Gicht: Kamikaze-Immunzellen dämmen Entzündung ein
07.05.2014
Bei einem Gichtanfall kommt es zu einer Ansammlung von nadelspitzen Harnsäure-Kristallen in Gelenken und im Gewebe. Das Immunsystem versucht, diese Kristalle zu bekämpfen. Dies führt zu Schmerzen und einer Entzündungsreaktion. Nach ein paar Tagen klingt ein Gichtanfall auch unbehandelt wieder ab, obwohl sich die Harnsäurekristalle nach wie vor ins Gewebe bohren. Wie diese Selbstheilung funktioniert, war bislang unklar. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg untersuchten daher, wie sich Immunzellen bei einem Gichtanfall verhalten.
Dabei haben sie herausgefunden, dass eine Gruppe von weißen Blutkörperchen – die sogenannten neutrophilen Granulozyten – eine Schlüsselrolle spielt. Diese Fresszellen bilden die vorderste Linie der Immunabwehr. „Wir haben beobachtet, dass diese Zellen förmlich explodieren, wenn sie zum Entzündungsherd gelangen“, erklärt Dr. Markus Hoffmann vom Universitätsklinikum Erlangen. Aus den Bruchstücken bilden sich dichte Netze im Gewebe, die sich um den Entzündungsherd legen und diesen so eindämmen. Wie Fische verfangen sich dort auch Botenstoffe der Entzündung, werden deaktiviert und abgebaut, veranschaulichen die Forscher. Die verklumpten Netze seien, wenn sie groß genug werden, sogar sichtbar und zeigten sich dann als Gichtknoten.
„Wir vermuten, dass das Immunsystem nicht nur bei Gicht Entzündungen auf diese Weise dämpft, sondern auch bei anderen Krankheiten, bei denen neutrophile Granulozyten ein Rolle spielen“, sagt Hoffmann. Beispiele hierfür wären etwa die zystische Fibrose, eine schwere Lungenerkrankung junger Menschen, oder der systemische Lupus erythematodes, eine Autoimmunerkrankung.
HH