Knochen: Wird Calcium überschätzt?

30.09.2015

Calcium ist gut für die Knochen, heißt es immer. Doch dass eine Extraportion Calcium gerade ältere Menschen vor Knochenbrüchen schützen kann, dafür konnte eine Analyse von über 50 Studien zu diesem Thema keinen Beleg finden.
Calcium soll die Knochen stärken - doch vor Brüchen bewahrt uns der Mineralstoff nicht. image.originalResource.properties.copyright

Um derzeitige Empfehlungen auf den Prüfstand zu stellen, hatten Wissenschaftler aus Neuseeland zahlreiche Calcium-Studien mit über 50-jährigen Teilnehmern unter die Lupe genommen. Dabei suchten sie nach Hinweisen, dass eine Extraportion Calcium die Knochendichte erhöht und das Frakturrisiko älterer Menschen senkt. Die Ergebnisse, die im Fachblatt The British Medical Journal veröffentlicht wurden, waren ernüchternd: Aus der Analyse ging hervor, dass calciumreiche Nahrungsmittel Knochenbrüche nicht verhindern können. Für Calcium-Präparate fanden die Forscher nur schwache und widersprüchliche Hinweise. Zwar erhöhte die Calcium-Zufuhr – sei es über die Ernährung oder entsprechende Präparate – die Knochendichte um ein bis zwei Prozent, dies sei jedoch so gering, dass es das Risiko für Knochenbrüche nicht verringert, lautet die Einschätzung der Studienautoren.

Senioren sollte nicht empfohlen werden, mehr Calcium zu verzehren, als sie durch eine ausgewogene Ernährung ohnehin schon aufnähmen, so das Fazit der Forscher. Es sei an der Zeit, bisherige Empfehlungen zu überdenken, schließt sich Professor Karl Michaëlsson von der Uppsala University in Schweden an. Insbesondere könne eine solche Empfehlung niemals pauschal für die gesamte Bevölkerung über 50 gelten. Die meisten Menschen würden von einer erhöhten Calcium-Aufnahme nicht profitieren, sondern sich stattdessen deren Risiken aussetzen, warnt Michaëlsson. So kann die Einnahme größerer Calcium-Mengen die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkte erhöhen. Das hatten frühere Arbeiten gezeigt.

HH