Ungeplante Schwangerschaft wegen Abnehm-Spritze: Das müssen Sie wissen

NAS | 13.12.2024 11:19 Uhr

Medikamente zur Behandlung von Diabetes und starkem Übergewicht wie Semaglutid können die Fruchtbarkeit steigern. Frauen müssen über diesen Nebeneffekt der Behandlung besser aufgeklärt werden, fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).
Die Abnehmspritze kann die Fruchtbarkeit verbessern und unter Umständen sogar die Wirkung der Pille beeinflussen. image.originalResource.properties.copyright

Die als Abnehm-Spritze Wirkstoffe wie Semaglutid, Tirzepatid, Liraglutid oder Dulaglutid haben einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Das kann ungeplante Schwangerschaften begünstigen, gleichzeitig aber auch Frauen mit Kinderwunsch eine bessere Chance auf eine Mutterschaft bieten. „Viele stark übergewichtige Frauen unterschätzen die Auswirkungen der Therapie auf ihren Zyklus: Bereits eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 Prozent kann den Eisprung normalisieren“, informiert Professor Dr. med. Ute Schäfer-Graf, Oberärztin am Berliner Diabeteszentrum für Schwangere des St. Joseph Krankenhauses. 

Abnehmspritze kann Pille unwirksam machen

Hinzu kommt: Die Wirkstoffe, auch bekannt als GLP1-Analoga, können auch die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva wie der Pille beeinträchtigen– etwa durch Nebenwirkungen wie Erbrechen oder eine verzögerte Magenentleerung. Für Frauen ohne Kinderwunsch sei daher eine sichere Verhütung besonders wichtig, so Schäfer-Graf. Die Medizinerin empfiehlt daher, während der Therapie alternative Verhütungsmethoden in Betracht zu ziehen. 

Hoffnung für Frauen mit PCOS und Kinderwunsch

Mittlerweile ist klar, dass GLP1-Analoga die Chance auf eine Schwangerschaft sogar effektiver steigert als das bekannte Diabetes-Medikament Metformin. Untersuchungen zeigen, dass diese Wirkstoffe besonders Frauen mit Diabetes und einem polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) helfen können, Gewicht zu reduzieren und ihre Fruchtbarkeit zu verbessern. „GLP-1 Analoga bieten eine vielversprechende Option für diese Patientinnen, die oft unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden“, erklärt Schäfer-Graf. Die Diabetologin warnt jedoch davor, die Medikamente in Eigenregie als „Fruchtbarkeits-Booster“ zu verwenden.

Abnehmspritze nicht während der Schwangerschaft nutzen

Denn für Frauen, die während der Therapie mit diesen Medikamenten schwanger werden, ist Vorsicht geboten: Obwohl erste Untersuchungen an Schwangeren keine direkten Fehlbildungen durch GLP-1 Analoga zeigen, gibt es Hinweise aus Tierstudien auf potenzielle Risiken wie Wachstumsstörungen und eine unzureichende Nährstoffversorgung des Fötus. „GLP-1 Analoga sollten daher mindestens zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden, bei langwirkenden Präparaten wie Depot-Exenatid sogar drei Monate vorher“, rät Schäfer-Graf. Einzelne Berichte zeigen, dass manche Frauen das Medikament während der Schwangerschaft fortsetzen, um die gefürchtete Gewichtszunahme durch ein Absetzen des Medikaments zu verhindern – ein Vorgehen, das aufgrund der unklaren Datenlage ausdrücklich nicht empfohlen wird.

Frauen müssen besser aufgeklärt werden

„Frauen müssen wissen, wie diese neueren Antidiabetika auf ihre Fruchtbarkeit wirken und welche Risiken eine Schwangerschaft während der Therapie birgt“, so die Expertin. Angesichts der zunehmenden Anwendung von GLP-1 Analoga fordert die DDG weitere Studien, um die langfristigen Auswirkungen der Therapie auf Mutter und Kind besser zu verstehen.