Wechseljahresbeschwerden: Keine Angst vor Hormonen
Natascha Koch | 15.01.2021
Während der Menopause bilden die Eierstöcke immer weniger weibliche Geschlechtshormone. Dieser Prozess geht bei vielen Frauen mit körperlichen und seelischen Beschwerden einher: "Am häufigsten sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Auch eine trockene Scheide, Gelenkbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, dünner werdende Haare, mehr Kilos auf der Waage und ein Verlust der Libido zählen zu den Symptomen, die auftreten können. "Hinzu kommt leider häufig auch eine anhaltende Verschlechterung der seelischen Verfassung, die nicht auf Konflikte in Beruf, Familie oder Partnerschaft zurückzuführen sind, sondern auf das Fehlen des Östrogens", erklärt der Gynäkologe.
Hormonersatz: Ja oder Nein?
Treten solche Beschwerden auf, empfiehlt Albring, rasch das Gespräch mit dem Frauenarzt zu suchen. Dieser kann die Symptome abklären und dazu eraten, welche Therapie infrage kommt. Bestehen keine Risikofaktoren für die Behandlung mit Östrogenen, sieht die aktuelle Leitlinie eine Hormonersatztherapie vor, um die Beschwerden zu lindern. "Das gilt vor allem, wenn die Beschwerden stark sind und den Alltag beeinträchtigen", sagt Albring. Am sichersten sei es, die fehlenden Hormone lokal zu verabreichen, beispielsweise in Form von Pflastern, Gelen oder Sprays anstelle von Tabletten. Auf diese Weise lasse sich das Thromboserisiko senken. Viele Frauen fürchten jedoch auch das Risiko für Brustkrebs, das in der Tat durch die Einnahme von Hormonen steigen kann. Laut Albring sei dies aber deutlich kleiner, als viele befürchten: "Erst ab einer Behandlungsdauer von fünf Jahren steigt die Gefahr ganz minimal." Studiendaten zeigten, dass innerhalb von 20 Jahren sieben von 1.000 Frauen ohne Hormonersatztherapie an Brustkrebs starben. Bei Frauen, die über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren eine kombinierte Hormonersatztherapie erhielten, stieg das Risiko um einen Todesfall von sieben auf acht unter 1000 Frauen. "Dem kann man entgegenhalten, dass unter einer Hormonersatzbehandlung das Risiko für Osteoporose erheblich abnimmt, ebenso wie das Risiko für Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebserkrankung der Frau. Statistisch gesehen leben Frauen mit einer Hormonersatzbehandlung länger", sagt Albring.
Manche Patientinnen sollten eine Hormonersatztherapie jedoch vermeiden, zum Beispiel nach bestimmten Krebserkrankungen. In diesen Fällen oder bei nur leichten Beschwerden können vorübergehend auch pflanzliche Präparate mit Traubensilberkerze, Salbei und Mönchspfeffer oder der sibirischen Rhabarberwurzel helfen. "Diese unterscheiden sich jedoch im Hinblick auf ihr Wirkspektrum und werden bei unterschiedlichen Symptomen eingesetzt", sagt Albring. Daher empfiehlt es sich, den Einsatz pflanzlicher Präparate mit dem Arzt oder Apotheker zu besprechen. Vorsicht ist geboten bei pflanzlichen Östrogenen aus Rotklee, Soja und der Yams-Wurzel: "Wenn eine Frau Hormone vermeiden will oder zum Beispiel im Rahmen einer Krebsbehandlung auch vermeiden muss, kommen auch diese pflanzlichen Hormone nicht infrage", sagt Albring.
Übrigens: Eine Hormonersatzbehandlung bewirkt am meisten, wenn sie gleich zu Beginn der Wechseljahre eingesetzt wird. Frauen, die unter entsprechenden Beschwerden leiden, sollten daher den Arztbesuch nicht auf die lange Bank schieben.