Natascha Schleif
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11.04.2025 08:27 Uhr
Diabetes mellitus Typ 2 ist die häufigste Form von Diabetes und betrifft etwa 90 Prozent aller Diabetespatientinnen und -patienten. Es handelt sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren (Insulinresistenz) und die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) mit der Zeit weniger Insulin produziert. Dadurch bleibt der Blutzucker dauerhaft erhöht, was langfristig Organe, Nerven und Gefäße schädigenkann.
Im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes entwickelt sich Typ 2 langsam über Jahre und bleibt oft lange unbemerkt. Besonders Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Faktoren erhöhen das Risiko. Die Behandlung besteht aus einer Lebensstiländerung mit gesunder Ernährung und Bewegung. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente oder Insulintherapie zum Einsatz. Eine frühe Diagnose und gezielte Maßnahmen können helfen, die Erkrankung zu kontrollieren und Spätfolgen zu vermeiden.
Symptome von Typ-2-Diabetes
Viele Betroffene haben zunächst keine oder nur unspezifische Symptome, sodass die Diagnose häufig bei Routineuntersuchungen gestellt wird.
Typische Symptome von Typ-2-Diabetes
- Vermehrter Durst (Polydipsie) und häufiges Wasserlassen (Polyurie) treten auf, weil der Körper versucht, überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden.
- Müdigkeit und Leistungsschwäche stellen sich ein, weil die Zellen Zucker schlechter verwerten können.
- Gewichtszunahme oder unerklärlicher Gewichtsverlust, weil hormonelle Veränderungen den Stoffwechsel beeinflussen.
- Langsame Wundheilung, weil hohe Blutzuckerwerte die Durchblutung und die Abwehrkräfte stören.
- Trockene Haut und Juckreiz durch Flüssigkeitsverlust und gestörte Hautdurchblutung.
- Häufige Haut- und Harnwegsinfektionen treten auf.
- Sehstörungen: Durch schwankende Blutzuckerwerte kann die Linse im Auge Wasser speichern, was die Sehschärfe beeinträchtigt.
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Füßen und Händen als Anzeichen einer beginnenden Nervenschädigung (diabetische Neuropathie).
Verlauf von Typ-2-Diabetes
Mit einer frühzeitigen Diagnose und gezielter Behandlung lassen sich Spätfolgen oft vermeiden oder hinauszögern.
Mit gezielter Behandlung:
- Die Blutzuckerwerte stabilisieren sich, wodurch das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt.
- Eine Lebensstiländerung mit gesunder Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion kann in vielen Fällen den Blutzucker normalisieren oder hilft, die Medikamentendosis zu verringern.
- Medikamentöse Therapie, z. B. mit Metformin, GLP-1-Analoga oder SGLT2-Hemmern hilft, den Blutzucker zu kontrollieren, falls die Lebensstiländerungen nicht ausreichen.
- Die Blutzuckereinstellung schützt Organe, Gefäße und Nerven vor langfristigen Schäden.
- Die Lebensqualität bleibt erhalten, wenn der Blutzucker regelmäßig kontrolliert wird und Therapieanpassungen erfolgen.
Ein unbehandelter Diabetes mellitus Typ 2 kann zu Folgeschäden führen:
- Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte führen langsam zu Schäden an Gefäßen, Nerven und Organen.
- Diabetische Neuropathie nennt manNervenschäden wie Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Missempfindungen, besonders in Füßen und Händen.
- Kleinere Verletzungen können sich zu chronischen Wunden entwickeln (diabetisches Fußsyndrom).
- Es besteht ein erhöhts Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzinfarkt.
- Diabetische Retinopathie bezeichnet Schäden an den Augen und kann zu Sehstörungen oder Erblindung führen.
- Diabetische Nephropathie ist eine chronische Nierenerkrankung die bis hin zum Nierenversagen führen kann.
- Die Lebenserwartung vermindert sich, wenn Blutzuckerwerte dauerhaft schlecht eingestellt sind und Folgeerkrankungen eintreten.
Ursachen von Typ-2-Diabetes
Typ-2-Diabetes ist eine multifaktorielle Erkrankung, die oft durch Lebensstilfaktoren beeinflusst wird. Die Erkrankung beginnt mit einer Insulinresistenz – die Körperzellen reagieren zunehmend schlechter auf Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert zunächst mehr Insulin, um den Blutzucker zu regulieren. Mit der Zeit erschöpft sich die Insulinproduktion, und der Blutzucker steigt dauerhaft an.
- Insulinresistenz: Die Körperzellen nehmen Insulin nicht mehr richtig auf, wodurch der Blutzucker steigt.
- Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse: Die ständige Mehrproduktion von Insulin führt langfristig zu einer Schwächung der Betazellen, sodass die Insulinproduktion abnimmt.
- Genetische Veranlagung: Typ-2-Diabetes tritt häufig familiär gehäuft auf – das Risiko ist erhöht, wenn Eltern oder Geschwister betroffen sind.
Risikofaktoren von Typ-2-Diabetes
- Übergewicht und falsche Ernährung – besonders Bauchfett und hoher Zuckerkonsum
- Bewegungsmangel – Muskelzellen benötigen Insulin zur Energieaufnahme, wenig Bewegung verstärkt die Insulinresistenz
- Metabolisches Syndrom – eine Kombination von Bauchfett, Bluthochdruck und hohen Blutfetten
- Alter – ab 45 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit
- Genetische Disposition – Diabetes in der Familie erhöht die Wahrscheinlichkeit
- Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) – erhöht das Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
- Hormonstörungen – wie PCOS, oder Cushing-Syndrom können die Insulinwirkung beeinträchtigen.
