Magen-Darm-Probleme: Pflanzliche Mittel im Zentrum der Therapie

Peter Erik Felzer | 12.06.2024

Krämpfe, Durchfall, Verstopfung und Blähungen: Wer immer wieder darunter leidet, benötigt wirksame Arzneimittel – auch pflanzliche, so das Fazit einer wissenschaftlichen Pressekonferenz in Staffort bei Bruchsal.
Die Pfefferminze gedeiht hierzulade gut in heimischen Gärten. image.originalResource.properties.copyright

„Die Therapie funktioneller Verdauungsbeschwerden basiert auf mehreren Bausteinen“, erläuterte Professor Dr. Joachim Labenz auf der Veranstaltung. „Einer ist die Information über die Krankheit“, so der Internist vom Medizinischen Zentrum am Siegerlandflughafen in Burbach. Bereits das Wissen helfe den Betroffenen dabei, ihre Symptome besser zu meistern. Die Ernährung und das Umfeld spielen ebenfalls eine Rolle. „Und schließlich gibt es dann noch die medikamentöse Therapie, die dazu beitragen kann, die Symptome wie Schmerzen, Krämpfe, Blähbauch oder Verdauungsbeschwerden zu lindern.“

Experten wie Labenz fragen die Patientinnen und Patienten zunächst nach dem sogenannten Leitsymptom. Also den Beschwerden, die sie am meisten belasten. Danach richtet sich dann die Wahl des passenden Medikamentes. Spielen zum Beispiel Bauchkrämpfe die zentrale Rolle, kommen Arzneimittel zum Einsatz, die für Entspannung in der Verdauung sorgen. Plagen die Betroffenen besonders Verstopfungen, setzt man auf Wirkstoffe, die den Darm wieder in Gang bringen.

Therapie braucht Zeit

Labenz setzt auch gerne pflanzliche Arzneimittel ein, sogenannte Phytopharmaka. Sie spielen ihm zufolge in der Therapie von funktionellen Verdauungsbeschwerden eine zentrale Rolle. Gegen bestimmte Beschwerden gibt es nur wenige synthetische Medikamente, die für Linderung sorgen. Zudem sieht der Internist noch einen weiteren Vorteil. „Pflanzliche Präparate bieten durch ihre Zusammensetzung oftmals vielfältige Wirkmechanismen, die es erlauben, nicht nur ein Symptom, sondern ein Symptomspektrum gezielt anzugehen.“

Ein gutes Beispiel sei Pfefferminzöl, solo oder auch in Kombination mit Kümmelöl. Beides findet sich in den Behandlungsleitlinien zur Therapie des Reizdarms. So bindet Pfefferminzöl an die Kälterezeptoren des Darms, entfaltet dort einen kühlenden Effekt, was Schmerzen lindert. Außerdem blockiert es sogenannte Kalzium-Kanäle in der Darmwand, was Krämpfe löst. Kümmelöl beruhigt vor allem die Nerven des Bauchhirns und reduziert auf diese Weise Blähungen, um nur einige Effekte zu nennen.

Gerade bei chronischen Magen-Darm-Beschwerden rät Labenz zu ein wenig Geduld. „Man kann von einem pflanzlichen Präparat nicht erwarten, dass sich die Beschwerden nach der ersten Einnahme sofort in Luft auflösen. Funktionelle Magen-Darm-Beschwerden entwickeln sich nicht über Nacht, entsprechend muss man einer Therapie auch Zeit geben, ihre Wirkung durch eine mehrwöchige Einnahme – was auch den Leitlinien entspricht – zu entfalten.“