Gesundheit

Grüner Star (Glaukom): Symptome erkennen & richtig behandeln

Apotheker Rüdiger Freund  |  19.04.2025 08:27 Uhr

Das Glaukom, auch als grüner Star bekannt, ist eine Augenerkrankung, bei der der Sehnerv nach und nach geschädigt wird. Häufig bleibt sie lange unbemerkt, weil die Beschwerden schleichend beginnen. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch entscheidend, um das Augenlicht zu erhalten. In diesem Artikel erfahren Sie, woran man ein Glaukom erkennt, welche Formen es gibt und wie es behandelt wird.

Nahaufnahme des Auges einer älteren Frau.
Grüner Star beginnt schleichend und verursacht nicht unmittelbar starke Symptome.
© Ivan-balvan/iStockphoto

Das Glaukom ist ein Sammelbegriff für verschiedene Augenerkrankungen, die den Sehnerv dauerhaft schädigen. In den meisten Fällen hängt das mit einem erhöhten Augeninnendruck zusammen, der entsteht, wenn das Kammerwasser im Auge nicht richtig abfließt.

Die häufigste Form ist das primäre Offenwinkelglaukom – es entwickelt sich langsam und schmerzlos, wodurch es oft erst spät entdeckt wird. Wird ein Glaukom nicht behandelt, kann es zu Sehstörungen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Weltweit ist der Grüne Star eine der häufigsten Erblindungsursachen. In Deutschland sind rund 900.000 Menschen betroffen – viele ohne es zu wissen.

Die Erkrankung tritt meist im höheren Lebensalter auf, kann aber auch junge Menschen betreffen. Neben dem primären Offenwinkelglaukom existieren auch seltenere Formen wie das Engwinkelglaukom oder das kongenitale Glaukom bei Neugeborenen. Da ein einmal geschädigter Sehnerv sich nicht erholt, ist frühes Erkennen und regelmäßige Kontrolle besonders wichtig. Eine Heilung ist bislang nicht möglich, die Erkrankung lässt sich jedoch gut kontrollieren

Symptome von Grünem Star

Die Symptome hängen stark von der Form des Glaukoms ab. Besonders tückisch ist das chronische Offenwinkelglaukom, weil es sich lange Zeit ohne spürbare Beschwerden entwickelt. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu merklichen Sehstörungen. Dagegen kann es beim Engwinkelglaukom zu akuten Glaukomanfällen kommen, die sofort behandelt werden müssen.

Typische Symptome bei chronischem Glaukom

  • Lange keine Beschwerden – schleichender Verlauf
  • Tunnelblick – Einschränkung des Gesichtsfelds
  • Verschwommenes Sehen, vor Allem bei schlechten Lichtverhältnissen
  • Zunehmende Blendempfindlichkeit
  • Kopfschmerzen oder Augenschmerzen (eher selten)

Symptome beim akuten Glaukomanfall (Engwinkelglaukom)

  • Plötzliche starke Augenschmerzen
  • Rötung des Auges
  • Starke Sehverschlechterung, Nebelsehen
  • Halos (Lichtringe) um Lichtquellen
  • Übelkeit und Erbrechen

Symptome des angeborenen (kongenitalen) Glaukoms

  • Tränende, lichtempfindliche Augen
  • Vergrößerte, glasig erscheinende Hornhaut („Ochsenaugen“)
  • Häufiges Reiben der Augen
  • Reizbarkeit und auffälliges Kneifen der Augenlider
  • Tritt meist im ersten Lebensjahr auf

Ein akuter Glaukomanfall (Engwinkelglaukom und kongenitales Glaukom) ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Verlauf

Ein Glaukom verläuft oft schleichend und bleibt lange unbemerkt – vor allem beim Offenwinkelglaukom, der häufigsten Form. Der Sehnerv wird dabei nach und nach geschädigt, meist durch einen erhöhten Augeninnendruck, der nicht direkt spürbar ist. Die Krankheit verläuft meist beidseitig, beginnt jedoch oft asymmetrisch.

Ohne Behandlung kommt es mit der Zeit zu dauerhaften Gesichtsfeldausfällen, die sich von außen nach innen ausbreiten, was Betroffene häufig als Tunnelblick beschreiben. 

Ist der Sehnerv stark geschädigt, droht eine vollständige Erblindung –die entstandenen Schäden sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wird der Grüne Star rechtzeitig erkannt, kann sein Fortschreiten meist gestoppt werden.

Ein akuter Glaukomanfall, wie er beim Engwinkelglaukom und beim kongenitalen Glaukom auftreten kann, verläuft anders: Hier steigt der Augeninnendruck plötzlich stark an. Das kann innerhalb weniger Stunden zu schweren Sehstörungen und bleibenden Schäden führen – ein solcher Anfall ist ein Augennotfall.

Ursachen von Grünem Star

Ein Glaukom entsteht meist, wenn das im Auge gebildete Kammerwasser nicht richtig abfließen kann. Kammerwasser ist eine klare Flüssigkeit im Auge, die die Hornhaut und Linse mit Nährstoffen versorgt und den Augeninnendruck reguliert

Wird der Abfluss gestört, staut sich das Kammerwasser – der Druck steigt und schädigt den Sehnerv. Doch auch bei normalem Augeninnendruck kann es – etwa durch eine schlechte Durchblutung des Sehnervs – zu einem Glaukom kommen. Dann spricht man von einem Normaldruckglaukom.

