Placebos helfen auch, wenn man weiß, dass sie wirkungslos sind

ZOU | 27.08.2024

Wenn Menschen Tabletten ohne Wirkstoff nehmen, stellt sich häufig trotzdem eine Besserung ihrer Beschwerden ein. Diese Wirkung ohne Wirkstoff wird Placeboeffekt genannt. Eine Studie aus den USA zeigt, dass dies auch funktioniert, wenn Menschen genau wissen, dass sie ein Placebo bekommen.
Tabletten ohne Wirkstoff können tatsächlich Beschwerden lindern - sogar dann, wenn man weiß, dass es sich um Placebos handelt. image.originalResource.properties.copyright

Die Studie wurde mit Menschen durchgeführt, die durch die Covid-19-Pandemie anhaltend stressbelastet waren. Sie nahmen zwei Wochen lang ein offengelegtes Placebo ein, sie wussten also, dass es sich um ein Scheinmedikament handelte. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die keine Tabletten einnahm, zeigte sich bei ihnen trotzdem schon nach dieser kurzen Zeit eine deutliche Verbesserung von Stress, Angst und Depression. Die Teilnehmen empfanden die „Therapie“ als einfach und nicht belastend.

„Langfristiger Stress kann den Umgang mit Emotionen beeinträchtigen und auf Dauer erhebliche psychische Gesundheitsprobleme verursachen. Daher freuen wir uns, dass eine Maßnahme, die nur einen geringfügigen Aufwand erfordert, solch einen Nutzen haben kann. Das macht offen verabreichte Placebos zu einer attraktiven Option für Menschen mit Stress, Angstzuständen und Depressionen“, sagte Prof Jason Moser, der die Ergebnisse mit seinem Team in dem Fachmagazin „Applied Psychology: Health and Well-Being“ veröffentlicht hat.

Die Placebos wurden den Teilnehmenden während der Pandemie aus der Ferne von einem Arzt verordnet und per Post zugeschickt. Das macht die Behandlung besonders attraktiv: „Die Möglichkeit, Placebos telemedizinisch einzusetzen, erhöht ihr Potenzial enorm. Sie sind besonders wertvoll für Menschen, die sonst keinen Zugang zu psychiatrischen Behandlungen hätten“, sagte Darwin Guevarra, der als Doktorand an der Studie mitgewirkt hat.