RSV-Infektion: Antibiotika verursachen mehr Schaden als Nutzen
ZOU | 03.03.2022
Von 188 Kindern mit schwerer RSV-Erkrankung bekamen 96 für 14 Tage Azithromycin und 92 ein Placebo. Das Antibiotikum verringerte das Risiko für Atembeschwerden nach einer Infektion mit RSV nicht. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass es das Risiko für wiederkehrende Atemwegsbeschwerden in den nächsten zwei bis vier Jahren eher erhöhte.
Diese Ergebnisse, die in der Zeitschrift „NEJM Evidence“ erschienen sind, unterstützen die Aussagen von medizinischen Leitlinien, die von einer Antibiotikagabe bei Atemwegserkrankungen abraten. „Die Hauptaussage ist, dass Antibiotika keine Rolle spielen, weder bei der Behandlung einer akuten RSV-Bronchiolitis noch bei der Verringerung nachfolgender Atemwegsbeschwerden“, sagte Prof. Dr. Leonard Bacharier vom Kinderkrankenhaus in Vanderbilt. „Tatsächlich haben wir in unserer Studie zu schwerer RSV-Bronchiolitis festgestellt, dass Antibiotika im Allgemeinen das Risiko für Atembeschwerden in den folgenden zwei bis vier Jahren erhöhen. Wir müssen von der Anwendung abraten, da sie potenziell schädlich ist.“
Antibiotika werden bei der Behandlung von RSV häufig wegen gleichzeitig auftretender Komplikationen eingesetzt, wenn behandelnde Ärzte annehmen, dass diese eine bakterielle Komponente haben. „Dies kann durch unterstützende Pflege gelindert werden – Sauerstoff, Flüssigkeit, Beobachtung, Zeit und Liebe“, betonte Bacharier. „Wenn ein Arzt bei RSV-Bronchiolitis ein Antibiotikum verwenden will, muss es einen sehr starken Grund dafür geben: Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Kinder, die früh im Leben Antibiotika erhalten, ein erhöhtes Risiko haben, an Asthma zu erkranken, und diese Studie steht im Einklang mit diesen Hinweisen.“
Quelle: DOI 10.1056/EVIDoa2100069