13.09.2016
Was tun, wenn ein Gummibärchen, ein Stück Toast oder etwas anderes Essbares auf die Erde gefallen ist? Schnell aufheben und essen – zumindest wenn man der weit verbreiteten Vorstellung glaubt, der zufolge es fünf Sekunden braucht, bis Bakterien daran haften bleiben. Ganz so einfach ist es nicht, sagen Forscher aus den USA.
Wie Professor Donald Schaffner und Robyn Miranda von der Rutgers University in New Brunswick feststellten, ist der Prozess der Kontamination viel komplizierter und die Fünf-Sekunden-Regel daher eine zu starke Verallgemeinerung. So spielen die Feuchtigkeit eines Lebensmittels, die Art der Oberfläche und die Kontaktzeit mit dem Boden für die sogenannte Kreuzkontamination eine entscheidende Rolle. In manchen Fällen betrage die Transferzeit sogar unter einer Sekunde, wie die Forscher online im Fachblatt Applied and Environmental Microbiology berichten.
Die Forscher hatten in ihren Versuchen Enterobacter aerogenes, ein harmloses Bakterium, auf vier verschiedene Oberflächen aufgebracht: auf rostfreiem Edelstahl, Keramikfliesen, Holz und Teppich. Auf diese ließen sie vier verschiedene Nahrungsmittel fallen – Wassermelone, Gummibärchen, Brot und Brot mit Butter. Diese ließen sie wiederum für weniger als eine Sekunde, fünf, 30 und 300 Sekunden liegen. Jede Kombination wurde 20 Mal wiederholt.
Die Wassermelone wies die meisten Kontaminationen auf, Gummibärchen die wenigsten. Dies sei nicht überraschend, sagen die Forscher. Der Bakterientransfer werde am meisten durch Feuchtigkeit beeinflusst. „Bakterien haben keine Beine, sie bewegen sich mit der Feuchtigkeit“, sagt Schaffner. Je feuchter ein Nahrungsmittel sei, desto höher das Risiko des Übergehens. Erstaunlicherweise fanden die Forscher auch heraus, dass die Transferrate bei dem Teppich-Untergrund sehr gering war, im Vergleich zur Rate bei Fliesen und Edelstahl. „Die Beschaffenheit der Oberfläche und der Nahrungsmittel scheint ebenfalls eine wichtige Rolle für den Transfer zu spielen“, sagt Schaffner. Die Fünf-Sekunden-Regel sei nur insofern richtig, als die Kontaktzeit ebenfalls beeinflusst, wie viele Bakterien übergehen. Allerdings tut sie das nicht alleine, weshalb die Regel den Forschern zufolge eine zu starke Vereinfachung ist.
HH