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08.04.2023
In der Regel spüren Frauen erst im letzten Drittel ihrer SchwangerschaftRückenschmerzen. Der Grund ist naheliegend: „Schließlich führen der wachsende Bauch zu einer erheblichen Mehr- und Fehlbelastung der Wirbelsäule“, erklärt Dr. David Kubosch, Wirbelsäulenspezialist der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Auch die Umstellung der Hormone trägt dazu bei: Die steigende Östrogen-Konzentration führt zu einer „bindegewebigen Lockerung des Halteapparates“, berichtet der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Einerseits erleichtert dies die spätere Geburt, da sich das Becken weiten kann. Andererseits ergeben sich durch die reduzierte Bandstabilität vermehrt unerwünschte Blockierungen der kleinen Gelenke entlang der Wirbelsäule“, so Kubosch.
Um vorzubeugen, ist auch während der Schwangerschaft Bewegung wichtig. Empfehlenswert seien Spaziergänge, Radfahren bei kürzeren Strecken sowie Schwangerschaftsgymnastik. Auch Schwangerschafts-Yoga sowie abgestimmte Entspannungs- und Lockerungsübungen zur sanften Dehnung und Stärkung besonders betroffener Muskelgruppen zeigen vielfach Wirkung. Generell gilt: „Durch regelmäßige gezielte Bewegungen lassen sich in der Schwangerschaft Beschwerden, die die Muskeln und Knochen des unteren Rückens betreffen, häufig erheblich mildern“, versichert der Facharzt.
Katze-Kuh-Übung gegen Schmerzen
Als ideale Übung empfiehlt er die Kombination von Katzenbuckel- und Kuhrücken. Dazu wird der Vierfüßlerstand eingenommen und die Wirbelsäule zunächst nach oben gebeugt. „Machen Sie den Rücken bitte so rund wie möglich und lassen Sie den Kopf dabei locker hängen“, erklärt Dr. Kubosch den Ablauf. Anschließend in die Kuhrücken-Position übergehen: Die Wirbelsäule leicht nach unten durchbeugen. Der Rücken ist nun gerade und der Blick nach unten gerichtet. „Jetzt lassen Sie den Rücken vorsichtig nach unten durchhängen und heben den Kopf soweit an, dass der Blick nach vorne gerichtet ist“, erklärt der Mediziner. Die Übung insgesamt zehn Mal wiederholen.
Neben Entspannungs-Übungen wirken vielfach auch ein warmes Bad, Wärmflaschen und sanfte Massagen wahre Wunder. „Wärme dringt tief in das Gewebe ein, regt die Durchblutung und somit den Stoffwechsel an“, so Kubosch. Um Rücken und Gelenke zu schonen, empfehlen sich darüber hinaus einige Vorsorge-Tipps im Alltag. Dazu gehören flache, bequeme Schuhe sowie eine möglichst gerade Körperhaltung - vor allem beim Arbeiten am Computer. Denn hierbei ist oft der ganze Körper regelrecht zusammengepfercht – „was weder für die Wirbelsäule noch den Bauch besonders bekömmlich ist“, warnt Kubosch. Sein Tipp: „Des Öfteren die Arbeitsposition ändern, idealerweise vom Stehen ins Sitzen wechseln und umgekehrt.“
Treten Rückenbeschwerden bereits in der frühen Schwangerschaft auf, werden sie zunehmend stärker oder kommen Beschwerden wie Taubheit hinzu, sollte man umgehend den Arzt konsultieren, rät der Experte.