis stellen können.
Im Oberallgäu beschäftigt sich gleich ein ganzes Dorf mit Heilpflanzen. Das Kräuterdorf Niedersonthofen ist Etappenziel der zwölf Kilometer langen Wanderung rund um den Niedersonthofener See. Vor grandiosem Bergpanorama geht es vorbei an Feucht- und Magerwiesen zum Kräuterpark des Dorfes. Dort informieren "Wildkräuterfrauen" über Heilpflanzen und Pflanzenrituale.
Ebenfalls ein herrlicher Rundwanderweg führt im Naturpark Uckermärkische Seen von der Uferpromenade des Ortes Lychen nach Himmelpfort. Im dortigen Klostergarten gedeihen über 200 Heil- und Gewürzpflanzen. Und ganz im Westen Deutschlands erschließt der Eifeler Kräuterpfad Wanderern auf einer rund sechs Stunden langen Tour von Bad Münstereifel nach Nettersheim die Vielfalt regionaler Heilpflanzen. Nebenbei bekommt man hier noch zwei römische Tempelanlagen zu Gesicht.
Doch bei aller Faszination für die Pflanzen gilt in vielen Fällen: Bitte stehen lassen! Auch das Verlassen der Wege ist tabu, um ein Zertrampeln der Vegetation zu vermeiden. Neumann: "Viele Arten sind vom Aussterben bedroht und deswegen geschützt." Wer sicher gehen will, gut über Heilpflanzen informiert zu werden, sollte eine geführte Heilpflanzenwanderung machen. Während dieser Touren erklären Experten wie Barbara Neumann auch botanische Besonderheiten, die Laien Probleme bereiten: "Bei den Schachtelhalmen zum Beispiel gibt es zwei giftige Formen, die kaum vom Ackerschachtelhalm zu unterscheiden sind." Letzterer hilft bei Harnwegs- beziehungsweise Blaseninfektionen. Zudem erfahren die Teilnehmer solcher Wanderungen, ob eher die Blüten oder die Früchte, Samen, Blätter oder Wurzeln der Pflanzen heilend wirken.
Möchte man die gewonnenen Erkenntnisse nutzen und vorhandene Beschwerden unter anderem mit Heilpflanzen behandeln, bieten Apotheken dazu eine sehr gute Beratung an. Apotheker kennen sich mit der Wirkung von Heilpflanzenextrakten bestens aus, haben viele geprüfte Heilpflanzenpräparate vorrätig und wissen um deren mögliche Nebenwirkungen oder die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Jens Kuhr