Prostatakrebs

Dr. rer. nat. Frank Schäfer  | 14.12.2024

Prostatakrebs ist hierzulande das häufigste Krebsleiden bei Männern. Laut Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten erkranken jährlich ungefähr 65.000 Patienten neu daran. Durch den Krebs kommt es zu etwa 15.000 Todesfällen pro Jahr. Lesen Sie hier mehr zu Symptomen, zur Früherkennung und zur Behandlung.
Prostatakrebs verursacht im frühen Stadium keine Symptome, daher sind Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig. image.originalResource.properties.copyright

Überblick

Die auch Vorsteherdrüse genannte Prostata liegt direkt unterhalb der Harnblase. Durch das Drüsenorgan hindurch verläuft die von der Blase ausgehende Harnröhre. Die in jüngeren Jahren etwa kastaniengroße Drüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes und trägt zur Spermabildung ein Sekret bei, das Samenzellen beweglich hält. Mit zunehmendem Alter treten häufig gutartige Wucherungen im Prostatagewebe auf, die mitunter den Harnabfluss aus der Blase stören. Zudem steigt mit dem Alter das Risiko für Prostatakrebs: Für einen 35-jährigen Mann liegt die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten zehn Jahren daran zu erkranken, bei unter 0,1 Prozent, mit 75 Jahren beträgt sie dagegen etwa 7 Prozent. 

Symptome 

Beschwerden, die nur bei Prostatakrebs auftreten und eindeutige, frühe Diagnosen erlauben, gibt es nicht, betont die Deutsche Krebsgesellschaft. Zu Beschwerden komme es meist erst, wenn der Krebsherd so groß ist, dass er auf die Harnröhre übergreift oder sich Streuherde (Metastasen) außerhalb der Prostata bilden. Folgende mögliche Symptome treten auf:

  • Vermehrter Harndrang, besonders nachts
  • Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens
  • Unfähigkeit zu urinieren
  • Schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • Schmerzhafte Ejakulation
  • Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
  • Starke Schmerzen im unteren Rückenbereich (Kreuzgegend), in Becken, Hüften oder Oberschenkeln (Ischiasschmerzen)
  • Weniger starke Erektion oder Impotenz
  • Verminderter Samenerguss

Diese Symptome können jedoch auch bei einigen anderen Erkrankungen oder altersbedingt vorkommen, Prostatakrebs ist in vielen Fällen nicht die Ursache. Dennoch rät die Deutsche Krebsgesellschaft zum Arztbesuch, falls einzelne oder mehrere dieser Beschwerden auftreten. Am besten geht man dann zu einem Urologen. 

Verlauf

Bei vielen Männern ist Prostatakrebs lokal begrenzt, wächst meist langsam und hat sich noch nicht im Körper ausgebreitet. Doch Prostatakrebs verläuft nicht bei jedem Patienten gleich, wofür mehrere Faktoren verantwortlich sind. Wichtig ist etwa, ob sich der Krebs noch innerhalb der Prostata befindet oder schon umliegendes Gewebe befallen hat, ob er bereits ins Lymphsystem eingedrungen ist oder ob Fernmetastasen beispielsweise in den Knochen vorliegen. Als weiterer sehr wichtiger Faktor gilt die Aggressivität des Krebses. Wird Prostatakrebs im Frühstadium erkannt und behandelt, kann man ihn ausheilen. Anders sieht es aus, falls der Tumor aggressiv wächst und bereits Fernmetastasen vorliegen, dann ist die Prognose für die Betroffenen schlechter. Aber auch in solchen Fällen lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen zumindest bremsen.

Ursachen

Die genauen Ursachen für Prostatakrebs sind bisher unbekannt. Es gilt aber als sicher, dass es bei einem Teil der Betroffenen erbliche Risiken gibt. Erkranken direkte Verwandte wie Väter oder Brüder an Prostatakrebs, kann das ein Hinweis sein. Das Risiko steigt weiter, je mehr Verwandte betroffen sind und je jünger sie zum Zeitpunkt der Diagnose waren. Im Verdachtsfall kann, wenn es gewünscht wird, eine genetische Beratung bei der Einschätzung des Risikos helfen.   

Lebensstilfaktoren, die ganz speziell das Risiko für Prostatakrebs beeinflussen, kennt man nicht. Experten empfehlen zur Vorsorge allgemein gesunde Lebensgewohnheiten. Dazu gehören

  • ein gesundes Körpergewicht,
  • körperlich aktiv zu sein,
  • sich gesund zu ernähren,
  • nicht zu rauchen und
  • den Alkoholkonsum einzustellen oder sehr gering zu halten.

