Übergewicht

Übergewicht hat laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jemand, der einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 und mehr hat. Ab einem BMI von 30 gilt ein Übergewichtiger als fettleibig oder adipös.

Was ist das? - Definition
Übergewicht hat laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jemand, der einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 und mehr hat. Ab einem BMI von 30 gilt ein Übergewichtiger als fettleibig oder adipös.
Um den BMI zu berechnen wird das Körpergewicht (in kg) durch die Körpergröße (in m) zum Quadrat geteilt.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Adipositas (eigentlich: Fettleibigkeit, Fettsucht)

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Wird dem Körper mehr Energie durch die Ernährung zugeführt als er insgesamt verbraucht, ergibt sich eine positive Energiebilanz. Die "Überschüsse" werden in Fett umgewandelt und eingelagert. Welchen Grundumsatz man hat, das heißt wie viel Energie in Ruhe vom Körper verbraucht wird, ist wahrscheinlich genetisch festgelegt und daher von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das heißt: Wer einen hohen Grundumsatz hat kann mehr essen ohne Fettreserven anzulegen wie jemand mit einem niedrigen.
Verschiedene Faktoren können an einer positiven Energiebilanz beteiligt sein. Dazu zählen vor allem:

  • Falsche Ernährung: Die Nahrung enthält zuviel Fett und Kohlenhydrate und zu wenig Ballaststoffe. Vorsicht: Getränke werden dabei oft unterschätzt.
  • Ungünstige Essensgewohnheiten: Es wird zu häufig und zu schnell gegessen. Der Magen hat keine Zeit Dehnungsreflexe an das Gehirn weiterzugeben, Sättigungssignale können nicht rechtzeitig gesendet und wahrgenommen werden.
  • Bewegungsmangel: Überschüssige Energielieferanten werden nicht abgebaut, weil Zeit oder Motivation für ausgleichenden Sport fehlen.
  • Psychische Faktoren: Ärger, Angst, Stress oder Langeweile sind oft Auslöser für "Heißhungerattacken".

Zu den im Verhältnis eher seltenen Verursachern von Übergewicht zählen hormonelle Erkrankungen, wie die Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom (Überangebot an Cortison), oder Medikamente, die appetitsteigernd wirken, wie zum Beispiel Glukokortikoide ("Cortison") oder Antibabypillen.

Wie ist es feststellbar? - Objektive Richtgrößen
Wenn der Hosenknopf sich kaum mehr schließen lässt und die Kleidung zwickt, ist das für viele ein Signal mit dem Essen zu bremsen. Doch ist die persönliche Einschätzung, ab wann man zu dick oder zu dünn ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Um die Notwendigkeit des Abnehmens und gesundheitliche Risiken objektiv beurteilen zu können, gibt es folgende Richtgrößen:

  • Body-Mass-Index (BMI): Die WHO hat eine Klassifikation zur Einschätzung festgelegt, die sich am BMI (BMI = Körpergröße (in kg) geteilt durch Körpergröße2 (in m2) ) orientiert. Danach gilt jemand mit einem BMI:
  • unter 18,5 als untergewichtig
  • von 18,5 - 24,9 als normalgewichtig
  • über 25 als übergewichtig
  • über 30 als adipös oder fettleibig
  • Fettverteilung: Daraus kann auf das individuelle Risiko für Folgeerkrankungen geschlossen werden. Die Fettverteilung kann mit Hilfe verschiedener Apparate sehr genau gemessen werden. Zur Vereinfachung wird der Taillenumfang gemessen:
  • Erhöhtes Risiko: Frauen mit einem Umfang von mehr als 80 cm und Männern mit mehr als 94 cm.
  • Deutlich erhöhtes Risiko: Frauen mit einem Umfang ab 88 cm und Männer ab 102 cm.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Übergewicht bzw. Fettleibigkeit und das damit einhergehende Überangebot an verschiedenen Nahrungsbestandteilen und Stoffwechselprodukten erhöhen das Risiko für viele Folgeerkrankungen:

