Darmbakterien beeinflussen Arzneistoff-Wirkung

14.10.2011

Wie gut ein Arzneistoff wirkt, hängt nicht nur von Alter, Geschlecht und Gewicht des Patienten ab. Viele andere körperliche Gegebenheiten spielen eine Rolle - unter anderem die Art der Bakterien, die den Darm besiedeln. Das haben US-amerikanische Wissenschaftler am Beispiel des Cholesterin-senkenden Wirkstoffs Simvaststin gezeigt.
Ob ein Arzneimittel sich eignet, könnte in Zukunft ein Bluttest klären. image.originalResource.properties.copyright

Simvastatin senkt bei einigen Patienten zu hohe Blutfette sehr gut, bei anderen wirkt es dagegen kaum. In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler von der Duke University in Durham, USA, Blutproben von knapp 150 Testpersonen, die Simvastatin einnahmen. Dabei fanden sich im Blut der Personen, die sehr gut auf den Wirkstoff ansprachen, drei bestimmte Gallensäuren, die von ihren Darmbakterien produziert wurden. Bei den Personen, die weniger gut auf Simvastatin ansprachen, wiesen sie fünf andere Gallensäuren nach.

Da Simvastatin und Gallensäuren im Körper ganz ähnlich verstoffwechselt werden, stehen sie in Konkurrenz zueinander. Das gilt zum Beispiel, wenn solche Stoffe in der Leber zerlegt und ausgeschieden werden. Sind die körpereigenen Schneidewerkzeuge intensiv mit bestimmten Gallensäuren beschäftigt, können sie sich weniger um das Simvastatin kümmern: Der Arzneistoff bleibt länger im Körper und wirkt dadurch stärker. Sind dagegen kaum Gallensäuren vorhanden, die über dieselben Schneidewerkzeuge zerlegt werden, wird das Simvaststin schnell aus dem Körper verdrängt und wirkt schlechter.

Ein Bluttest auf diese speziellen Gallensäuren könnte einem Arzt also vor einer Verschreibung zeigen, ob sein Patient gut auf den Wirkstoff anspricht oder nicht. Daneben wäre es auch denkbar, die Zusammensetzung der Darmflora so zu beeinflussen, dass ein Arzneimittel besser wirkt. "Das ist personalisierte Medizin", sagte Studienleiter Dr. Rima Kaddurah-Daouk. "Es gibt keinen Zweifel, dass Stoffwechselprodukte von Bakterien in die Regulation des Körpers eingreifen. Doch wir beginnen gerade erst, zu begreifen, wie groß dieser Einfluss ist."

RF