Was ist das? - Definition
Unter Gicht versteht man die Ablagerung von Harnsäurekristallen an verschiedenen Körperstellen. Die Kristalle führen an diesen Stellen zu einer starken Entzündung.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
In allen menschlichen und tierischen Zellen befindet sich ein Zellkern. Wird dieser Zellkern abgebaut entsteht Harnsäure. Normalerweise wird diese Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden. Ist dieser Mechanismus gestört, oder kommt es zu einer vermehrten Harnsäurebildung im Körper, kann die Harnsäure nicht ausreichend ausgeschieden werden. Die Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken, Sehnen oder Sehnenscheiden ab. Dort werden sie von Abwehrzellen gefressen. Dabei werden Stoffe freigesetzt, die lokal zur Entzündungsreaktion führen.
Erhöhte Harnsäurewerte lassen sich häufger bei Männern als bei Frauen feststellen. Nicht jeder Patient mit erhöhten Harnsäurewerten leidet unter den Symptomen einer Gicht, doch die Gefahr eines Gichtanfalles steigt mit dem Lebensalter und der Höhe des Harnsäurespiegels. Männer, meist zwischen 40 und 60 Jahren, erkranken 10mal häufiger als Frauen, die meist erst ab dem 60. Lebensjahr unter Gichtanfällen leiden, weil die Östrogene bis zu den Wechseljahren eine schützende Wirkung haben.
Die Gicht ist eine seit langem bekannte Krankheit. Doch während sie früher meist nur bei wohlhabenderen Menschen auftrat, die sich Fleisch leisten konnten, ist heute die Gicht sehr verbreitet, man spricht deshalb von einer "Wohlstandskrankheit".
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Gichtanfälle treten oft nach Festessen mit viel Fleisch und reichlich Alkoholgenuss auf. Durch den Fleischgenuss fällt im Körper mehr Harnsäure an, doch der Alkohol hemmt die Ausscheidung.
In der Regel kommt es dann nachts plötzlich zu sehr starken Schmerzen in einem Gelenk, meist dem Großzehengrundgelenk, aber auch andere Gelenke können betroffen sein. Das jeweilige Gelenk ist gerötet, heiß, geschwollen und sehr schmerzhaft. Schon das Gewicht der Bettdecke oder leichteste Berührungen lösen heftige Schmerzen aus. Gelegentlich kommt es sogar zu Fieber.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Der akute Gichtanfall klingt auch ohne Therapie nach Tagen bis Wochen ab. Bei Missachtung der Ernährungsratschläge kommt es nach Wochen oder Monaten zum nächsten Anfall.
Von einer chronischen Gicht spricht man, wenn es nach wiederholten Gichtanfälle zur Schädigung verschiedener Organe gekommen ist:
- Nach Jahren kommt es zu Gelenkschädigungen mit schmerzhaften Gelenkveränderungen.
- Durch Harnsäureablagerungen entstehen die so genannten "Tophi" am Rand der Ohrmuschel und in der Gelenkumgebung.
- Bei Ablagerung von Harnsäurekristallen im Schleimbeutel resultiert eine Schleimbeutelentzündung, die Bursitis. Sind die Sehnenscheiden betroffen, leiden die Betroffenen unter einer Sehnenscheidenentzündung.
- Gefährlich ist die Bildung von Harnsäuresteinen in der Niere, die zur Nierenschädigung führen können.
Dank wirksamer medikamentöser Therapie, ist die chronische Gicht heute eine Seltenheit.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Entzündungen einzelner Gelenke können auch durch Bakterien ausgelöst sein oder im Rahmen einer Viruserkrankung auftreten, man nennt dies eine Arthritis.
Im Alter kommt es nicht selten zur Arthrose verschiedener Gelenke. Werden diese Gelenke vermehrt belastet, zum Beispiel bei einer Wanderung, kommt es zur Reizung dieser Gelenke, welches zu ganz ähnlichen Beschwerden wie bei einem Gichtanfall führen kann.
Bei verschiedenen Rheumaerkrankungen kommt es zu wiederholten Gelenkentzündungen. Diese sind allerdings meist nicht so schmerzhaft wie der Gichtanfall und selten ist nur ein einziges Gelenk betroffen.
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
Zur Reduzierung oder Vorbeugung erhöhter Harnsäurewerte sind folgende Maßnahmen zu beachten:
- Normalisierung des Körpergewichts.
- Kein oder nur wenig Alkohol, denn Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung der Nieren; Bier enthält Stoffe, die zu Harnsäure abgebaut werden.
- Folgende Lebensmittel meiden: Fleisch, Innereien, Fleischextrakt, Geflügel, Sardellen, Heringe etc.
- Viel trinken, um die Harnsäureausscheidung zu erhöhen.
- Vorsicht: bei Fastenkuren werden körpereigene Zellen abgebaut, deshalb kann auch hier der Harnsäurespiegel ansteigen.
