Macht Cannabis kreativ? Eher nicht

06.10.2016

Unter Cannabis-Rauchern ist die Meinung weit verbreitet, die Droge mache kreativ. Dass es sich dabei um eine Fehleinschätzung handelt, belegt eine Arbeit aus den Niederlanden. Stattdessen schwächt das Kiffen offenbar das Bewusstsein für eigene Fehler.
Offenbar ist Cannabis nicht dazu in der Lage, bei kreativen Höhenflügen zu helfen. image.originalResource.properties.copyright

Wie Experimente des Psychologen Mikael Kowal von der Universität Leiden zeigten, waren Cannabis-Raucher beim Brainstorming weniger gut, einem mentalen Prozess, der für kreative Leistungen unentbehrlich ist. Darüber hinaus funktionierte ein Gehirnprozess, der an der Überwachung von Fehlern beteiligt ist, bei chronischen Cannabis-Konsumenten schlechter. Eine hohe Cannabis-Dosis scheine beides zu beeinflussen, die unbewusste Verarbeitung von Fehlern sowie die späteren, bewusster ablaufenden Stadien der Fehlerverarbeitung, so das Fazit von Kowal.

Die wissenschaftliche Arbeit deutet zudem auf einen Langzeiteffekt des Cannabis-Rauchens hin: So stört Cannabis offenbar die Aktivität des Botenstoffs Dopamin im Gehirn. Studienteilnehmer, die regelmäßig Cannabis konsumierten, blinzelten weniger häufig spontan. Dies wiederum sei ein Indiz für eine verringerte Dopamin-Produktion, so Kowal. Andere Studien hätten allerdings belegt, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum nicht zwangsläufig einen katastrophalen Effekt auf die Dopamin-Aufnahme haben muss. Es könne gut sein, dass in dieser Hinsicht das Alter des ersten Kontakts mit der Droge ein entscheidender Faktor sei, vermutet der Psychologe. Auch die Art des Cannabis und die Art und Weise, wie neurobiologische Prozesse miteinander interagierten, könne individuelle Unterschiede erklären. Mehr Studien seien nötig, um die Auswirkungen des Cannabis-Rauchens und die individuellen Konsequenzen für mentale Funktionen abschätzen zu können, so Kowal.

HH