06.07.2017
Um Verletzungen vorzubeugen, bauen viele Sportler Dehnübungen in ihr Training ein. Dass dies hilft, sei wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen, sagen Sportwissenschaftler der Universität Jena. Sie hatten untersucht, wo Fußballspieler ihre Verletzungsrisiken sehen und was sie tun, um diese zu verringern.
„Mehr als 91 Prozent der Befragten dehnen vor dem Training oder dem Spiel ihre Muskeln und gehen davon aus, so Verletzungen zu verhindern“, sagt Professor Dr. Astrid Zech von der Universität Jena. „Allerdings gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass dieses Stretching als Präventionsmaßnahme funktioniert.“ Tatsächlich verringere es sogar die Sprung- und Sprintleistung, so die Wissenschaftlerin, die gemeinsam mit Kollegen 139 Profi- und Nachwuchsspieler zwischen 13 und 35 Jahren aus einem Verein auf Bundesliganiveau befragt hatte.
Wie sie im Online-Journal PLOS ONE berichten, führten allerdings auch mehr als die Hälfte der befragten Spieler ein sogenanntes sensomotorisches Training durch. Dieses dient dazu, die Koordination zwischen der Sensorik, also der Wahrnehmung von äußeren und inneren Reizen, und der Motorik, sprich der Bewegung, zu verbessern. Zu solchen Übungen, die auch in der Rehabilitation eingesetzt werden, zählen zum Beispiel solche auf einem instabilen Untergrund wie etwa einem Balancekissen, einem Wackelbrett oder mit einem Gymnastikball. Spezielle sensomotorische Aufwärmübungen mit Sprung-, Balance- und Stabilisierungseinheiten können den Jenaer Forschern zufolge tatsächlich wirksam Verletzungen vorbeugten. Fußballer, die in der Vergangenheit schon mit Verletzungen zu tun hatten, schützten sich zudem etwa mit einem Tapeverband und Schuheinlagen.
Der Grund dafür, dass Präventionsmaßnahmen oft fehlgeleitet seien, könnte den Sport-Experten zufolge in einer falschen Wahrnehmung von Verletzungsursachen liegen. „Aus unserer Erfahrung rufen beispielsweise Koordinationsprobleme des einzelnen Spielers häufig Sprunggelenksverletzungen hervor“, erklärt Zech. Von den befragten Fußballern hätten dies allerdings nur etwa sieben Prozent als Risikofaktor betrachtet, im Profibereich seien es mit zwölf Prozent ein wenig mehr gewesen.
HH