In einem ersten Schritt wird das Blut in den Nierenkörperchen gefiltert. Nach dem lateinischen Wort für Knäuelchen werden die Nierenkörperchen auch Glomerulus (Plural: Glomeruli) genannt. Tatsächlich ist der Glomerulus ein winziges zu einem Knäuel verschlungenes Blutgefäß. Die vielen Schlingen des Knäuels haben den Zweck, die Fläche des Filters zu vergrößern. Obwohl die Glomeruli nur 0,2 Millimeter groß und mit dem bloßen Auge gerade noch als roter Punkt zu erkennen sind, ergeben die Harnfilter der Glomeruli zusammengenommen eine Gesamtfläche von einem Quadratmeter.
Durch die Wirkung des Blutdrucks, wird ein Teil (15 bis 20 Prozent) der Blutflüssigkeit abgefiltert. Die größeren Blutbestandteile wie rote und weiße Blutzellen, Blutplättchen und Eiweiße werden hingegen zurückgehalten.
Das Filtrat der Glomeruli nennt man Primärharn. Täglich entstehen davon 170 Liter. Er wird durch enge 3,5 bis 5 Zentimeter lange Kanälchen geleitet. Dem Primärharn müssen alle Stoffe, die der Körper benötigt, wieder entzogen werden. Und das ist der allergrößte Teil: 99 Prozent des Primärharns werden recycelt. Die Leistungsfähigkeit der Niere hat natürlich auch ihre Grenzen. Für die Rückgewinnung jeder Substanz steht nur eine begrenzte Anzahl von Pumpen zur Verfügung. Ab einer bestimmen Schwelle gelingt es der Niere nicht mehr, die Substanz komplett zurückzuholen. Dann kommt es zum Übertritt von Substanzen in den Harn, die dort normalerweise nicht gefunden werden können. Für den Blutzucker liegt diese Schwelle sehr niedrig. Deshalb ist die Überprüfung des Harns eine weit verbreitete Vorsorgeuntersuchung für den Diabetes. In den letzten Jahren ist es gelungen, eine Reihe von Untersuchungen auf Teststreifen anzubieten. Sie ermöglichen nicht nur dem Arzt eine erste Orientierung. Auch der Patient kann mit den Sticks eine Vorsorge betreiben.
Was nützt und was schadet
Die Anwendung des bekannten Harn-Teststreifens, mit dem sich eventuelle Nierenerkrankungen erkennen lassen, ist nach wie vor dringend zu empfehlen. Je nach Verfärbung verweist der Streifen auf vier Warnsignale: auf einen ungünstigen Säuregrad sowie auf einen behandlungsbedürftigen Eiweiß-, Zucker- und Blutgehalt. Weil viele Nierenerkrankungen lange keine Symptome verursachen, spielt es eine wichtige Rolle, Erkrankungen so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln.
Bei Nierenerkrankungen wie Nierensteinen, bakteriell bedingten Entzündungen und bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte zur vermehrten Ausscheidung von Giftstoffen viel getrunken werden. In 24 Stunden etwa zweieinhalb Liter (keine Milch oder Milchprodukte). Auffallend heller oder sehr dunkel gefärbter Urin und Beschwerden bei der Blasenentleerung sollten Anlässe zum Arztbesuch sein. Grundsätzlich sollte man die Nieren keiner starken Kälte aussetzen.
Max Conradt