Blutfette: Ist das "gute" HDL-Cholesterin überschätzt?
10.11.2016
Für ihre Arbeit hatten die Wissenschaftler Daten von über 631.000 Kanadiern ohne vorherige Herz-Kreislauf-Erkrankung ausgewertet. Die Ergebnisse bestätigten, dass niedrige HDL-Werte offenbar mit einem erhöhten Risiko einhergehen, an einer Erkrankung von Herz oder Gefäßen zu sterben. Darüber hinaus gab es aber auch eine Verbindung zwischen einem niedrigen HDL-Pegel und Krebs und anderen Erkrankungen als Todesursache, wie die Forscher im Fachblatt Journal of the American College of Cardiology berichten. Warum das so ist, sei noch unklar, so die Wissenschaftler. Andere Studien deuteten jedoch darauf hin, dass es einen Zusammenhang zum Alkoholkonsum geben könnte. Bei Personen mit einem besonders hohen HDL-Spiegel fanden die Wissenschaftler zudem ein erhöhtes Risiko, an einer Krankheit zu sterben, die nichts mit dem Herz-Kreislauf-System zu tun hat.
Ein genauerer Blick auf die Lebensumstände und -gewohnheiten zeigte, dass die niedrigsten HDL-Werte bei finanziell benachteiligten Studienteilnehmern zu finden waren, die ungesünder lebten, mehr Risikofaktoren für Herzkrankheiten hatten und mehrere Krankheiten gleichzeitig. Aufgrund der Ergebnisse vermuten die Wissenschaftler, dass ein niedriger HDL-Wert womöglich kein eigenständiger Risikofaktor für Herzkrankheiten sein könnte und ein Anheben des Wertes das Risiko demnach nicht reduzieren würde. „Der Zusammenhang zwischen dem guten Cholesterin und Herzkrankheiten ist komplex“, sagt Dennis T. Ko vom Institute für Clinical Evaluative Sciences in Toronto. Es scheine jedoch sicher zu sein, dass niedrige HDL-Werte und anderen bekannte Risikofaktoren, wie eine schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung und anderen Krankheiten, zusammenhängen. Die beste Prävention setzt demnach bei den Lebensgewohnheiten an.
HH