Kinderkliniken müssen häufiger schließen
21.08.2018
Kranke Kinder benötigen einen etwa 30 Prozent höheren Personalaufwand als Patienten in der Erwachsenenmedizin, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Die Betreuung weise aber seit Jahren immer größere Lücken auf: Seit 1991 wurde laut Stiftung Kindergesundheit jede fünfte Kinderabteilung geschlossen. In der stationären Kinderheilkunde wurden vier von zehn Betten abgebaut. Die Folge: Längere Anfahrtswege bis zum nächsten Kinderkrankenhaus, längere Wartezeiten, riskante Transporte in weit entfernte Kliniken. Es müssten zudem immer mehr Kinder auf Erwachsenenstationen versorgt werden, wo sie unter Umständen von Ärzten behandelt werden, denen die Vertrautheit mit Kindern und das für die Kindermedizin erforderliche Spezialwissen fehlen.
Verantwortlich für die besorgniserregende Situation ist laut Stiftung Kindergesundheit das System der sogenannten diagnosebezogenen Fallpauschalen: Nach Einführung dieses Systems im Jahr 2004 wird jeder Patient als ein „Fall“ abgerechnet: Je schneller dieser das Krankenhaus verlässt, desto mehr Geld kann ein Krankenhaus sparen. Kinderärztliche Einrichtungen seien durch dieses System schnell in eine finanzielle Schieflage geraten. „Das System berücksichtigt nur unzulänglich den bei der Versorgung von Kindern entstehenden viel höheren Aufwand an Personal und Vorhaltemaßnahmen“, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit.
Die Stiftung fordert für die Behandlung von Kindern, die an schweren, komplexen, chronischen und seltenen Erkrankungen leiden, eine faire und kostendeckende Vergütung, die sich am tatsächlichen Behandlungs- und Pflegeaufwand orientiert. Es sei dringend notwendig, den besonderen Bedürfnissen kranker Kinder auch unter den Bedingungen einer zunehmend an wirtschaftlichen Interessen orientierter Medizin gerecht zu werden.
NK