Früherkennung und Diagnose

Da Prostatakrebs im Frühstadium meist keine Beschwerden verursacht, kann man ihn dann nur durch Maßnahmen zur Früherkennung feststellen. Einmal jährlich zahlen gesetzliche Krankenkassen Männern ab 45 Jahren eine Untersuchung, die man idealerweise bei einem Urologen durchführen lassen sollte. Der Arzt begutachtet die äußeren Geschlechtsorgane, fragt nach Beschwerden und untersucht auch die Prostata, indem er sie über den Enddarm abtastet. 

Die Aussagekraft der Tastuntersuchung für die Erkennung von Prostatakrebs ist jedoch begrenzt. Daher kann zusätzlich ein Bluttest auf das Prostataspezifische Antigen (PSA) sinnvoll sein. Es handelt sich um ein Eiweiß, dass in Prostatasekret enthalten ist und in geringen Mengen auch ins Blut gelangt. Den PSA-Test zur Früherkennung muss man selbst bezahlen. Je nach Ergebnis der Tastuntersuchung und/oder des PSA-Tests erfolgen Wiederholungsuntersuchungen oder bei auffälligen Befunden eine weitergehende Diagnostik etwa mittels Ultraschall, MRT, Computertomografie sowie einer Biopsie. 

Es besteht bei Untersuchungen zur Prostatakrebs-Früherkennung allerdings trotz erhöhter PSA-Werte die Möglichkeit eines „falschen Alarms“, da auch andere Faktoren als Prostatakrebs den PSA-Wert beeinflussen. Zudem werden bei auffälligen Befunden im Rahmen der Früherkennung und den darauffolgenden Untersuchungen auch solche Prostatakrebsherde erkannt und womöglich behandelt, die zu Lebzeiten des Patienten nicht aggressiv gewachsen wären.

Vor diesem Hintergrund empfehlen Experten, dass Ärzte Männer, die mindestens 45 Jahre alt sind und eine mutmaßliche Lebenserwartung von noch mehr als zehn Jahren haben, bei passendem Anlass über die Möglichkeit, aber auch über das Für und Wider der Krebsfrüherkennung informieren. Die umfassende Aufklärung soll Patienten befähigen, selbst zu entscheiden, ob sie Früherkennungsuntersuchungen auf Prostatakrebs hin wünschen. 

Therapie

Um eine passende Strategie für das Vorgehen nach Diagnose eines Prostatakrebses zu finden, wird die Situation des Patienten und das Risiko für ein aggressives Voranschreiten des Krebsleidens betrachtet. Es spielen das Tumorstadium, der PSA-Wert, das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und natürlich die Wünsche der Betroffenen bei der Wahl der Therapiemethoden eine große Rolle. Sehr wichtig ist eine gute ärztliche Aufklärung der Patienten zu den möglichen, teils nicht unerheblichen Nebenwirkungen der Therapien. 

Abwarten und aktiv überwachen: Bei einem wenig aggressiven, lokal begrenzten Prostatakrebs kann möglicherweise Abwarten mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen („Active Surveillance“) eine Option sein. Wird der Tumor gefährlicher, erfolgt dann eine heilende Behandlung. Allerdings fällt es Patienten mitunter schwer, mit dem Wissen um den Krebs zunächst keine Therapie zu beginnen. Daher ist hier eine gute fachärztliche Beratung zu den Vor- und Nachteilen einer aktiven Überwachung und eine engmaschige ärztliche Begleitung Betroffener besonders wichtig. Nicht zu verwechseln ist dieses Vorgehen mit dem abwartenden Beobachten, dem „Watchful waiting“. Hier erfolgen keine Kontrolluntersuchungen. Es wird erst eingegriffen, falls Symptome auftreten, um sie dann zu lindern. Eine Krebsheilung ist nicht das Ziel. Dieses Vorgehen eignet sich unter anderem, wenn die Lebenserwartung wegen des fortgeschrittenen Alters oder anderer Erkrankungen nicht mehr sehr hoch ist, sodass der Prostatakrebs vermutlich nicht die Todesursache sein wird. 

Totaloperation: Dabei entfernen Operateure die komplette Prostata mit den Samenblasen, einem Teil der Harnröhre und dem inneren Schließmuskel zwischen Blase und Harnröhre und manchmal auch naheliegende Lymphknoten. Mediziner bezeichnen das Verfahren als radikale Prostatektomie. Ziel ist die Heilung. Bei der anschließenden feingeweblichen Untersuchung sollten dazu keine Krebszellen an Schnitträndern vorliegen. Es kann womöglich so operiert werden, dass der Operateur nahe der Prostata verlaufende Nervenstränge schont, was das Risiko von Erektionsproblemen nach dem Eingriff senkt. Nicht immer aber ist das so durchführbar. 

