Faszien: Was sie leisten, wie man sie trainiert

Faszien halten den Körper zusammen und verbinden Muskeln, Bänder, Knochen und Sehnen miteinander.

Lesen Sie hier, wofür die Faszien da sind.
Übungen mit einer Faszienrolle sollen Verspannungen lösen und das Bindegewebe wieder geschmeidig machen.
© Printemps - Fotolia

Haben Sie sich einmal gefragt, warum Kängurus bis zu 13 Meter weit springen können? Tatsächlich sind es nicht die Muskeln, die die Tiere zu Sprung-Weltmeistern machen. Die enorme Sprungkraft haben Kängurus ihren hochelastischen Sehnen und Faszien zu verdanken. Wie bei einem Gummiband werden sie bei ihnen vor dem Sprung vorgespannt. Beim Loslassen entlädt sich die Spannungsenergie und ermöglicht die weiten Sprünge.

"Faszien speichern also Energie und geben sie wieder ab", erklärt Humanbiologe Dr. Robert Schleip, der sich seit vielen Jahren mit der Faszienforschung beschäftigt. Doch das Fasziengewebe kann noch viel mehr: "Es ist ein hochgradiges Sinnesorgan, das dafür sorgt, dass wir unseren Körper spüren und uns darin zu Hause fühlen", erläutert Schleip.

Vorstellen kann man sich die Faszien wie ein großes Netz, das sich durch alle Ecken und Enden des Körpers zieht. Damit die Faszien geschmeidig und flexibel bleiben, brauchen sie vor allem eines: Dehnung, und zwar am besten in alle möglichen Richtungen. Bei Menschen, die sich insgesamt wenig bewegen oder einzelne Körperteile wegen eines Unfalls oder einer Operation nur sehr eingeschränkt belasten, kann das zum Problem werden. Denn was wenig bewegt wird, verkümmert, das gilt sowohl für Muskeln als auch für das Fasziengewebe. "Dann bilden sich wuchernde Verbindungen in der feinen Faserstruktur, die Faszien verfilzen oder verkleben regelrecht", erklärt Schleip.

Vernachlässigte Faszien verursachen Schmerzen

Störungen in den Faszien können zu Schmerzen führen, die häufig fälschlicherweise der Muskulatur zugeschrieben werden. "In sehr vielen Studien deutet sich mittlerweile an, dass für Rückenschmerzen sehr häufig nicht die Muskeln oder Bandscheiben verantwortlich sind, sondern verklebte Faszien«, sagt Schleip. Auch steife Gelenke wie die "Frozen Shoulder" seien häufig auf verkümmertes Bindegewebe zurückzuführen.

Doch nicht nur zu wenig Bewegung führe dazu, dass die Faszien verkleben: Auch durch einen operativen Eingriff können die Faszien dem Biologen zufolge in Mitleidenschaft gezogen werden. Das bewirke etwa im Falle einer Operation im Bauchbereich wie einem Kaiserschnitt nicht nur Schmerzen, sondern auch Verdauungsprobleme.

Gezieltes Training löst Verklebungen

Die gute Nachricht ist: Durch gezielte Bewegung und Übungen können sich die Verklebungen lösen, und das Gewebe wird wieder geschmeidig. Schleip zufolge reicht dafür schon ein zehnminütiges Training zweimal pro Woche. "Es ist wichtig, Faszientraining nur als eine Komponente der Bewegung anzusehen. Es macht keinen Sinn, ausschließlich etwas für die Faszien zu tun, für den Körper sind Ausdauer- und Krafttraining genauso wichtig", weiß Schleip.

Die Faszien lassen sich mit allen endgradigen Dehnbewegungen trainieren, zum Beispiel durch Streck- und Werfübungen. Spezielle Faszienrollen seien dafür nicht unbedingt notwendig, können aber durchaus sinnvoll sein, um beweglicher zu werden. "Abgesehen von blauen Flecken birgt das Üben mit
Rollen kaum Risiken", sagt Schleip. Wer jedoch eine körperliche Beeinträchtigung hat, trainiert am besten unter professioneller Anleitung. Bei einem Venenleiden empfiehlt der Experte, das Training mit Faszienrollen vorab mit einem Arzt zu besprechen.

Etwa neun bis 14 Wochen brauche es, um sprödes Gewebe wieder in ein belastbares und flexibles Fasernetzwerk zu verwandeln. Weitere Informationen und eine Liste mit zertifizierten Faszientrainern gibt es in der Linkliste.

Natascha Koch

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