Wer googelt, fühlt sich gesünder

04.03.2016

Plötzliche Kälte, wechselhafte Temperaturen und Regen – bei diesem Wetter haben Viren ein leichtes Spiel. Wen es erwischt hat, der sucht oft das Gespräch mit dem Arzt. Doch das empfinden viele als zu kurz oder oberflächlich. Patienten nutzen daher das Internet, um ihre Diagnose besser zu verstehen und Informationen über das Heilungsverfahren oder den Krankheitsverlauf zu erfahren.
Ob zur Selbstdiagnose oder nach einem Arztbesuch: Viele Menschen suchen bei "Dr. Google" nach Antworten. image.originalResource.properties.copyright

Patienten, die eine medizinische Diagnose bekommen haben oder sich von einer Krankheit fürchten, suchen häufig im Internet nach weiteren Informationen. Was sie hier lesen, nehmen sie eher einseitig auf – dabei ist überraschend: Je schwerer die Erkrankung, desto zuversichtlicher fühlen sich Menschen nach intensiver Internetrecherche in Bezug auf ihre eigene Gesundheit. Das haben Forscher des Leibniz-Wissenschafts-Campus Tübingen „Bildung in Informationsumwelten“ herausgefunden. Den Grund vermuten die Wissenschaftler darin, dass sich viele Menschen unter Bedrohung bei ihrer Internetrecherche unbewusst auf die positiven Informationen konzentrieren und negative ausblenden, wie der Psychologe Prof. Dr. Kai Sassenberg erklärt: „Um das Gefühl der Bedrohung zu reduzieren, wählen Patienten bei der Informationssuche im Internet mehr positive Links aus und erinnern sich öfter an positive Informationen aus gelesenen Texten.“ Erkrankte formen sich so einen verfälschten Eindruck von ihrer eigenen Situation, denn sie übersehen potentielle negative Verläufe ihrer Krankheit.

Da Patienten nach der Internetsuche häufig mit diesem einseitigen Bild zum Arzt zurückkehren, sehen sich Ärzte neuen Herausforderungen gegenüber. In einer Zusammenarbeit mit Dozenten des Universitätsklinikums Tübingen arbeiten die Forscher des Leibniz-Instituts derzeit an Unterrichtseinheiten für zukünftige Ärzte. Darin lernen Medizinstudierende den angemessenen Umgang mit (fehl-)informierten Patienten.

NK