Kein Alter: Das Geheimnis der Rolling Stones

PZ/EW/RF | 27.12.2024

Mick Jagger und Co. rocken auch mit über 80 noch die Bühnen dieser Welt. Wie schaffen sie es, dem Alter ein Schnippchen zu schlagen? Ein Frankfurter Pharmazieprofessor hat spannende Erklärungen. Seine Erkenntnisse zeigen: Wir alle können etwas dafür tun, um länger fit zu bleiben.
Ron Wood, Mick Jagger, Keith Richards: Die Rolling Stones fit wie eh und je bei der Party zur Veröffentlichung ihres bisher letzten Albums im Dezember 2023 in New York. image.originalResource.properties.copyright

Die Rolling Stones galten lange als Inbegriff des Rock'n'Roll-Lebensstils mit all seinen Exzessen. Doch heute, mit über 80 Jahren, stehen sie immer noch auf der Bühne und begeistern ihre Fans. Wie ist das möglich? Pharmazieprofessor Dr. Theo Dingermann von der Goethe-Universität Frankfurt hat sich mit dieser Frage beschäftigt und in einem Vortrag vor Studierenden interessante Erkenntnisse der Alternsforschung erläutert.

„Die Stones müssen verdammt gute Gene haben bei diesen Ausschweifungen zu Anfang ihrer Karriere", meinte Dingermann. „Aber sie hatten irgendwann die Einsicht, sehr gesund zu leben – und das mittlerweile schon sehr lange." Der Experte betont, dass wir selbst viel dafür tun können, um im Alter vital zu bleiben. Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Stressbewältigung und geistige Fitness spielen dabei eine wichtige Rolle.

Die biologische Uhr verlangsamen

Die Forschung hat zwölf biologische Merkmale identifiziert, die den Alterungsprozess beeinflussen. Dingermann legte in seinem Vortrag besonderen Wert auf drei Alterstreiber: 

  • Epigenetische Veränderungen, also Veränderungen unseres Erbguts im Laufe des Lebens.
  • Seneszente Zellen, die sich nicht mehr teilen, aber noch stoffwechselaktiv sind.
  • Inflammaging: Damit sind chronische, niedriggradige Entzündungen gemeint, die den Alterungprozess antreiben.

Epigenetische Veränderungen seien reversibel und stark vom Lebensstil abhängig, erklärt der Apotheker. Zum Beispiel ticke die Altersuhr durch Hungern langsamer. Dass Kalorienreduktion und Intervallfasten die Lebensspanne verlängern, sei gut belegt. Versuche mit Mäusen zeigten, dass sie gesünder und länger leben, wenn man ihnen nicht fortlaufend Essen anbietet, sondern sie Pausen machen. Mäuse würden dadurch also biologisch jünger. Insgesamt gesehen scheint jedoch die individuelle Genausstattung von noch größerer Bedeutung für ein längeres Leben zu sein, vermutet Dingermann.

Entzündungen als Alterstreiber

Chronische, niedriggradige Entzündungen beschleunigen den Alterungsprozess. Eine wichtige Rolle spielen dabei sogenannte seneszente Zellen, die sich nicht mehr teilen können, aber weiterhin Botenstoffe produzieren. Im Alter sammeln sich diese Zellen im Körper an und erzeugen eine entzündliche Umgebung, „die mit Alterserscheinungen wie Arteriosklerose, Lungenfibrose, Demenz oder Arthritis assoziiert ist. Es etabliert sich eine systemische Entzündung, weil sich so viele seneszente Zellen anhäufen. Das trägt entscheidend zur Entstehung von Krankheiten bei“, erklärte Dingermann.

Die Alternsforschung arbeitet intensiv daran, in diese Prozesse einzugreifen. Einige bereits zugelassene Medikamente werden auf ihr Potenzial zur Lebensverlängerung untersucht. Besonders vielversprechend sind derzeit SGLT-2-Hemmer, Metformin und Bisphosphonate. Auch GLP-1-Rezeptoragonisten könnten bald eine wichtige Rolle spielen.

Fazit: Jeder kann sein Altern beeinflussen

Die Erkenntnisse der Alternsforschung zeigen: Wir sind unserem biologischen Alter nicht hilflos ausgeliefert. Durch einen gesunden Lebensstil können wir aktiv Einfluss darauf nehmen, wie wir altern. Auch bei den Rolling Stones haben die Ausschweifungen der über 60-jährigen Bandgeschichte natürlich ihre Spuren hinterlassen – vor allem die Drogenexzesse. Mittlerweile leben die Bandmitglieder jedoch sehr gesund. Vielleicht liegt hier das Geheimnis der Rolling Stones – eine Mischung aus guten Genen und der Einsicht, auf sich zu achten.