In der Gruppe bleibt die Moral oft auf der Strecke
16.06.2014
Die Wissenschaftler maßen hierfür die Hirnaktivität in einem Bereich des Gehirns, der für die Selbstreflektion mitverantwortlich ist. Bei manchen Studienteilnehmern war dieser Hirnbereich weniger aktiv, wenn sie als Teil einer Gruppe an einem Wettbewerb teilnahmen. Das Gehirn reagierte dann zum Beispiel auf moralische Aussagen, die zu ihnen passten, weniger stark. Außerdem waren sie eher bereit, anderen zu schaden, als Teilnehmer, bei denen dieser Hirnbereich aktiver war. Das berichten die Forscher online im Fachmagazin NeuroImage. So sollten die Teilnehmer am Ende der Versuche aus einem Haufen von Fotos je zwei Fotos beider Teams auswählen, die mit der Studie zusammen veröffentlicht werden sollten. War die Hirnaktivität geringer, wählten die Teilnehmer die am wenigsten schmeichelhaften Fotos des gegnerischen Teams aus, ganz im Gegensatz zu ihrem eigenen. Als Teil einer Gruppe scheinen manche Menschen den Kontakt zu ihren moralischen Prinzipien zu verlieren, so die Wissenschaftler.
Doch gibt es noch viele weitere Faktoren, die bei gruppendynamischen Prozessen eine Rolle spielen. Zum Beispiel wenn ganz normale Menschen in einer Gruppe zum Mob werden, der plündert, Dinge zerstört oder sogar gewalttätig gegen andere wird. „Die Prioritäten ändern sich, wenn es ein „wir“ und ein „ihr“ gibt“, sagt Rebecca Saxe vom Massachusetts Institute of Technology. In einer Gruppe fühlen sich Menschen oft anonymer, weniger persönlich verantwortlich und entschuldigen manche Aktionen als notwendig, um ein höheres Ziel zu erreichen.
HH