Eingebettet zwischen der Lunge und Niere, Zwerchfell und Darm liegt die rund drei Pfund schwere Leber. Zuverlässig und unbemerkt erfüllt sie ihre Arbeit als Zentrallabor des Stoffwechsels. Sie bildet lebenswichtige Eiweißstoffe, verarbeitet anflutende Nährstoffe, dient als Speicherorgan und sorgt für den Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Zudem produziert die Leber Tag für Tag rund einen Liter Galle.
Gallenflüssigkeit löst Fett
Diese gelbe Flüssigkeit dient zum einen der Entgiftung, indem sie die Abbauprodukte der Leber ausscheidungsfähig macht. Zum anderen ist sie für die Fettverdauung wichtig: So wie ein Spülmittel Fett vom Teller löst, umhüllen die Gallensäuren Fette, Cholesterin und fettlösliche Vitamine im Nahrungsbrei. Dadurch entstehen viele winzige Fettkügelchen, die nun von den fettspaltenden Enzymen der Bauchspeicheldrüse in ihre Bestandteile zerlegt werden können.
Der Körper geht mit den Bestandteilen der Gallenflüssigkeit sparsam um und recycelt sie immer wieder: Von der Leber fließt die Galle zunächst in die Gallenblase, wird dort gesammelt und konzentriert. Bei einer Mahlzeit zieht sich die Blase zusammen und schüttet dann die zur Fettverdauung notwendige Menge Galle in den oberen Teil des Dünndarms aus. Nach getaner Arbeit werden vor allem die Gallensäuren im unteren Teil des Dünndarms wieder zur Leber zurückgeführt.
Beschwerdefrei trotz Gallensteinen
Da die Gallenblase auch als Speicher dient, steht normalerweise selbst bei üppigen Mahlzeiten, die den Darm mit Fett überrollen, genug Galle zur Verfügung. Jedoch können Gallen- oder Verdauungsbeschwerden auftreten, "wenn die Gallenblase nicht richtig funktioniert, wenn sie chronisch entzündet ist oder Gallensteine vorhanden sind", erklärt Professor Dr. Jürgen Riemann, Vorsitzender der Gastro-Liga. Immerhin haben in Deutschland rund 20 Prozent der Bevölkerung Gallensteine, aber nur einem Fünftel der Betroffenen bereiten sie behandlungsbedürftige Probleme. Meist handelt es sich dabei um Cholesterinsteine, die durch eine Übersättigung der Galle mit Cholesterin entstehen. Können die Gallensäuren das Cholesterin nicht mehr in Lösung halten, klumpt es zu Steinen zusammen.
Typische Symptome bei Gallensteinen sind vor allem Schmerzen im rechten Oberbauch, die in den Rücken und die Schulter ausstrahlen. Sind diese gleichbleibend drückend und dauern länger als eine Viertelstunde, spricht man von einer Gallenkolik. Auch Übelkeit und Verdauungsstörungen können Zeichen von Gallensteinen sein. Da hilft es, die Verdauung zu fördern und bei mangelndem Appetit eventuell Bitterstoffpräparate einzunehmen. Die Wirkstoffe etwa aus Enzianwurzel oder Wermutkraut regen unter anderem die Gallensekretion und damit die Verdauung an.
Entfernung der Gallenblase
Sinnvoll ist eine Behandlung der Gallensteine, wenn sie Beschwerden oder eine Entzündung der Gallenblase verursachen oder wenn die Gallenblase nicht arbeitet. In diesen Fällen wird die Gallenblase bei einer in der Regel unkomplizierten "schlüssellochchirurgischen" Operation entfernt. Eine spezielle Diät ist danach nicht notwendig, die Gallengänge geben die Galle dann direkt in den Darm ab. Allerdings können große Fettmengen Verdauungsprobleme bereiten, weil eine schnelle Abgabe größerer Gallenmengen ohne Gallenblase nicht mehr möglich ist.
Die Veranlagung zu Gallensteinen vererbt sich zwar, doch entscheidet im Wesentlichen die Lebensweise darüber, ob sie tatsächlich entstehen. Eine Hauptrolle spielt dabei die Ernährung. Die hierzulande übliche ballaststoffarme Kost mit vielen tierischen Fetten überfrachtet die Gallenflüssigkeit mit Cholesterin. Auch das Übergewicht ist ein erwiesener Risikofaktor für die Entstehung von Cholesteringallensteinen. "Langsam abnehmen, fettarm und ballaststoffreich essen sowie körperliche Bewegung verbessern die Funktionsfähigkeit der Gallenblase", rät Riemann.
Hilfe aus der Natur
Hilfreich bei Verdauungsbeschwerden können außerdem gallenwirksame Arzneipflanzen sein. Dazu gehören zum Beispiel Extrakte aus Gelbwurz oder Artischockenblättern. Diese kurbeln den Gallenfluss an, besonders die Bildung der Gallenflüssigkeit in der Leber. Der Extrakt aus den Früchten der Mariendistel wirkt ebenfalls anregend auf den Gallenfluss und ist darüber hinaus ein potentes Leberschutzpräparat. Die Wirkstoffe können aggressive Substanzen abfangen und damit die empfindliche Hülle der Leberzellen schützen, die Entsorgung von Schadstoffen unterstützen und den Stoffwechsel der Leber stimulieren. Eine Mariendistel-Behandlung ist zum Beispiel für Menschen geeignet, die leberschädigenden Stoffen ausgesetzt sind, etwa weil sie regelmäßig Medikamente einnehmen müssen.