- Langfristige Einnahme von Kortison oder Psychopharmaka.
- Stress erhöht den Blutzuckerspiegel durch vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol.
Diagnose
Da sich der Typ-2-Diabetes so schleichend entwickelt, wird er häufig als Zufallsbefund bei Routineuntersuchungen entdeckt.
Eine gezielte Diagnose umfasst die folgenden Tests:
- Blutzuckermessungen
- Nüchternblutzucker (nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrung):
- Normal: <100 mg/dl (5,6 mmol/l)
- Erhöht: 100–125 mg/dl (5,6–6,9 mmol/l) – Prädiabetes
- Diabetes-Verdacht: ≥126 mg/dl (≥7,0 mmol/l)
- Gelegenheitsblutzucker (unabhängig von der Mahlzeit):
- >200 mg/dl (11,1 mmol/l) und Symptome – Diabetes wahrscheinlich.
- Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
- 75 g Glukose trinken, nach 2 Stunden wird der Blutzucker gemessen.
- Diabetes liegt vor, wenn der Wert ≥200 mg/dl (11,1 mmol/l) beträgt.
- HbA1c-Wert („Langzeitzucker“)
- Zeigt den durchschnittlichen Blutzucker der letzten 8–12 Wochen.
- Diabetes liegt vor, wenn der HbA1c-Wert ≥6,5 Prozent (≥48 mmol/mol) beträgt.
- C-Peptid-Wert – zeigt die körpereigene Insulinproduktion an zur Unterscheidung von Typ 1 und Typ 2.
- Insulinresistenz-Tests – z. B. HOMA-Index bei Verdacht auf gestörte Insulinwirkung.
- Blutfettwerte und Blutdruckmessung – zur Einschätzung des metabolischen Syndroms.
- Nierenfunktionstests auf Kreatinin und Albumin im Urin – zur Früherkennung diabetischer Nierenschäden.
Therapie: So wird Typ-2-Diabetes behandelt
Die Therapie zielt darauf ab, den Blutzucker langfristig zu kontrollieren, Folgeerkrankungen zu vermeiden und – wenn möglich – die Erkrankung zu verlangsamen oder in eine Remission zu bringen.
Therapieschritte:
- Eine Lebensstiländerung ist die erste Behandlungsstufe und oft ausreichend in frühen Stadien. Sie umfasst:
- Gesunde Ernährung mit weniger Zucker und Kohlenhydraten, dafür mehr Ballaststoffen und gesunden Fetten.
- 150 Minuten Sport pro Woche senken den Blutzucker und verbessern die Insulinempfindlichkeit.
- Besonders bei Übergewicht kann schon eine Reduktion von fünf bis zehn Prozent des Körpergewichts die Blutzuckerwerte verbessern.
- Die Medikamentöse Therapie folgt, wenn Lebensstilmaßnahmen nicht ausreichen.
- Metformin (Standardtherapie) senkt den Blutzucker und verbessert die Insulinwirkung.
- SGLT2-Hemmer fördern die Zuckerausscheidung über den Urin und senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- GLP-1-Analoga beeinflussen den Blutzucker nach den Mahlzeiten und helfen beim Abnehmen.
- DPP-4-Hemmer verstärken die körpereigene Insulinfreisetzung.
- Sulfonylharnstoffe regen die Insulinproduktion an, können aber Unterzuckerungen (Hypoglykämie) verursachen.
- Die Insulintherapie folgt im dritten Schritt, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht.
- Basal-Insulin (Langzeit-Insulin) deckt den Grundbedarf.
- Bolus-Insulin (Schnell wirkendes Insulin) reguliert den Blutzucker nach Mahlzeiten.
Während Menschen mit Typ-1-Diabetes lebenslang Insulin benötigen, besteht bei Typ-2-Diabetes die Möglichkeit, durch eine konsequente Lebensstiländerung den Blutzucker zu stabilisieren. Besonders bei frühzeitiger Diagnose kann eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Gewichtsreduktion dazu führen, dass keine Medikamente mehr erforderlich sind.
Was die Apotheke rät
- Regelmäßige Blutzuckerkontrolle zur besseren Anpassung der Therapie.
- Medikamenteneinnahme strikt nach ärztlicher Anweisung.
- Kohlenhydratbewusst essen und Vollkornprodukte bevorzugen, Zucker und Fertigprodukte meiden.
- Ernährungsberatung nutzen, um die optimale Diät zu finden.
- Bewegung in den Alltag integrieren, um die Insulinempfindlichkeit zu verbessern.
- Diabetes-Schulungen besuchen, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
- Immer etwas Traubenzucker oder einen kleinen Snack dabeihaben, um Unterzuckerung zu vermeiden.
- Medikamenten-Wechselwirkungen beachten, denn zum Beispiel Schmerzmittel oder Kortison können den Blutzucker erhöhen.
Kurz zusammengefasst
- Typ-2-Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch Insulinresistenz verursacht wird.
- Erste Symptome sind Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit.
- Die Diagnose erfolgt über Blutzucker- und HbA1c-Werte.
- Die Behandlung umfasst Ernährungsumstellung, Bewegung und gegebenenfalls Medikamente.
- Eine frühzeitige Therapie kann eine Remission ermöglichen.
Quellen
Zuletzt aktualisiert: 08.04.2025
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