Brustkrebs-Risiko: Trotz Angelina Jolies OP wissen wenige wirklich Bescheid

19.12.2013

Als die Schauspielerin Angelina Jolie im Frühjahr 2013 bekannt gab, sie habe sich vorsorglich beide Brüste entfernen lassen, ging dies durch alle Medien. Das Thema Brustkrebs rückte dadurch verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Doch US-Forscher fanden jetzt heraus, dass die Berichterstattung kaum für einen besseren Wissensstand über die Erkrankung gesorgt hat.
Die US-amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie (r.) legt großen Wert auf soziales Engagement. Dieses Bild zeigt sie als UNHCR-Sondergesandte bei einem Besuch syrischer Flüchtlinge in Jordanien im Sommer 2013. image.originalResource.properties.copyright

Eine Befragung von über 2.500 US-Amerikanern zeigte, dass drei von vier Befragten Angelina Jolies Geschichte kannten. Doch lediglich weniger als zehn Prozent konnten Fragen zu der bei ihr aufgetretenen Erbgutveränderung richtig beantworten. Das berichten die Studienautoren im Fachblatt Genetics in Medicine. Veränderungen der Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 seien relativ selten anzutreffen, doch träten sie auf, liege das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, etwa fünfmal höher als das Durchschnittsrisiko, erklären die Wissenschaftler. Die Gefahr für Eierstockkrebs erhöhe sich ebenfalls.

Angelina Jolies Schritt hätte eine Chance eröffnen können, über dieses seltene, aber sehr komplexe Gesundheitsthema zu informieren, zum Beispiel über Gentests, Risiken oder vorbeugende Operationen, sagt Hauptautorin Dina Borzekowski. Eine Gelegenheit, die kaum genutzt wurde. Mehr noch: Statt Klarheit zu schaffen trug die Kenntnis von Jolies Geschichte offenbar eher zur Verwirrung bei, zum Beispiel wenn es um den Zusammenhang zwischen familiärer Vorbelastung und erhöhtem Krebsrisiko ging. Etwa die Hälfte der Befragten dachte fälschlicherweise, dass die Tatsache, keine Brustkrebsfälle in der Familie zu haben, mit einem unterdurchschnittlichen persönlichen Risiko verbunden sei. Generell liege die Gefahr, im Laufe des Lebens an Brustkrebs zu erkranken, für eine Frau ohne diese spezielle Genmutation bei fünf bis 15 Prozent, so die Studienautoren. Es erkrankten jährlich mehr Frauen ohne familiäres Risiko an Brustkrebs als Frauen, die eine solche Genveränderung geerbt hätten.

Die Forscher raten, solche durch Prominente gesetzte Gesundheitsthemen durch einen erheblich größeren Kommunikationsaufwand zu begleiten. Das würde vielen Menschen helfen, die damit verbundenen, komplizierten medizinischen Informationen über Diagnose und Behandlung richtig einzuordnen.

HH