Häufige Ursachen und Risikofaktoren für Grünen Star

  • Erhöhter Augeninnendruck ist der häufigste Risikofaktor
  • Alter über 40 Jahre
  • Familiäre Vorbelastung, zum Beispiel Glaukom bei Eltern oder Geschwistern
  • Kurzsichtigkeit bei Offenwinkelglaukom oder Weitsichtigkeit bei Engwinkelglaukom
  • Sowohl zu niedriger als auch zu hoher Blutdruck können die Durchblutung des Sehnervs beeinträchtigen und das Glaukomrisiko erhöhen
  • Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
  • Längere Anwendung von Kortisonpräparaten wie Tabletten, Augentropfen oder Inhalationen
  • Verletzungen oder Operationen am Auge

Ein Glaukom kann jeden treffen – wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte regelmäßig zur augenärztlichen Kontrolle gehen, auch ohne Beschwerden.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch den Augenarzt oder die Augenärztin mithilfe spezieller Untersuchungen

Wichtige Augenuntersuchungen:

  • Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie): Erhöhte Werte können auf ein Glaukom hinweisen – sie sind aber nicht immer vorhanden (z. B. beim Normaldruckglaukom).
  • Beurteilung des Sehnervs (Ophthalmoskopie): Der Augenhintergrund wird untersucht; typische Veränderungen wie eine Vertiefung der Papille können auf ein Glaukom hindeuten.
  • Gesichtsfeldmessung (Perimetrie): Zeigt, ob bereits Ausfälle im Gesichtsfeld vorliegen – oft das erste messbare Anzeichen.
  • Pachymetrie: Bestimmung der Hornhautdicke, da diese die Augeninnendruckmessung beeinflussen kann.
  • Bildgebende Verfahren (z. B. OCT): Mit der optischen Kohärenztomografie lassen sich Sehnerv und Nervenfaserschicht präzise beurteilen – hilfreich zur Verlaufskontrolle.

Viele dieser Untersuchungen sind Teil der Glaukom-Früherkennung, die für Personen ab 40 empfohlen wird – besonders bei familiärer Vorbelastung.

Therapie: So lässt sich Grüner Star behandeln

Ein Glaukom ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Ziel der Therapie ist es, den Augeninnendruck zu senken, um eine weitere Schädigung des Sehnervs zu verhindern. Die Behandlung richtet sich nach der Glaukomform, dem Schweregrad und der individuellen Situation.

Medikamentöse Behandlung:

  • Augentropfen senken den Augeninnendruck, entweder durch verminderte Bildung oder besseren Abfluss des Kammerwassers.
  • Typische Wirkstoffe sind Prostaglandin-Analoga, Betablocker, Carboanhydrasehemmer, Alpha-Agonisten
  • Eine Kombinationstherapie ist möglich, wenn ein Präparat allein nicht ausreicht.
  • Die Tropfen müssen dauerhaft und regelmäßig angewendet werden.

Laserbehandlung:

  • Die Lasertrabekuloplastik beim Offenwinkelglaukom verbessert den Abfluss des Kammerwassers.
  • Sie wird meist ergänzend eingesetzt oder wenn Augentropfen nicht ausreichen.

Operative Behandlung:

  • Wenn Medikamente und Laser nicht ausreichen
  • Mögliche Verfahren: Trabekulektomie, Kanaloplastik, Mikroimplantate

Die Behandlung kann das Glaukom nicht rückgängig machen – aber sie stoppt oder verlangsamt das Fortschreiten.

Was die Apotheke rät

  • Augentropfen nicht ins Auge reiben, Lidsack nutzen, fünf bis zehn Minuten Abstand bei mehreren Tropfen halten.
  • Viele Augentropfen sind nach Anbruch nur begrenzt haltbar – meist 4 Wochen. Die Apotheke hilft, geeignete Aufbrauchhilfen oder Kalender zu finden.
  • Bei empfindlichen Augen oder langfristiger Anwendung kann ein konservierungsmittelfreies Präparat sinnvoll sein.
  • Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder Sehvermögen gibt es Tropfhilfen, die das Einträufeln erleichtern.
  • Schwankender, niedriger oder zu hoher Blutdruck kann die Durchblutung des Sehnervs verschlechtern, eine regelmäßige Blutdruckkontrolle ist daher empfehlenswert.
  • Antioxidative Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin C, E, Zink, Selen und Omega-3 können unterstützend wirken, wenn oxidativer Stress als Faktor gilt
  • Rauchstopp und ausgewogene Ernährung stärken die allgemeine Gefäßgesundheit können sich positiv auf die Augen auswirken
  • Kein Pressen beim Heben schwerer Lasten, keine Überkopfpositionen bei Yoga oder Gymnastik – sie können den Augeninnendruck erhöhen.
  • UV-Schutz kann die Belastung der Augen reduzieren.

Grüner Star kurz zusammengefasst

  • Glaukom (grüner Star) ist eine chronische Erkrankung des Sehnervs, meist durch erhöhten Augeninnendruck.
  • Die häufigste Form (Offenwinkelglaukom) verläuft lange beschwerdefrei und wird oft zu spät erkannt.
  • Typische Symptome sind Gesichtsfeldausfälle, Sehverschlechterung und bei akuten Formen starke Augenschmerzen.
  • Die Therapie erfolgt mit Augentropfen, Laser oder Operationen – sie kann das Fortschreiten stoppen, aber nicht rückgängig machen.
  • Regelmäßige Augenuntersuchungen sind entscheidend – besonders ab 40 Jahren oder bei familiärer Vorbelastung.

Quellen

zuletzt aktualisiert: 15.04.2025

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