Bei einem Gichtanfall wirken kühlende Umschläge und Hochlegen des betroffenen Beines schmerzlindernd.
Bearbeitungsstand: 05.12.2011
Quellenangaben:
Andreae, von Hayek, Weniger, Krankheitslehre für Altenpflege, Thieme, (2006) - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Wülker, Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme, (2009), 2. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Gicht: Behandlung
Bei Gicht zielt die Behandlung einerseits darauf ab, die Schmerzen bei einem akuten Gichtanfall zu lindern. Andererseits geht es auf lange Sicht darum, Gichtanfälle, Gelenkschäden und chronischen Entzündungen vorzubeugen.
Gichtanfall behandeln – Medikamente
Gicht entsteht durch die Ablagerung kleiner Harnsäure-Kristalle an den Gelenken. In der Folge entzünden sich die betroffenen Gelenke und schwellen an. Die Entzündung geht in der Regel ohne Behandlung nach ein bis zwei Wochen von selbst zurück. Ein akuter Gichtanfall äußert sich jedoch durch starke Schmerzen und Druckempfindlichkeit an einem oder auch mehreren Gelenken. Um die Schmerzen zu lindern, kommen zur Behandlung Medikamente infrage, die die Entzündung hemmen, wie zum Beispiel:
Alternativ können bei Gicht zur Behandlung weitere Medikamente eingesetzt werden wie das Gichtmedikament Colchicin, zum Beispiel wenn entzündungshemmende Schmerzmittel nicht helfen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen aktuten Gichtanfall mit Kortisonpräparaten zu behandeln. Diese werden in Tablettenform eingenommen und wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Bei langfristiger Einnahme von Kortisontabletten kann es zu Nebenwirkungen kommen. So ist unter Kortison die Infektionsanfälligkeit unter Umständen höher und das Risiko für Diabetes oder Osteoporose steigt. Werden die Tabletten jedoch nur für die Dauer des Gichtanfalls genommen, sind ernsthafte Nebenwirkungen nicht zu erwarten.
In einigen Fällen lindern die einzelnen Wirkstoffe die Beschwerden bei einem Gichtanfall nicht ausreichend – dann können die verschiedenen Wirkstoffe miteinander kombiniert werden, um eine bessere Wirksamkeit zu erreichen.
Manchen Menschen hilft es darüber hinaus, das schmerzende Gelenk zu schonen und zu kühlen.
Langfristige Behandlung – Harnsäure senken
Bei Gicht ist der Harnsäurespiegel im Körper erhöht. Deshalb zielt die langfristige Behandlung darauf ab, den Gehalt an Harnsäure im Körper zu senken. Damit versucht man, weiteren Gichtanfällen vorzubeugen und eine Chronifizierung von Gicht zu vermeiden.
Harnsäure senken durch Ernährung?
Harnsäure entsteht, wenn sogenannte Purine abgebaut werden. Ein großer Teil wird dabei vom Körper selbst hergestellt, zum Teil gelangen sie aber auch über Lebensmittel in den Körper. Besonders purinreiche Lebensmittel sind Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte. Auch wenn es dazu bisher keine eindeutigen Studien gibt, kann es bei Gicht im Rahmen der Behandlung sinnvoll sein, die Ernährung dahingehend anzupassen und diese Lebensmittel nur in Maßen zu sich zu nehmen, um den Spiegel an Harnsäure zu senken. Da jeder Mensch jedoch anders auf verschiedene Lebensmittel reagiert, kann keine einheitliche Empfehlung ausgesprochen werden. Wer Gicht hat, sollte deshalb am besten durch Ausprobieren selbst herausfinden, welche Behandlung am besten wirkt und ob eine Umstellung der Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst.
Weniger Harnsäure durch Medikamente
In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, den Harnsäurespiegel medikamentös zu senken. Wenn es bei Gicht häufig zu akuten Anfällen kommt oder sich bereits Gichtknoten gebildet haben, können zur langfristigen Behandlung Medikamente zum Einsatz kommen, die den Harnsäurespiegel senken. Dazu steht zum Beispiel der Wirkstoff Allopurinol zur Verfügung. Er verhindert, dass Purine abgebaut werden. Wenn die Einnahme von Allopurinol den Spiegel an Harnsäure nicht ausreichend senken kann, kann alternativ der Wirkstoff Febuxostat verabreicht werden.
Weitere Medikamente, die bei Gicht infrage kommen, sind sogenannte Urikosurika. Sie erhöhen die Harnsäureausscheidung über die Nieren. Sie können auch gleichzeitig mit Allopurinol genommen werden. Welche medikamentöse Behandlung letztendlich für wen am besten geeignet ist, ist im Hinblick auf Verträglichkeit und eventuell weiterer bestehender Erkrankungen individuell abzuwägen.
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Letzte Aktualisierung: Juni 2017