  • Ein Überangebot an Glucose (Zucker) verursacht Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ II).
  • Kreisen im Blut zu viele Fette, wie zum Beispiel Cholesterin und Triglyceride, lagern sich diese an den Blutgefäßwänden ab. Sie bilden dort die Grundlage für die so genannte Arteriosklerose (Gefäßverkalkung).
  • Durch chronisch erhöhte Blutfettwerte können außerdem eine Fettleber und Gallensteine entstehen.
  • Erhöhte Harnsäurekonzentrationen sind die Ursache für die Gicht.
  • Übergewicht führt zu einer Überbeanspruchung des Herzens und überlastet den Kreislauf. Folge davon sind Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit oder Herzmuskelschwäche.
  • Wird die Atmung durch zu viel Speck auf den Rippen und am Bauch behindert, kommt es zur Kurzatmigkeit, einem chronischen Sauerstoffmangel und zum so genannten Schlaf-Apnoe-Syndrom mit Schnarchen und Aussetzen der Atmung in der Nacht.
  • Durch das übermäßige Gewicht, das der Bewegungs- und Stützapparat tragen muss, treten Abnutzungen an Gelenken und Bändern auf, vor allem im unteren Wirbelsäulenbereich, in der Hüfte, den Knie- und Sprunggelenken.

Neben den körperlichen Einschränkungen spielen auch psychische und soziale Konsequenzen eine Rolle. Alles zusammen führt zu einer oft massiven Einschränkung der Lebensqualität und letztendlich zu einer verkürzten Lebenserwartung.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Extreme Esssucht ist eine vorwiegend psychische Erkrankung und gehört auf alle Fälle in psychotherapeutische Behandlung. Fettleibigkeit ist in diesem Fall die Folge der Esssucht und nicht die eigentliche Erkrankung.

Verhaltenstipps
Den besten Erfolg auf lange Sicht erzielen Sie, indem Sie Diät und Bewegung kombinieren. Lassen Sie sich dazu am besten von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten oder an geeignete Beratungsstellen verweisen. Für den ein oder anderen macht es außerdem Sinn in einer begleitenden Psychotherapie sein Essverhalten zu hinterfragen.
Es gibt einige Faustregeln für das Abnehmen:

  • Achten Sie auf ausgewogene Mischkost, bevorzugt Obst, Gemüse, Vollkornprodukte.
  • Pro Tag sollten Sie mindestens 1,5 - 2 l Flüssigkeit zu sich nehmen, Wasser und Tee eignen sich besonders.
  • Vorsicht mit Diäten, die nur eine sehr geringe Kalorienzufuhr erlauben oder sehr einseitig sind ("Ananas-Diät", Atkins). Sie strapazieren den Körper oft zu sehr und können sogar richtig ungesund sein.
  • Achtung vor dem so genannten Jojo-Effekt: Durch eine Gewichtssenkung geht der Energieverbrauch des Körpers zurück, also darf man nach der erfolgreichen Diät nicht wieder in alte Essmuster verfallen, das Gewicht steigt frustrierend schnell. Die Ernährung sollte ballaststoffreich und fettarm bleiben.
  • Ziele nicht zu hoch setzen, 0,3 - 1 kg pro Woche sind genug.
  • Zusätzliche Bewegung verbrennt zwar Kalorien. Achten Sie dabei aber auf den körperlichen Zustand und Erkrankungen. Auch die Vorlieben sollten nicht zu kurz kommen, so hält man leichter durch.
  • Oft hilft es bereits das Essverhalten umzustellen, zum Beispiel:
  • Langsam und bewusst essen
  • Nicht "nebenbei" essen
  • Vielleicht ein Ernährungstagebuch führen, um das eigene Ess- und Trinkverhalten besser kennen zulernen.

Achtung: Die medikamentöse Unterstützung beim Abnehmen gehört unter einer strengen Risiko-Nutzen-Abwägung in die Hand Ihres betreuenden Arztes.

Bearbeitungsstand: 24.07.2012

Quellenangaben:
Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wiss.Verl.-Ges., (2008), Aufl. 9 - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Übergewicht: Behandlung

Ob Übergewicht behandlungsbedürftig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von Übergewicht spricht man, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 25 kg/m² beträgt, Adipositas liegt bei einem BMI ab 30 kg/m² vor. Wer nur ein paar Gramm über dem Normalgewicht wiegt, muss keine umfassende Behandlung in Angriff nehmen. Manchmal reicht es aus, die Lebensgewohnheiten umzustellen und auf eine vollwertige Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten.

Grundsätzlich gilt: Eine Behandlung sollte dann erfolgen, wenn

  • der Body-Mass-Index ≥ 30kg/m² beträgt (Adipositas),
  • der Body-Mass-Index zwischen 25 und 30 liegt und
  • gleichzeitig Krankheiten bestehen, die durch Übergewicht verursacht oder negativ beeinflusst werden (wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2),
    wenn sich Fett hauptsächlich am Bauch befindet (abdominale Adipositas),
    der Betroffene sich sehr unwohl mit seinem Gewicht fühlt.

