Reisedurchfall vorbeugen und im Griff behalten

Diplom-Oecotrophologin Katrin Faßnacht-Lee | 06.07.2024

Wer einen Urlaub im Süden oder in fernen Gefilden plant, könnte Bekanntschaft mit der sogenannten Reisediarrhö machen. Denn das ist die häufigste Infektionskrankheit, die man sich dabei einfangen kann. Wie man sich gegen die Erreger schützt und die Beschwerden in Schach hält.
In einigen Urlaubsländern ist das Risiko für Durchfall durch verunreinigte Getränke oder Lebensmittel höher. image.originalResource.properties.copyright

Gerade bei Reisen nach Mittelamerika, Afrika, und Südostasien machen viele Besucher Bekanntschaft mit Durchfällen. Aber auch im Mittelmeerraum oder in Osteuropa kann es einen erwischen. Auslöser sind Bakterien, Viren oder Parasiten, die durch andere Hygienestandards, verunreinigte Getränke oder Lebensmittel aufgenommen werden und dafür sorgen, dass die Verdauung verrücktspielt. Von Durchfall sprechen Experten, wenn man dreimal oder öfter am Tag sehr weichen Stuhlgang hat. Bei mehr als sechs Toilettengängen oder wenn Fieber, starke Schmerzen, Erbrechen oder Blut im Stuhl auftreten, handelt es sich um einen schweren Verlauf.

Richtig vorbeugen

Zunächst die wichtige Frage: Wie fange ich mir diese unangenehme Krankheit gar nicht erst ein? Wer diese Regeln befolgt, kommt in der Regel ungeschoren davon:

  • Waschen Sie häufig die Hände und verwenden Sie keine benutzten Handtücher.
  • Essen Sie nur durchgegarte Lebensmittel.
  • Meiden Sie Salate. Essen Sie Obst oder Rohkost nur, wenn Sie diese schälen können.
  • Verzichten Sie auf Eiscreme oder Eiswürfel.
  • Trinken Sie kein unabgekochtes Leitungswasser und verwenden Sie dieses auch nicht zum Zähneputzen.
  • Trinken Sie keine Rohmilch.
  • Vermeiden Sie Buffets mit kalten oder länger warmgehaltenen Speisen.

Übrigens: Menschen mit verminderter Magensäureproduktion fangen sich öfter einen Reisedurchfall ein. Das ist etwa der Fall, wenn man Magensäureblocker wie Pantoprazol einnimmt.

Gut behandeln

Hat „Montezumas Rache“ doch zugeschlagen, heißt es, aufmerksam zu bleiben. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung mild und ist nach drei bis fünf Tagen ausgestanden. Damit man nicht zu viel Flüssigkeit verliert, gilt es in dieser Zeit unbedingt ausreichend zu trinken. Das Tropeninstitut empfiehlt einen viertel Liter pro Stunde. Hier eignen sich neben Mineralwasser auch Saftschorlen, heiße Brühe und hin und wieder eine Tasse schwarzen Tee. So bekommt der Körper neben der Flüssigkeit auch Mineralstoffe zugeführt. Am allerbesten ist es, wenn man zusätzlich Elektrolyte aus der Apotheke im Reisegepäck hat, die dafür sorgen, dass alle Verluste sicher ausgeglichen werden.

Während es im Darm rumort, bietet es sich an nur leichte Speisen zu essen. Weißbrot, Zwieback, Haferschleim, Banane, geriebener Apfel, Salzstangen, Kartoffeln oder Reis ohne schwere Beilagen oder scharfe und fettige Soßen werden in der Regel gut vertragen und belasten den Darm nicht zusätzlich.

Wer trotz der Beschwerden unterwegs sein muss zum Beispiel auf einer Busreise, kann durchfallhemmende Medikamente nehmen. Entsprechende Präparate mit dem Wirkstoff Loperamid gehören in jedes Reisegepäck. Sie wirken nicht heilend, stoppen aber kurzzeitig den Durchfall. Für Kinder unter 12 Jahre ist der Wirkstoff nicht geeignet. Auch Erwachsene gilt: Ohne Rücksprache mit dem Arzt maximal zwei Tage einnehmen. Spezielle Probiotika oder gerbstoffhaltige Arzneimittel (z.B. mit Tanninalbuminat)  können mitunter vorbeugend oder lindernd wirken. Lassen Sie sich dazu in der Apotheke beraten.

Vorsicht bei schweren Verläufen

Besonders anfällig für schwere Verläufe sind Säuglinge, Kleinkinder, Senioren oder auch Menschen mit chronischen Vorerkrankungen. Diese, sowie Schwangere und alle anderen, die mit starken Beschwerden zu kämpfen haben, sollten in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Denn der starke Flüssigkeitsverlust kann sonst schwerwiegende Folgen haben und in extremen Fällen bis zum Tod führen. Rucksackreisende, die unter Umständen keinen Arzt vor Ort aufsuchen können, empfiehlt es sich, vor der Reise ein Antibiotikum (z.B. Ciprofloxacin oder Azithromycin) zur Selbstmedikation zu besorgen. Der Arzt kann bei Bedarf ein entsprechendes Rezept ausstellen.