Apotheker Rüdiger Freund
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22.04.2025 09:11 Uhr
Brustkrebs (Mammakarzinom) entsteht, wenn sich Zellen im Brustgewebe unkontrolliert vermehren und einen bösartigen Tumor bilden. Dieser kann in verschiedenen Gewebearten der Brust entstehen, am häufigsten als duktales Karzinom in den Milchgängen oder als lobuläres Karzinom im Drüsengewebe.
Unbehandelt kann er in umliegendes Gewebe eindringen oder über das Lymph- und Blutsystem in andere Körperregionen streuen und Metastasen bilden.
Jährlich erkranken in Deutschland rund 70.000 Frauen an Brustkrebs, das Lebenszeitrisiko liegt bei 12,9 Prozent – etwa jede achte Frau ist betroffen. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, doch genetische Veranlagung, Hormonhaushalt, Lebensstil und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. In vielen Fällen wird Brustkrebs durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig erkannt, was die Heilungschancen erheblich verbessert.
Symptome: Brustkrebs erkennen
Brustkrebs verursacht im frühen Stadium oft keine Schmerzen und bleibt lange unbemerkt. Deshalb ist es wichtig, auf mögliche Veränderungen der Brust zu achten und regelmäßige Selbstuntersuchen vorzunehmen sowie entsprechende Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Besonders bei familiärer Vorbelastung ist eine engmaschige Vorsorge sinnvoll.
Typische Anzeichen für Brustkrebs
- Knoten oder Verhärtungen in der Brust oder Achselhöhle (oft schmerzlos)
- Veränderung der Brustgröße oder -form
- Eingezogene Hautstellen oder Dellen (Orangenhaut-Effekt)
- Veränderungen der Brustwarze (z. B. Einziehung, Schuppung, Rötung, Sekretaustritt)
- Spannungsgefühl oder ungewohnte Schmerzen in der Brust
- Ungewöhnliche Rötungen oder Entzündungen der Haut
Verlauf
Der Verlauf von Brustkrebs hängt stark davon ab, wie früh die Erkrankung erkannt und behandelt wird. Wird Brustkrebs nicht behandelt oder erst in einem späten Stadium erkannt, kann er sich über das Lymphsystem oder die Blutbahn in andere Organe ausbreiten (Metastasenbildung). In fortgeschrittenen Stadien sind die Heilungschancen stark eingeschränkt, und die Behandlung konzentriert sich auf Lebensverlängerung und Symptomkontrolle. Eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ist daher essenziell, um die Heilungschancen zu maximieren.
Wird Brustkrebs in einem frühen Stadium erkannt, stehen mehrere wirksame Therapieoptionen zur Verfügung:
- Operation zur Entfernung des Tumors (brusterhaltend oder Mastektomie)
- Bestrahlung, um verbleibende Krebszellen zu zerstören
- Medikamentöse Therapien (Chemotherapie, Hormontherapie, Immuntherapie oder zielgerichtete Therapien) je nach Tumorart
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für Brustkrebs sind nicht vollständig geklärt, aber es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Frauen haben ein viel höheres Risiko als Männer (Frauen circa 70.000 Erkrankungen pro Jahr, Männer etwa 700).
- Das Risiko steigt mit dem Alter, besonders ab 50 Jahren.
- Genetische Veranlagung wie Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 erhöhen das Risiko erheblich.
- Eine frühe erste Regelblutung und/oder späte Menopause vergrößern das Risiko durch eine verlängerte Hormonexposition.
- Dichtes Brustgewebe erschwert die Früherkennung und erhöht das Risiko.
Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Langfristige Einnahme von Hormonpräparaten, insbesondere Hormonersatztherapie in den Wechseljahren und hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, können das Risiko leicht erhöhen.
- Kinderlosigkeit oder späte erste Schwangerschaft.
- Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen besonders nach den Wechseljahren das Brustkrebsrisiko.
- Alkoholkonsum und Rauchen fördert Zellveränderungen und steigert das Krebsrisiko.
