Protest gegen Apothekenreform in Hessen

PEF | 27.06.2024

Die neuen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums gefährden die Arzneimittelversorgung vor Ort. Darauf wiesen mehr als 700 Teilnehmer am 27. Juni auf einer großen Apotheken-Demonstration in Frankfurt am Main hin.
Auf dem Opernplatz in Frankfurt am Main protestierten am 27. Juni zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker gegen die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers. image.originalResource.properties.copyright

„Apotheken kaputt sparen? Mit uns nicht.“ „Karl ist der Tod der Apotheke.“ „Jetzt reicht es uns!“ Nur drei Beispiele von Transparenten, mit denen hessische Apothekerinnen, Apotheker und ihre Mitarbeiter vor der Alten Oper in Frankfurt am Main gegen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbauch demonstrierten. Gleichzeitig bleiben heute und morgen als weiterer Protest die meisten Apotheken in Hessen geschlossen.

Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, sieht in den Plänen einen Generalangriff auf die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort. „Minister Karl Lauterbach rückt weder die Arzneimittelsicherheit noch die wohnortnahe Versorgung der Menschen in den Fokus. Er opfert uns Apotheker als letzte Kontrollinstanz und als letzten Sicherheitsfaktor zwischen der ärztlichen Verschreibung und dem Patienten auf dem Einsparungsaltar.“

"Apotheken light" stark in der Kritik

Es sind nicht die ersten Proteste gegen Minister Lauterbach. So gingen bereits im vergangenen Herbst zehntausende Apothekeninhaber und ihre Teams bundesweit auf die Straße. Besonders in der Kritik: sogenannte „Apotheken light“. Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums sehen vor, dass es in Filialapotheken nicht mehr zwingend ein Labor oder die Möglichkeit zur Herstellung individueller Arzneimittel – sogenannter Rezepturen – geben muss. Ebenfalls soll die Pflicht entfallen, dass in jeder Apotheke zwingend immer eine Apothekerin oder ein Apotheker vor Ort sein muss.

In diesen „Pseudo-Apotheken“ stehe laut Seyfarth den Patientinnen und Patienten kein Apotheker mehr in Präsenz vertrauensvoll und in gewohnter Weise als beratender Spezialist für Arzneimittel zur Seite. „Das ist eine nicht hinnehmbare Einschränkung in der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger“, kritisiert er scharf.

Seyfarth wies darauf hin, dass immer mehr Apotheken vor Ort schließen, weil sich aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage keine Nachfolgerinnen oder Nachfolger mehr finden. Dazu tragen auch die Pläne von Minister Lauterbach bei. „Nach unseren Berechnungen verursachen Lauterbachs Vorhaben perspektivisch weitere Einbußen in Höhe von 170 Millionen Euro für die Apotheken in der Bundesrepublik.“ Gleichzeitig habe es in den letzte 20 Jahren keine Anpassung der Vergütung in den Apotheken gegeben.