Nur jede 20. neue Therapie schafft es vom Tierversuch in die Praxis

ZOU | 14.06.2024

Bevor ein neues Medikament oder Behandlungsverfahren beim Menschen zum Einsatz kommt, wird es an Tieren getestet. Danach folgen schrittweise größere klinische Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit beim Menschen nachzuweisen – die Voraussetzung für eine Marktzulassung. Diesen Weg schafft aber nur jede 20. neue Therapie.
Forschungsdaten, die mit Versuchstieren gewonnen wurden, sind nicht in jedem Fall auf den Menschen übertragbar. image.originalResource.properties.copyright

Ein Team der Universität Zürich hat 122 Übersichtsarbeiten gesichtet, in denen die Übertragung von Therapien vom Tier auf den Menschen untersucht wurde. Von 367 neuen Medikamenten und Behandlungsverfahren gegen 54 Krankheiten wurde die Hälfte nach Tierversuchen in Studien an Menschen untersucht. 40 Prozent erreichten randomisierte kontrollierte Studien, die in mehreren Stufen die Wirkung und Nebenwirkungen einer Therapie erfassen. 5 Prozent bekamen am Ende eine behördliche Zulassung.

Die Entwicklungszeiten für neue Therapien sind lang: Der Schritt von Studien am Tier zum  Menschen dauerte durchschnittlich fünf Jahre, die Zeit bis zu randomisierten kontrollierten Studien sieben Jahre und bis zur Zulassung zehn Jahre.

Obwohl die Anzahl der Studien, die das erste Stadium überstehen, höher war als zuvor angenommen, lässt der niedrige Anteil der behördlichen Zulassungen vermuten, dass die Planung der Tierversuche und der frühen klinischen Studien häufig nicht optimal ist. Die Forschungsgruppe schreibt in dem Fachmagazin „PLoS Biol“: „Um die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen zu verbessern, plädieren wir für eine größere Robustheit der Studiendesigns in der Tier- und Humanforschung. Das kommt nicht nur den Versuchstieren, sondern auch betroffenen Patienten zugute.“

Quelle: DOI 10.1371/journal.pbio.3002667