Warum Tumoren im Alter stärker wachsen

ZOU | 10.09.2024

Eine US-Forschungsgruppe ist dem Geheimnis, warum ein älteres Immunsystem das Krebswachstum schlechter unterdrückt, ein Stück weit auf die Spur gekommen. Daraus ergeben sich möglicherweise neue Wege zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs.
Mit steigendem Alter steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken. image.originalResource.properties.copyright

In Versuchen mit Mäusen fand das Forschungsteam heraus, dass ein Medikament namens Anakinra, das normalerweise bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis eingesetzt wird, ungünstige Entzündungsreaktionen des Immunsystems bei frühem Lungenkrebs blockieren kann. Das ist ein wichtiges Ergebnis, weil das Immunsystem im Alter zunehmend Entzündungen verursacht, die die Krebsentwicklung vorantreiben.

Krebs wächst im Alter schneller

Das Team hatte zuvor festgestellt, dass Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmkrebs bei älteren Mäusen schneller wuchs als bei jüngeren. Durch die Transplantation von Knochenmark – der Quelle von Immunzellen – zwischen jungen und alten Mäusen simulierte es die Auswirkungen der Alterung des Immunsystems. Dabei stellte sich heraus, dass ein gealtertes Immunsystem auch bei jungen Mäusen das Krebswachstum beschleunigt und umgekehrt eine Verjüngung des Immunsystems das Krebswachstum bei älteren Mäusen reduzierte.

Der Alterseffekt hing damit zusammen, dass im Alter vermehrt Immunzellen ins Geschehen eintreten, die die Arbeit von anderen Zellen stören, die Tumorzellen töten. An diesem Prozess sind die entzündungsfördernden Botenstoffe Interleukin-1⍺ (IL-1⍺) und IL-1β beteiligt, die sich durch Anakinra blockieren lassen.

„Die gezielte Beeinflussung des alternden Immunsystems könnte das Krebsrisiko bei älteren Erwachsenen erheblich senken. Unsere Studie legt nahe, dass die Verstärkung der Immunantwort durch Immuntherapie wirksamer sein könnte als die direkte gezielte Beeinflussung von Tumoren. Anakinra, das bereits bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird, öffnet die Tür zur Ausweitung der Verwendung bestehender Medikamente zur Krebsprävention“, sagte Dr. Thomas Marron vom Krebsinstitut der Mount Sinai Medical School in New York.

Quelle: DOI 10.1126/science.adn0327