Wichtig ist: Bei Übergewicht und Adipositas zielt die Behandlung nicht nur darauf ab, das Gewicht zu reduzieren, sondern auch darauf, den erreichten Gewichtsverlust langfristig stabil zu halten.

Denn: Durch eine dauerhafte Gewichtsreduktion können Sie das Risiko für durch Übergewicht begünstigte Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Typ 2 Diabetes senken und gleichzeitig Ihr eigenes Wohlbefinden verbessern.

Gewichtsabnahme

Bei Übergewicht gilt nicht nur für die Zeit der Behandlung: Das A und O für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme ist eine ausgewogene, gesunde Ernährung in Kombination mit ausreichend Bewegung. Wenn Sie mit Ihrem BMI nur leicht über dem Normalgewicht liegen und keine weiteren Erkrankungen bestehen, können Sie Ihr Übergewicht unter Berücksichtigung dieses Grundsatzes ohne Behandlung selbst in den Griff bekommen.

Generell besteht der erste Schritt für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme darin, die Ernährung dem individuellen Energiebedarf anzupassen. Um abzunehmen, sollten Sie weniger Kalorien aufnehmen, als Sie verbrauchen. Mit Bewegung steigern Sie Ihren Energiebedarf. Das heißt: Nur wer sich richtig ernährt und sich dabei ausreichend bewegt, kann auf lange Sicht sein Gewicht reduzieren und dieses Gewicht halten.

Für Menschen mit starkem Übergewicht und Adipositas ist eine Behandlung mit professioneller Unterstützung für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme ratsam. Die empfohlene Behandlung von Übergewicht und Adipositas baut auf einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie auf (sog. Basisprogramm).

Ernährungstherapie

Eine Ernährungstherapie sollte sich immer nach der individuellen Lebenssituation richten, das heißt Therapieziele werden individuell festgelegt. Im Rahmen der Ernährungstherapie werden Sie über die Ziele, Prinzipien und praktischen Aspekte einer Ernährungsumstellung aufgeklärt. Wichtig ist es dabei, dass Sie bereit sind, Ihren Lebensstil zu ändern und bei der Behandlung aktiv mitzuwirken. Es hilft, wenn Familie, Freunde und Kollegen Sie bei der Gewichtsabnahme unterstützen.

Reduktionskost
Um bei Adipositas Gewicht zu verlieren, empfiehlt sich für die Zeit der Behandlung eine sogenannte Reduktionskost. Reduktionskost heißt, dass der Energiegehalt der Kost reduziert ist, aber der Bedarf an essenziellen Nährstoffen trotzdem abgedeckt ist und die Mahlzeiten ausreichend satt machen. Um dies umzusetzen, bietet sich eine energiereduzierte Mischkost an, bei der circa 500 Kilokalorien (kcal) weniger aufgenommen werden, als der Energiebedarf beträgt.

Um den Energiegehalt der Mahlzeiten zu reduzieren, kann man entweder weniger Fett essen, weniger Kohlenhydrate aufnehmen, oder sowohl weniger Fett als auch weniger Kohlenhydrate verzehren. Als weiterer Schritt können Fett und Zucker reduziert werden. Auf diese Weise lässt sich ein Gewichtsverlust von etwa einem halben Kilo pro Woche über einen Zeitraum von circa drei Monaten erreichen.

Auch wenn Sie Ihr Wunschgewicht erreicht haben, sollten Sie eine fettreduzierte Ernährung beibehalten und sich weiterhin ausreichend bewegen, um das Gewicht dauerhaft zu halten.

Formula-Diät
Wer schneller an Gewicht verlieren möchte, kann die tägliche Energieaufnahme auf 800 bis 1.200 kcal runterschrauben. Dies kann bei extremem Übergewicht mit Hilfe von sogenannten Formula-Produkten gelingen, die als Pulver in Milch oder Wasser aufgelöst werden und eine Mahlzeit ersetzen. Diese Produkte zur Behandlung von Übergewicht enthalten alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge. Mit dieser sogenannten Formula-Diät ist es möglich, über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen 0,5 bis 2 Kilogramm pro Woche zu verlieren.

Formula-Produkte werden nur für Personen mit extremem Übergewicht, das heißt mit einem BMI ≥ 30kg/m² empfohlen, die aus medizinischen Gründen abnehmen (z.B. im Vorfeld einer Operation). Außerdem sollten Sie eine Behandlung mit einer Formula-Diät nur über einen begrenzten Zeitraum (höchstens 12 Wochen) und nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt in Erwägung ziehen.