Strahlentherapie: Hierbei wird die Prostata von außen über die Haut oder „innerlich“ durch in die Prostata eingebrachte reiskorngroße Kapseln mit einer radioaktiven Substanz auf kurze Distanz bestrahlt. Mitunter erfolgt zusätzlich zur Strahlentherapie eine Hormonentzugsbehandlung. Zudem lassen sich bei Bedarf die äußere und innere Bestrahlung kombinieren. Ist Prostatakrebs nicht zu fortgeschritten, kann Bestrahlung eine Heilung erreichen, in späteren Stadien zumindest den Krankheitsablauf verlangsamen und Beschwerden verringern. Unter Umständen kann Bestrahlung auch nach einer Prostata-Entfernung nötig sein. Es gibt außerdem zu spritzende Medikamente mit radioaktiven Substanzen. Sie können gegen Metastasen wirken, falls andere Therapien nicht ausreichen. 

Hormontherapie: Männliche Sexualhormone – Androgene – fördern das Wachstum von Prostatakrebs. Daher gibt es Medikamente, um die Bildung des Androgens Testosteron in den Hoden zu blockieren und so seinen Blutspiegel zu senken (GnRH-Analoga und -Antagonisten). Damit fehlt dem Prostatakrebs ein wichtiges Wachstumssignal. In diese Richtung wirken auch Substanzen, die Andockstellen für Androgene blockieren, ohne deren Blutspiegel zu beeinflussen (Androgenrezeptor-Blocker). Wird der Krebs resistent gegen Hormonentzug oder die Hormonblockade mit den genannten Wirkstoffen, kann man es mit Mitteln aus der Gruppe der neuen hormonellen Substanzen versuchen. 

Chemotherapie und zielgerichtete Therapie: Hat sich Prostatakrebs in Form von Fernmetastasen im Körper ausgebreitet, lässt sich der Krebs nicht mehr heilen, aber man kann den Krankheitsverlauf bremsen, unter anderem mittels Chemotherapie. Diese Behandlung trifft aber nicht nur sich teilende Krebszellen, sondern auch gesundes Gewebe mit sich teilenden Zellen. Daher treten deutliche Nebenwirkungen auf. Mitunter kann bei fortgeschrittenem Prostatakrebs eine zielgerichtete Therapie erfolgen. Das ist aber an Bedingungen gebunden, vor allem, dass ein Hormonentzug nicht ausreichend wirkt und bestimmte genetische Faktoren vorliegen (BRCA1-/BRCA2-Mutationen), damit ein Wirkstoff aus der Gruppe der PARP-Hemmer Krebszellen gezielt zum Absterben bringen kann.  

Was die Apotheke rät

Apotheker informieren zu den von Ärzten verordneten Medikamenten, etwa zu ihren Haupt-, Wechsel- und Nebenwirkungen. Bei belastenden Nebenwirkungen – beispielsweise infolge einer Chemotherapie – gibt es in Apotheken Mittel zur Linderung, etwa zur Hautpflege, gegen Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit oder gegen Schleimhautentzündungen. Bei Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme im Verlauf der Krebstherapie können Apotheken beraten und bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel anbieten.

Prostatakrebs kurz zusammengefasst

  • Prostatakrebs wächst häufig lokal und langsam, doch nicht immer ist oder bleibt das so.
  • Symptome bewirkt er anfangs kaum, erkennen kann man ihn dann nur über Früherkennungsuntersuchungen.
  • Die Tastuntersuchung der Prostata wird Männern ab 45 im Rahmen einer jährlich von den Kassen bezahlten Früherkennung angeboten. Zudem kann ein Bluttest auf PSA hilfreich sein.
  • Im Frühstadium kann man Prostatakrebs durch Operation und/oder Bestrahlung heilen, in späteren Stadien mit Hormonentzugs-, Strahlen- oder Chemotherapie zumindest bremsen.

Zuletzt aktualisiert: 12.09.2024

Quellen

 

ProstatakrebsFrüherkennung, Therapie, Nachsorge:

 ProstatakrebsFrüherkennung:

 Aktive Überwachung:

 Totaloperation der Prostata:

Hormontherapie:

Strahlentherapie:

Chemotherapie und gezielt Therapie (PARP-Hemmer):