Dr. Karen Zoufal
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05.08.2021
Forscher haben in einer Studie mit Mäusen eine bemerkenswerte Zufallsentdeckung gemacht: Tiere, die mit einem Botenstoff namens TSLP behandelt wurden, nahmen innerhalb von vier Wochen so stark ab, dass sie normalgewichtig wurden. Dabei ging es ihnen gut, einzige Nebenwirkung: Da ihre Talgdrüsen vermehrt öliges Sekret produzierten, hatten die Tiere fettige Haare. Sie „schwitzten“ das Fett quasi aus – und das komplett ohne Sport.
Fettleibige Mäuse, die mit TSLP (Thymusstromales Lymphopoietin, ein Botenstoff, der das Immunsystem reguliert) behandelt worden waren, verloren deutlich an Fett und Gewicht: Im Durchschnitt ging das Gewicht in nur 28 Tagen von 45 Gramm auf gesunde 25 Gramm zurück. Dabei schmolz vor allem das für die Gesundheit nachteilige Bauchfett. Wider Erwarten war der Fettabbau aber nicht durch eine geringere Nahrungsaufnahme oder einen beschleunigten Stoffwechsel verursacht worden. Die mit TSLP behandelten Mäuse fraßen sogar 20 bis 30 Prozent mehr, hatten einen ähnlichen Energieverbrauch und waren genauso aktiv wie die unbehandelten Tiere der Vergleichsgruppe.
„Als ich mir das Fell der TSLP-behandelten Mäuse ansah, bemerkte ich, dass sie im Licht glänzten. Ich wusste immer genau, welche Mäuse behandelt wurden, denn sie waren deutlich glänzender als die anderen“, berichtete Prof. Taku Kambayashi von der Universität Pennsylvania. Obwohl er die Idee, dass die Mäuse das überschüssige Fett quasi „ausschwitzten“, für sehr weit hergeholt hielt, untersuchten die Forscher das Fell der mit TSLP behandelten Mäuse und der Kontrolltiere. Das glänzende Fell enthielt Talg – eine kalorienreiche, ölige Substanz, die für die Hautbarriere wichtig ist und von spezialisierten Zellen der Talgdrüsen produziert wird. Diese Beobachtung war der Beweis, dass TSLP die Abgabe von Fetten über die Haut anregte und so den Gewichtsverlust verursacht hatte.
Da die Talgdrüsen von Menschen ähnlich arbeiten wie die von Mäusen, ist es denkbar, dass die Entdeckung möglicherweise irgendwann zu therapeutischen Zwecken genutzt wird, um Fettleibigkeit und Fettstoffwechselstörungen zu behandeln.
Quelle: DOI 10.1126/science.abd2893