- Strahlenbelastung z. B. durch eine frühere Bestrahlung im Brustbereich kann das Risiko erhöhen.
- Neuere Forschungen legen nahe, dass auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und hormonaktive Substanzen das Brustkrebsrisiko beeinflussen können.
Diagnose
Die Diagnose von Brustkrebs erfolgt durch eine Kombination aus Vorsorgeuntersuchungen, bildgebenden Verfahren und Gewebeanalysen.
Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen
- Regelmäßiges Abtasten der Brust kann helfen, Veränderungen frühzeitig zu bemerken.
- Ab dem 50. Lebensjahr wird Frauen alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening, eine Röntgenuntersuchung der Brust, angeboten.
- Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann die Mammographie ergänzen, besonders bei dichtem Brustgewebe oder jüngeren Frauen.
Diagnostische Verfahren bei Verdacht auf Brustkrebs
- Mammographie und hochauflösender Ultraschall zur detaillierten Beurteilung von Knoten oder Gewebeveränderungen.
- Magnetresonanztomographie (MRT) wird besonders bei familiärer Vorbelastung oder unklaren Befunden eingesetzt.
- Eine Biopsie (Gewebeprobe) wird entnommen und unter dem Mikroskop zur Bestätigung der Diagnose untersucht.
Brustkrebs kann je nach biologischen Eigenschaften unterschiedlich wachsen. Die Untersuchungen dienen auch dazu, den Tumortyp festzustellen. Es gibt also verschieden Tumortypen, die jeweils auf verschiedene Behandlungen ansprechen.
Diese Tumortypen werden bei Brustkrebs unterschieden
- Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs (HR-positiv, ER+ oder PR+) ist durch Tumore gekennzeichnet, die durch Östrogen oder Progesteron wachsen und mit einer Hormontherapie behandelt werden können.
- Beim HER2-positiven Brustkrebs haben die Tumore eine Überexpression des HER2-Proteins. Sie werden mit zielgerichteten Antikörpertherapien behandelt.
- Beim Triple-negativen Brustkrebs (TNBC) handelt es sich um Tumore ohne Hormon- oder HER2-Rezeptoren, die meist aggressiver wachsen und vorrangig mit Chemotherapie oder Immuntherapie behandelt werden.
Steht der Tumortyp fest, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um zu ermitteln in welchem Stadium der Brustkrebs sich befindet.
Untersuchungen
- Eine Lymphknotenuntersuchung zeigt, ob Krebszellen bereits gestreut haben.
- Mittels Computertomographie, Positronen-Emission-Tomographie oder Knochenszintigrafie wird nach möglichen Metastasen in anderen Organen gesucht.
- Hormon- und Genanalysen des Tumors bestimmen, welche Therapien am besten wirken.
Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko können von einem Gentest auf BRCA1- oder BRCA2-Mutationen profitieren. Besonders sinnvoll ist dieser Test, wenn enge Verwandte wie Mutter, Schwester oder Tante an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind, insbesondere wenn die Erkrankung vor dem 50. Lebensjahr auftrat. Auch das Vorkommen von männlichem Brustkrebs in der Familie oder Mehrfachkrebserkrankungen wie eine Kombination aus Brust- und Eierstockkrebs oder Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs können Hinweise auf eine genetische Veranlagung sein. Liegt bereits eine nachgewiesene BRCA-Mutation in der Familie vor, ist eine Testung besonders ratsam. Ein Gentest kann helfen, das individuelle Risiko besser einzuschätzen und gezielte Vorsorgemaßnahmen oder vorbeugende Therapien in Betracht zu ziehen.
Behandlung: So lässt sich Brustkrebs therapieren
Die Behandlung richtet sich nach Tumorart und Stadium. Je nach individuellem Befund werden unterschiedliche Therapieansätze gewählt. Ziel ist es, den Tumor zu entfernen, sein Wachstum zu stoppen, das Rückfallrisiko zu minimieren und Metastasen zu verhindern. Die Wahl der Therapie erfolgt in enger Abstimmung mit einem interdisziplinären Ärzte-Team. In den meisten Fällen ist eine Operation notwendig, um den Tumor zu entfernen.
