Herzmassage: Wiederbelebung im Disco-Beat
04.11.2011
Wiederbelebungsmaßnahmen wie die Beatmung und die Herzdruckmassage können Leben retten. Etwa 100 Mal pro Minute sollte das Herz komprimiert werden, um einen Blutkreislauf bei der Reanimation aufzubauen. Aber wie schnell sind 100 pro Minute? Um den Menschen hier einen Anhalt zu geben, werden schon seit Jahrzehnten verschiedene Musikstücke empfohlen, an denen man sich orientieren sollte. Sie sollen wie ein inneres Metronom wirken, in dessen Takt der Brustkorb eingedrückt wird.
Australische Forscher haben nun verschiedene Songs auf einem Kongress des Australian College of Ambulance Professionals getestet. Dabei wurde die Reanimation von 76 erfahrenen Rettungskräften durchgeführt – über die Hälfte hatte innerhalb eines Jahres vor dem Kongress einen Rettungskurs absolviert und die Kenntnisse zur Reanimation aufgefrischt. Unter den Testpersonen fanden sich Sanitäter, Studenten oder Pflegekräfte und Ärzte. Die Forscher testeten "Achy Breaky Heart" von Billy Ray Cyrus und "Disco Science" von Mirwais gegen eine Wiederbelebung ohne Song als inneren Taktgeber.
"Disco Science" stellte sich als bestes "Metronom" heraus. Lief dieser Song während einer Wiederbelebung, erreichten 82 Prozent der Testpersonen die optimale Frequenz von 100 bis 120 pro Minute. Bei "Achy Breaky Heart" waren es nur 64 Prozent, ohne Musik erreichten 65 Prozent eine ausreichend hohe Frequenz.
Aber wer kennt schon "Disco Science"? Besser nimmt man wohl Welthits als Vorlage, die jedem potenziellen Nothelfer geläufig sind. In den USA galt lange der Song "Staying Alive" von den Bee Gees als Rhythmusgeber für die Herzdruckmassage. Hier ist auch der Titel, der übersetzt "Am Leben bleiben" bedeutet, Programm. Die aponet-Redaktion könnte sich auch "Your my heart, your my soul" von Modern Talking oder "Heart of Glass" von Blondie vorstellen.
Allerdings haben einige Lieder unerwünschte Folgen: Mit dem in Großbritannien beliebten Kinderlied "Nellie the Elephant" etwa erreichten einer Studie zufolge zwar gut ein Drittel der Testpersonen die gewünschte Zielfrequenz, allerdings verleitete das Kinderlied dazu, zu wenig Druck auf den Brustkorb auszuüben. Um das Herz wirklich zusammenzudrücken, muss man den Brustkorb etwa fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken.
Insgesamt zweifeln die Autoren der Studie, dass ein Song als "inneres Metronom" wirklich die Qualität der Wiederbelebung verbessere. Letztlich ist es wohl wichtiger, überhaupt etwas zu tun, als sich Gedanken darüber zumachen, zu welchem Song man die Herzmassage durchführt. Viel zu häufig kommt es außerhalb des Krankenhauses gar nicht zur Reanimation.
KK