Bewegungstherapie

Wer sich viel bewegt, verbraucht Kalorien und eine negative Energiebilanz lässt die Pfunde purzeln. Deshalb ist bei Übergewicht und Adipositas neben der Ernährungsumstellung eine gleichzeitige Bewegungstherapie zur Behandlung sinnvoll – vorausgesetzt es sprechen keine körperlichen Einschränkungen dagegen.

Um effektiv abzunehmen, sollten Sie sich pro Woche mindestens 2,5 Stunden bewegen und dabei 1.200 bis 1.800 kcal verbrennen. Dazu eignen sich am besten Ausdauersportarten. Alleiniges Krafttraining ist wenig effektiv, um das Gewicht zu reduzieren.

Wenn Ihr BMI größer oder gleich 35 kg/m² beträgt, können Sie Sportarten wählen, die Ihren Bewegungsapparat trotz des Gewichts nicht belasten, wie zum Beispiel Radfahren oder Schwimmen.

Regelmäßige Bewegung wirkt sich übrigens nicht nur positiv auf Ihr Gewicht aus: Sie können damit auch aktiv einer Reihe von Erkrankungen vorbeugen, wie etwa Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Darüber hinaus hilft Bewegung, Stress abzubauen und hebt das allgemeine Wohlbefinden.

Auch bei der Bewegungstherapie sollten Sie darauf achten, sich Ziele zu setzen, die Sie erreichen können. Diese können Sie im Rahmen einer Patientenberatung zusammen mit Ihrem Arzt festlegen.

Wie für die Ernährungsumstellung gilt auch für die Bewegungstherapie: Um Ihr Gewicht langfristig zu stabilisieren, sollten Sie körperlich aktiv bleiben – auch wenn das Wunschgewicht erreicht ist.

Verhaltenstherapie

Oft reicht es bei Übergewicht und Adipositas nicht aus, vorübergehend die Ernährung umzustellen. Um langfristig das Gewicht zu halten, ist es sinnvoll, die bisherigen Lebensgewohnheiten und damit einhergehend das Essverhalten dauerhaft anzupassen. Dabei kann unterstützend zur Ernährungs- und Bewegungstherapie eine Verhaltenstherapie helfen. In Einzel- oder Gruppensitzungen lernen Betroffene, verschiedene Strategien, um ihr Gewicht in den Griff zu bekommen.

Eine solche Therapie kann folgende Aspekte beinhalten:

  • das eigene Verhalten beobachten und Fortschritte wahrnehmen
  • Üben von kontrolliertem Ess- und Bewegungsverhalten statt strenger Verhaltenskontrolle
  • Vereinbarung von individuellen Zielen
  • Training zur Problem- und Konfliktlösungen
  • Vorbeugen von Rückfällen
  • Strategien im Fall eines Rückfalls

In der Verhaltenstherapie lernen Übergewichtige zum Beispiel, langsam und bewusst zu essen. Ernährungstagebücher helfen, das eigene Essverhalten zu beobachten und Faktoren aufzudecken, die den Impuls zur vermehrten Nahrungsaufnahme auslösen. Wichtig ist, dass Sie lernen, kontrolliert zu essen, das heißt zum Beispiel: Sich Zeit nehmen zum Essen statt nebenbei zu essen. Auch dies können Sie während einer Verhaltenstherapie lernen.

Behandlung mit Medikamenten

Bei Übergewicht und Adipositas kommt eine Behandlung mit Medikamenten erst dann infrage, wenn Sie durch eine Ernährungsumstellung und Bewegung nicht oder nicht ausreichend abgenommen haben. Dies ist der Fall, wenn Ihr BMI ≥ 28 kg/m² beträgt bei gleichzeitig bestehenden Risikofaktoren und/oder Begleiterkrankungen oder Ihr BMI ≥ 30 kg/m² beträgt und

  • Sie innerhalb von 6 Monaten mithilfe der Basistherapie (Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie) weniger als 5 Prozent des Ausgangsgewichts abgenommen haben
  • oder Sie innerhalb von 6 Monaten nach einer Gewichtsreduktion mehr als 5 Prozent des Ausgangsgewichts zunehmen.

Für die Behandlung von Übergewicht steht der Wirkstoff <link http: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis orlistat.html>Orlistat zur Verfügung. Orlistat verhindert die Aufnahme von Fett im Darm, indem er das Enzym Lipase hemmt. Die Lipase sorgt normalerweise für die Spaltung bestimmter Fette im Darm, die der Körper nur so aufnehmen und verwerten kann. Unter Orlistat wird die Spaltung und damit auch die Aufnahme der Fette über den Darm verhindert.