Operative Maßnahmen:
- Bei der brusterhaltenden Therapie (BET) wird der Tumor entfernt, die Brust bleibt erhalten. Das ist möglich, wenn der Krebs früh erkannt wird.
- Eine Mastektomie (Brustentfernung) kann bei größeren oder aggressiven Tumoren notwendig sein.
- Falls Krebszellen in die Lymphknoten gestreut haben, werden diese mit entfernt.
Strahlentherapie:
- Wird häufig nach einer brusterhaltenden OP eingesetzt, um verbliebene Krebszellen zu zerstören.
- Kann auch zur Schmerzlinderung bei Metastasen eingesetzt werden.
Medikamentöse Therapien:
- Chemotherapie wird vor oder nach der OP eingesetzt, um Krebszellen abzutöten oder Tumore zu verkleinern. Hierbei werden Zellgifte (Zytostatika) eingesetzt, um die Krebszellen zu zerstören oder deren Wachstum zu hemmen. Die Behandlung erfolgt in Zyklen und kann mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall oder Müdigkeit einhergehen. Je nach individueller Verträglichkeit kann eine begleitende supportive Therapie notwendig sein, um die Nebenwirkungen zu minimieren.
- Falls der Tumor hormonabhängig wächst (östrogen- oder progesteronabhängig), kann eine Hormonblockade durch Hormontherapie das Wachstum stoppen. Sie wird häufig über mehrere Jahre nach der Erstbehandlung fortgeführt, um Rückfälle zu verhindern.
- Bestimmte Medikamente greifen gezielt Krebszellen an, z. B. bei HER2-positiven Tumoren. Hierbei spricht man von einer zielgerichteten Therapie.
- Bei bestimmten aggressiven Brustkrebsarten kann das Immunsystem gezielt aktiviert werden, um die Tumorzellen zu bekämpfen. Dieser Ansatz nennt sich Immuntherapie. Moderne Antikörpertherapien haben in den letzten Jahren die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.
In vielen Fällen werden mehrere Therapieformen kombiniert, um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen. Eine individuelle Beratung durch Fachärzte ist entscheidend, um die bestmögliche Strategie für jede Patientin oder jeden Patienten zu entwickeln. Falls sich der Krebs bereits ausgebreitet hat, steht eine palliative Therapie im Vordergrund. Ziel ist es, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei kommt oft eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Strahlentherapie und symptomlindernden Maßnahmen zum Einsatz.
Was die Apotheke rät
- Regelmäßige Selbstuntersuchung und Vorsorgeuntersuchungen können helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
- Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Proteinen unterstützt das Immunsystem.
- Milde, parfümfreie Cremes und kühlende Gels können Hautreizungen bei Chemo- oder Strahlentherapie lindern.
- Ausreichend Schlaf, wenig Alkohol und Verzicht auf Rauchen fördern die Regeneration.
- Vitamin D unterstützt das Immunsystem und man findet oft niedrige Werte bei Brustkrebspatientinnen.
- Omega-3-Fettsäuren können Entzündungen hemmen und das Herz-Kreislauf-System unterstützen.
- Selen und Zink sind wichtig für Zellschutz und Wundheilung.
- Ingwer-Kapseln oder Tees können gegen Übelkeit bei Chemotherapie helfen.
- Probiotika unterstützen die Darmflora bei Chemotherapie-bedingten Verdauungsproblemen.
Brustkrebs kurz zusammengefasst
- Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.
- Symptome können Knoten oder Veränderungen der Brust sein.
- Eine frühe Diagnose erhöht die Heilungschancen.
- Die Therapie umfasst Operation, Bestrahlung und medikamentöse Behandlung.
- Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind wichtige Präventionsmaßnahmen.
Quellen
zuletzt aktualisiert: 22.04.2025
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