Bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gehen eigenen Angaben zufolge fast täglich Anfragen zu Gesundheitswerbung für Schlankheitsmittel und Gesundheitsprodukte ein, die angeblich von Prominenten beworben werden. Dafür verwendet werden Bilder oder auch KI-generierte Videos - unter anderem immer wieder vom deutschen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Eckart von Hirschhausen. Er selbst bezieht Stellung dazu auf seiner Webseite: "Zurzeit wird mein Name in den sozialen Medien und auf Fake-Webseiten häufig in Verbindung mit sogenannten Cardio-Nahrungsergänzungsmitteln und ähnlichen Produkten gebracht. Das sind Fake News! Ich stehe weder in Bezug zu diesem Produkt, noch mache ich Werbung für andere Produkte. Auch die Fotos von mir und angebliche Zitate sind Fälschungen. Es handelt sich eindeutig um Betrug und wurde bereits dem Verbraucherschutz gemeldet." In einem Instagram-Beitrag ruft Hirschhausen außerdem dazu auf: “Wo immer euch Werbung mit meinem Gesicht und Stimme begegnet, bitte melden an presse@hirschhausen.com”.
Prominente Gesichter als Lockvögel
Auch andere prominente Gesichter werden von Kriminellen für Fake-Werbung zu vermeintlichen Gesundheitsprodukten missbraucht, meldet die Verbraucherzentrale. Betroffen sind unter anderem Uschi Glas, Beatrice Egli, Maite Kelly, Barbara Schöneberger, Sonya Kraus, Dieter Bohlen, Caren Miosga, Sandra Maischberger, Markus Lanz, Dr. Matthias Riedl, Dr. Siegfried Meryn und der Virologe Christian Drosten. Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in einem Fake-Video zusammen mit Eckart von Hirschhausen zu sehen. Häufig handelt es sich um tatsächlich ausgestrahlte Interviews in Talkshows, in denen jedoch der ursprüngliche Wortlaut mittels Künstlicher Intelligenz (KI) durch gefälschte Aussagen ersetzt wurde. Die Videos können dabei täuschend echt wirken.
Vorsicht bei diesen Produkten
Die Verbraucherzentrale warnt unter anderem vor folgenden Produkten:
- Artodip Gel
- ARTIZYNT (Fledox)
- Blutforde
- Cardio Balance
- Cardiotensive
- CardiOne
- Cardiotonus
- Cardirin Tropfen
- Capsules For Metabolism Support
- Curalis CBD
- Cystinorm
- Diaflex Forte
- Diaform RX
- Diaxil
- Dr. Cardio
- Eduslim
- Fatong SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Abnehmpflaster
- Figurol
- Fitex-Kapseln
- GLP-1 Pro – Schlankheits-Trinklösung
- Glucoslim
- Herzena
- Insulinorm
- Levoran
- LeanCaps
- Libonex
- Mi-Cardium / MiCardium
- Natures Garden CBD
- Now Slim Macronutrients Metabolism Support
- Nutrim / Nutrium
- Parazax
- Qyikey SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Pflaster
- Slimysol
- Slimorol
- Spzv Tropfen - Metaglutide Orale Flüssigkeit
- Vexilona Metabolism Support Formula
- Viscerex
- Weight Berry
- ßetasulin
Die Einnahme dieser Mittel könne laut Verbraucherzentrale sogar lebensgefährlich sein: So wird in einem angeblichen Werbevideo mit Hirschhausen für das Produkt Diaform Rx geworben: Nach der Einnahme soll sich angeblich innerhalb von 17 Tagen der Blutzuckerspiegel normalisieren. “Bei der telefonischen Bestellung wurde einem Verbraucher sogar mitgeteilt, dass er morgens und abends jeweils eine Kapsel mit einem Glas Wasser einnehmen und seine Diabetes-Tabletten weglassen sollte”, warnen die Verbraucherschützer in einer Mitteilung auf ihrer Webseite.
Unzulässige Werbeversprechen
Beworben werden die Produkte mit Aussagen wie "Jeder kann abnehmen, ohne das Haus zu verlassen. Diäten und Fitnessstudios gehören der Vergangenheit an“ oder „nährt das Herz, normalisiert den Blutdruck, reinigt die Gefäße“. Das ist zusätzlich problematisch, denn: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel. Gesundheitsbezogene Aussagen zu diesen Produkten, die vermitteln, dass sie Krankheiten vorbeugen, heilen oder lindern können, sind rechtlich unzulässig. Weil laut Verbraucherzentrale jedoch ständig neue Webseiten mit Produktwerbung auftauchen, die über kein Impressum verfügen, sei es schwer, der unzulässigen Werbung endgültig rechtlich einen Riegel vorzuschieben.
Kaufvertrag widerrufen und Seiten melden
Hirschhausen und auch die Verbraucherzentralen rufen dazu auf, solche unzulässigen Werbespots zu melden. Wer bereits auf die Werbung hereingefallen sei, könne die Vertragserklärung gegenüber dem Verkäufer innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen. Susanne Punsmann, Rechtsanwältin im Projekt „Faktencheck Gesundheitswerbung“ von der Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalzrät generell dazu, bei Promiwerbung für Gesundheitsprodukte genau hinzuschauen: „Wir beobachten einen Trend, Verbraucher:innen mit gefälschten Empfehlungen zu täuschen. In Zeiten von künstlicher Intelligenz werden solche Betrügereien vermutlich noch zunehmen.“ Wenn bei einem Gesundheitsprodukt unsicher ist, kann sich auch an das Projekt „Faktencheck Gesundheitswerbung“ wenden, so Punsmann: „Am besten gleich einen Screenshot oder Links beifügen, damit die Produkte schneller geprüft werden können.“
Quellen: Verbraucherwarnungen der Verbraucherzentrale,"Verbraucherzentrale NRW warnt vor Werbung mit „Cardio“-Produkten", www.hirschhausen.com