Ursache für entzündliche Darmerkrankungen gefunden

ZOU | 07.06.2024

Ein neu entdeckter biologischer Signalweg könnte eine Hauptursache für entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sein. Er ist mit bereits vorhandenen Medikamenten gezielt veränderbar.
Auf der Suche nach Medikamenten, die die Entzündungen reduzieren könnten, fanden die Forschenden bereits aussichtsreiche Kandidaten. image.originalResource.properties.copyright

Ein bestimmter Bereich im menschlichen Erbgut enthält einen „Verstärker“, der nahe gelegene Gene dazu bringt, die Produktion des Botenstoffes ETS2 anzukurbeln. ETS2 befeuert Entzündungen, jedoch nur in bestimmten Immunzellen, den Makrophagen, die auch Fresszellen genannt werden. Diese Entzündungen tragen direkt zu Gewebeschäden bei entzündlichen Darmerkrankungen bei. Das berichten britische Forscher in dem Fachblatt „Nature“.

Eine Erhöhung der ETS2-Menge in ruhenden Makrophagen verwandelte sie in Entzündungszellen, die denen von Patienten ähnelten. Viele andere Gene, die schon früher mit entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung gebracht wurden, sind Teil des ETS2-Signalwegs. Etwa 95 Prozent der Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen tragen eine oder zwei Kopien dieses neu entdeckten Verstärkers in ihrem Erbgut.

Auf der Suche nach Medikamenten, die die ETS2-Aktivität reduzieren könnten, fanden die Forscher bereits aussichtsreiche Kandidaten: Sogenannte MEK-Hemmer, die bereits bei Krebserkrankungen verwendet werden, konnten die Entzündungen in Darmproben von Patienten ausschalten. Da MEK-Hemmer starke Nebenwirkungen haben, arbeitet die Forschungsgruppe nun an einer speziellen Formulierung, um das Medikament gezielt an Makrophagen zu liefern.

Ruth Wakeman von der Organisation Crohn’s & Colitis UK sagte: „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind komplexe, lebenslange Erkrankungen, für die es keine Heilung gibt. Forschungsarbeiten wie diese helfen uns, die Frage zu ihren Ursachen zu beantworten. Je mehr wir über entzündliche Darmerkrankungen wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir Patienten helfen können, gut mit diesen Erkrankungen zu leben.“

Quelle: DOI 10.1038/s41586-024-07501-1