Psyche

Wolfgang Lippert: "Ich atme Wald"

aponet.de  |  01.05.2024

Seit mehr als 40 Jahren ist Wolfgang Lippert im Fernsehen zu Hause. Dem APOTHEKEN MAGAZIN erzählt er, wie er als Moderator im geteilten Deutschland Fakten geschaffen hat und wie wichtig die Natur für seine Gesundheit ist.

Wolfgang Lippert.

© Kirsten Nijhof

Würden Sie "Wetten, dass..?" wie in den 1990er-Jahren noch einmal moderieren, wenn das ZDF nett fragt? Thomas Gottschalk hat ja nun endgültig aufgehört.

Wolfgang Lippert: Nein, aber die Frage wird mir sowieso niemand stellen. Ich bin sehr glücklich über die Zeit, die ich mit der Sendung hatte, selbst wenn ich sie nur neun Mal moderiert habe. Es war einzigartig, so viele interessante Menschen, Stars und Kollegen kennenzulernen. Das ZDF hat mich danach auch nicht fallen lassen, sondern mir gleich eine andere Samstagabendshow anvertraut. Nach "Wetten, dass..?" verbrachte ich noch viele Jahre bei dem Sender.

Obwohl Sie in der DDR lebten, hatten Sie bereits vor dem Mauerfall eine Sendung in Westdeutschland. Wie ist das damals zustande gekommen?

Wolfgang Lippert: Das ist eine längere Geschichte, ich versuche mal die Kurzfassung: Ab 1986 habe ich in der DDR viele Talkshows moderiert. Wir hatten da zahlreiche Gäste aus dem Westen wie Jürgen von der Lippe, Rudi Carell oder Karl Dall, die mich dann auch in ihre eigenen Shows eingeladen hatten. Doch die Künstleragentur der DDR lehnte immer mit den Worten ab "Wolfgang Lippert hat keine Zeit". Es war ganz furchtbar, denn ich hätte so gerne Zeit gehabt. Irgendwann rief mich Frank Elstner zu Hause an. Er lud mich zu seiner Samstagabendshow "Nase vorn" nach West- Berlin ein, zu der ich dann auch fuhr.

Wie war das auf einmal möglich?

Wolfgang Lippert: Unter einem Vorwand besorgte ich mir ein Visum und trat dann ohne offizielle Genehmigung vor Millionen Zuschauern auf. Für mich war es einfach wichtig zu beweisen, dass auch Ostdeutsche in so einer Sendung zusammenhängende Sätze reden können. Dieser Ausflug brachte mir hinterher jedoch mächtig Ärger ein. Ich fürchtete schon, meine Sendungen zu verlieren, aber es kam anders. Durch diesen Schritt hatte ich, ohne es zu hnen, Fakten geschaffen und die Tür aufgestoßen. Resultierend daraus bekam ich irgendwann das Angebot für eine Sendung bei Radio Bremen. Da konnten die Institutionen nicht mehr Nein sagen. Und damit war ich der erste Ost-Moderator, der bei geschlossener Grenze eine eigene Sendung im Westen hatte. Die Sendung hieß "Stimmt’s?".

Nach dem Mauerfall herrschte Euphorie im ganzen Land, momentan ist die Stimmung eher schlecht. Wie kommen wir da wieder heraus?

Wolfgang Lippert: Damals hatten die Menschen ein Ziel, manchmal sogar ein gemeinsames. Mittlerweile scheint unsere Gesellschaft auseinanderzufliegen. Der Schlüssel, das zu verändern, liegt darin, dass jeder seine Verantwortung für das Gemeinwohl erkennt. Unser soziales Miteinander geht jeden Einzelnen an. Man hat das deutlich bei Corona gemerkt. Wenn dieses Miteinander unterbleibt, werden wir krank – sozial krank. Wir brauchen diese Nähe, selbst wenn wir alle die großen Individualisten sein wollen. Wir müssen wieder miteinander ins Gespräch kommen. Und da sehe ich mich in meinem Beruf als jemand, der das anschieben kann.

Neben Ihrem beruflichen Engagement gelten Sie als sportlich, wofür begeistern Sie sich besonders?

Wolfgang Lippert: Ich fahre sehr gerne mit dem Mountainbike in den Bergen und gehe viel spazieren. Das hält mich fit. Außerdem bin ich leidenschaftlicher Wassersportler, Segler. So richtig mit allen Scheinen, die man braucht. Ich darf auch aufs Meer und nehme jedes Jahr an dieser großen Regatta von Hannes Jaenicke zum Schutz der Weltmeere teil. Mit befreundeten Physiotherapeuten mache ich zusätzlich Übungen an Geräten, um fit und belastbar zu bleiben. Dehnung ist wichtiger als Muskeln, wenn man älter wird. Und ich hoffe, dass ich ganz gute Gene habe. Meine Mutter ist 101 geworden.

Gibt es Hausmittel, auf die Sie schwören?

Wolfgang Lippert: Ja, natürlich. Bei Erkältung ist es immer Hühnerbrühe. Einmal bei einer Fernseh-Aufzeichnung in Leipzig ging es mir nicht so gut. Ich habe dann in der ganzen Stadt in den Restaurants, in denen ich öfter essen gehe, rumtelefoniert, ob sie Hühnersuppe haben. Aber alle mussten passen – bis auf ein Restaurant, "Glashaus" im Clara Zetkin Park. Die haben mir dann ganz beherzt und spontan eine Hühnersuppe gekocht. Abends bin ich dort vorbeigefahren und habe sie mir schmecken lassen. Das hat gutgetan. Ansonsten bin ich gerne draußen in der Natur. Natur ist für mich ein Kraftquell. Ich atme sozusagen Wald. Ich bin geradezu süchtig danach. Und deswegen wohnen wir eben auch nicht in der City, sondern draußen. Ich finde, der Wald hat eine ungeheuer heilsame Wirkung.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Rüdiger Freund.

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