Die Kelten im frühen Europa verehrten die Mistel (Viscum album) als heilige Pflanze. Da sie nur auf Bäumen wächst, schien ihr Samen direkt von den Göttern zu kommen. So galt die Pflanze damals als Zaubermittel, das Kranke heilen oder Wünsche erfüllen konnte. Die Erkenntnisse der letzten Jahrhunderte nahmen der Mistel etwas von ihrer mystischen Aura: Mittlerweile ist bekannt, dass nicht die Götter, sondern Vögel mit ihren Hinterlassenschaften die Samen verbreiten.
Volksmedizinisch kommt Tee aus Mistelkraut bei hohem Blutdruck zum Einsatz. Heute steht die Anwendung von Mistelpräparaten in der Krebstherapie im Vordergrund. Dazu wird der Mistelextrakt in Form von Injektionen zusätzlich zur normalen Medikation gegen den Tumor verabreicht. Mistelextrakte sollen eine direkte hemmende Wirkung auf das Krebswachstum und die Ausbreitung von Metastasen haben. Dafür werden die Viscotoxine und die Lektine, beides Inhaltsstoffe der Pflanze, verantwortlich gemacht. Genauere Einblicke in dieses Geschehen fehlen aber bislang noch.
Seit 2011 dürfen homöopathische und anthroposophische Mistelpräparate nicht mehr zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden. Bei bösartigen Tumoren bleiben Mistelpräparate zur Linderung von Beschwerden jedoch verordnungsfähig. Mediziner nennen das Palliativtherapie.