Pflegekräfte sind häufig krank und arbeiten am Limit

Natascha Koch | 02.12.2020

Kranken- und Altenpfleger sind deutlich häufiger krank als viele andere Berufstätige und schaffen es oft nicht, bis zur Rente zu arbeiten. Um dies zu ändern, müssen die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden, so das Fazit das aktuellen Pflegereports der Krankenkasse Barmer.
Pflegekräfte sind oft überarbeitet und überdurchschnittlich häufig krankgeschrieben. image.originalResource.properties.copyright

Der Pflegereport verdeutlicht, wie groß der Handlungsbedarf in der Pflege ist: So fehlte jede krankgeschriebene Altenpflegefachkraft zwischen 2016 bis 2018 im Schnitt 18,6 Tage und damit 40 Prozent länger als Beschäftigte in sonstigen Berufen (13,3 Fehltage). Altenpflegehilfskräfte waren sogar im Schnitt 20,2 Tage krank. „Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an. Wenn sie ausfallen, werden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, zumal die Corona-Pandemie die angespannte Arbeitssituation der Pflegekräfte noch einmal verschärft“, sagte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Der Pflegeberuf sei so kraftraubend, dass zudem überproportional viele Beschäftigte nicht bis zur Rente durchhielten.

Depressionen und Rückenleiden verursachen viele Fehltage

Die meisten Pflegekräfte sind wegen psychischer Probleme und Muskel-Skelett-Erkrankungen krankgeschrieben. Laut Pflegereport weisen Beschäftigte in der Altenpflege etwa 80 bis 90 Prozent mehr Fehltage wegen Depressionen auf als Erwerbstätige in anderen Berufen. Rückenschmerzen verursachten bei Fachkräften in der Altenpflege knapp 96 Prozent und bei Hilfskräften etwa 180 Prozent mehr Fehltage als in anderen Berufen. „Die Arbeitsbedingungen in der Pflege können nicht so bleiben, wie sie sind. Hier sind die Arbeitgeber in der Pflicht, neben geregelten Arbeitszeiten stärker auf Vorsorge zu setzen. Es kann nicht angehen, dass nicht einmal jede zweite stationäre Pflegeeinrichtung Präventionskurse für ihre Beschäftigten anbietet“, sagte Studienautor Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Mit gezielten Trainings gegen Rückenprobleme oder psychischen Stress könne Einiges erreicht werden.

Um die Situation in der Pflege zu verbessern, sei ein Maßnahmenpaket erforderlich, ergänzte Straub. „In den Pflegeberufen ist eine Aus- und Weiterbildungsoffensive zwingend erforderlich. Der Gesetzgeber hat hier mit der Konzertierten Aktion Pflege, die bis zum Jahr 2023 einen deutlichen Zuwachs an Ausbildungsplätzen vorsieht, einen wichtigen Schritt gemacht. Allerdings richtet sich der Fokus dabei nur auf Pflegefachkräfte. Das reicht nicht aus“, so der Barmer-Vorstandsvorsitzende. Auch die Pflegedienste und -heime müssten verstärkt Ausbildungsplätze für Pflegehilfskräfte anbieten, um die Situation zu verbessern.

Quelle: Barmer Pflegereport 2020