Andere Wirkstoffgruppen wie Amphetamine, Diuretika, HCG oder Testosteron sind für die Behandlung von Übergewicht weder zugelassen, noch werden sie empfohlen.

Für weitere Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel, die zur Gewichtsreduktion angeboten werden, konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass sie wirksam sind. Deshalb sind auch diese Produkte zur Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert.

Sollten Sie innerhalb der ersten 4 Wochen unter der Behandlung mit Medikamenten nicht mindestens 2 Kilogramm abnehmen, sollten Sie die Medikamente nach Rücksprache mit dem Arzt absetzen.

Operative Behandlung

Übergewicht sollte grundsätzlich zunächst mit konservativen Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie behandelt werden. Eine operative Behandlung sollte nur erfolgen,

  • bei einem BMI über 35 kg/m² bei gleichzeitig bestehenden Erkrankungen beziehungsweise bei einem BMI über 40 kg/m²
    und
  • wenn konservative Behandlungsmethoden keinen befriedigenden Erfolg bringen konnten, d.h. wenn innerhalb von 6 Monaten Behandlung keine Gewichtsreduktion von mindestens 10 kg des Ausgangsgewichts erreicht werden konnte.

Gängige operative Maßnahmen zur Behandlung von Übergewicht sind verschiedene Verfahren der Magenverkleinerung. Eine Magenverkleinerung kann zum Beispiel durch ein Magenband erfolgen, das um den oberen Teil des Magens gelegt und so weit zusammengezogen wird, dass ein kleiner Vormagen entsteht. Dadurch verringert sich das Magenvolumen, sodass deutlich weniger Nahrung aufgenommen werden kann.

Ein weiteres Verfahren der Magenverkleinerung ist der Schlauchmagen, bei dem ein Teil des Magens entfernt wird. Übrig bleibt ein kleiner schlauchförmiger Restmagen von geringem Volumen. Dies beschränkt die Nahrungsaufnahme auf eine deutlich kleinere Menge als vorher.

Das Magenvolumen kann auch verkleinert werden, indem ein Magenballon in den Magen eingeführt wird. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Magenballon im Rahmen einer Magenspiegelung über ein Endoskop in den Magen geschoben wird. Damit ist kein Hautschnitt erforderlich. Im Magen angekommen, wird der Ballon mit Wasser gefüllt – das Magenvolumen schrumpft. Dies führt dazu, dass sich deutlich schneller ein Sättigungsgefühl einstellt, das auch länger bestehen bleibt.

Eine Magenverkleinerung kann zusätzlich mit einem Magenbypass kombiniert werden. Das heißt ein kleiner Teil des Magens wird abgetrennt und mithilfe des Bypasses mit der ersten Dünndarmschlinge verbunden. Dadurch verbleibt die Nahrung kürzer in den Verdauungsorganen, sodass dem Körper weniger Zeit bleibt, Nährstoffe und damit Kalorien aufzunehmen.

Operative Eingriffe sind immer mit gewissen Risiken verbunden. Neben den allgemeinen Operationsrisiken können verschiedene Probleme mit der Nährstoffaufnahme, Verdauungsprobleme (z.B. Durchfälle, Fettstühle) oder Gallensteine auftreten. Operative Veränderungen des Verdauungsablaufs sind nicht mehr rückgängig zu machen – aus diesen Gründen ist eine operative Behandlung von Übergewicht und Adipositas nur in Ausnahmefällen empfehlenswert.

Übergewicht bei Kindern

In Deutschland sind zwischen 10 und 20 Prozent aller Schulkinder und Jugendlichen übergewichtig. Für die Behandlung von Übergewicht bei Kindern gibt es nur wenige evidenzbasierte Empfehlungen. Ob Ihr Kind Übergewicht hat und ob eine Behandlung erforderlich ist, kann der Arzt beurteilen.

Manchmal reicht es aus, das Gewicht zu halten und abzuwarten, ob sich das Gewicht mit dem Wachstum einpendelt. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind abwechslungsreich und regelmäßig isst, sich täglich bewegt und ausreichend zur Ruhe kommt. Die bisherigen Gewohnheiten umzustellen, ist nicht immer leicht, deshalb ist die Mithilfe der Eltern gefragt. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind realistische Ziele, die es Schritt für Schritt erreichen kann.

Wenn Übergewicht bei Kindern eine Behandlung erfordert, kann wie bei Erwachsenen eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie zum Einsatz kommen.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: September 2016

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